Ich will ein gemeinsames Konto, mein Mann nicht. Was tun?

Gemeinsames Konto - ja oder nein? Diese Frage fällt nicht immer leicht. Was also tun, wenn man sich nicht einigen kann? Wir befragten den Paartherapeuten Dr. Christian Gutschi.

von Beziehungscoach - Ich will ein gemeinsames Konto, mein Mann nicht. Was tun? © Bild: iStockphoto.com

Mein Mann und ich führen einen gemeinsamen Haushalt. Ich hätte gerne ein gemeinsames Konto, mein Mann ist aber partout dagegen. Dieses Thema ist immer wieder ein Streitpunkt. Wie können wir das lösen?

"Beim Geld hört sich manchmal die Liebe auf", fasst Gutschi die Komplexität dieser Fragestellung zusammen. Umso simpler eine der möglichen Herangehensweisen: "Erstellen Sie eine Pro- und Contra-Liste." Was spricht für ein gemeinsames Konto? Was dagegen? Auf diese Weise werden die Vor- ebenso wie die Nachteile deutlich. Sollten Erstere überwiegen und man sich für eine gemeinsame Kontoführung entscheiden, sind klare Regeln vonnöten. Wer zahlt wie viel ein? Für welche Investitionen darf Geld entnommen werden? Und darf dies in Eigenregie erfolgen oder muss jeder Behebung ein gemeinsamer Beschluss vorausgehen? Fragen wie diese seien im Vorfeld sachlich zu besprechen und so konkret wie möglich zu beantworten.

Diese Gefahr birgt das gemeinsame Konto

Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn Konflikte sind bei einem Thema wie diesem fast schon vorprogrammiert. "Bei wirtschaftlichen Verwicklungen kommt es oft auch zu Beziehungsverwicklungen", weiß Gutschi. Sprich: Die finanzielle Angelegenheit wird auf die Beziehungsebene getragen und dort ausgefochten. Im schlimmsten Fall kann dies sogar die Beziehung gefährden, spielen hier oft doch auch noch ganz andere Aspekte hinein, wie etwa Fragen des Selbstwertes oder der Abhängigkeit. Kann ich genügend beitragen, um als ebenbürtiger Partner anerkannt zu werden? Bin ich finanziell auf meinen Partner angewiesen? "Es besteht die Gefahr, dass sich die Wertigkeiten verschieben. Möglicherweise ist die Kontogeschichte auch nur die Spitze des Eisbergs."

»Möglicherweise ist die Kontogeschichte nur die Spitze des Eisbergs«

Dann wäre da noch die Sache mit der Fairness. Ist allein schon die Tatsache, dass man mehr verdient, Grund genug, auch mehr in den gemeinsamen Topf einzuzahlen? Oder aber: Beide zahlen zu gleichen Teilen ein. Beide dürfen jederzeit so viel entnehmen, wie sie brauchen. Ohne zuvor das Einverständnis des Partners einholen zu müssen. Klare Regeln, sollte man meinen. Was aber, wenn der eine sich gerne mal etwas gönnt, während der andere von Natur aus sparsam ist? Wenn der eine immer wieder in den Topf greift, während sich der andere zurückhält? Wie ist es dann um die Fairness bestellt? "Da entstehen sofort Diskussionen. So viele Regeln kann man gar nicht aufstellen", weiß der Paartherapeut.

Warum ist der Partner dagegen?

Abgesehen davon wäre es interessant zu erörtern, warum - in diesem Fall - der Mann der gemeinsamen Kontoführung ablehnend gegenüber steht. Hat er diese Einstellung schlicht und einfach aus seiner Herkunftsfamilie übernommen? Hat er vielleicht selbst schon mal schlechte Erfahrungen auf diesem Gebiet gemacht? Oder will er vermeiden, dass die Frau über seine finanzielle Lage Bescheid weiß? Alles in allem ein sehr heikles Thema. "Grundsätzlich glaube ich, dass getrennte Finanzen eher beziehungsförderlich sind", sagt Gutschi. Entscheidet man sich dennoch für ein gemeinsames Konto, gelte es, die Bedingungen von vornherein so klar als möglich zu regeln.

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Dr. Christian Gutschi ist Klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe. Einer seiner beruflichen Schwerpunkte liegt auf der Paar- und der Sexualtherapie. Darüber hinaus arbeitet er mit Kindern und Jugendlichen und ist als Lektor an der FH Kärntnen für Gesundheitsmanagement tätig.

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