ETFs: Wann sind börsengehandelte Indexfonds sinnvoll?

Exchange Traded Funds, kurz ETFs, sind börsengehandelte Wertpapiere, die über die letzten Jahre immer mehr an Bedeutung gewannen. Zogen sie anfangs überwiegend Profis an, erscheinen die passiv gemanagten Indexfonds inzwischen auch für Privatanleger:innen ob ihrer geringen inneren Kosten immer attraktiver.

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Inhaltsverzeichnis

"ETFs sind ein Merkmal des gesellschaftlichen Wandels und einer veränderten Anlegerkultur. Jeder zehnte Euro wird in Europa passiv, also ohne Fondsmanager preiswert angelegt", schreibt Beate Sander in ihrem Buch "Wohlstand sichern im demografischen Wandel"*.
Demnach habe sich laut Sander das in ETFs angelegte Vermögen in Europa in den vergangenen 17 Jahren mehr als verhundertfacht. "Es gibt bereits über 3.000 Produkte im Wert von rund 700 Milliarden Euro. Weltweit sind es bereits fünf Billionen Dollar."

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Doch was genau steckt hinter der Investmentform und was gilt es zu beachten? News.at hat bei VKI-Experten Bernd Lausecker nachgefragt.

Was sind ETFs?

ETF steht für Exchange Traded Fund. Zuerst mal sind ETFs Wertpapiere. Man kann sie grundsätzlich gut mit herkömmlichen Fonds vergleichen. Sie sind an einen Basiswert - oft einen ganzen Aktien- oder Anleihenkorb - gekoppelt und bilden dessen Wertentwicklung ab. Das kann ein Index - wie zum Beispiel der ATX sein - oder auch ein Rohstoffindex wie Gold (ETC).

Warum wurden ETFs für viele Anleger in den letzten Jahren immer attraktiver?

ETFs haben sehr geringe innere Kosten. Bei Fonds werden oft hohe Management-Fees verrechnet, die vom Ertrag abgezogen werden. ETFs brauchen wenig Analyse und Management, da sie explizit einen "Markt" abbilden oder eben einen Index. Kosten sind ein großer Faktor bei der langfristigen Rendite.

Außerdem bieten ETF die Möglichkeit sich an breiten Portfolios, wie z.B. dem Weltaktienindex, dem MSCI-World, zu beteiligen. Also eine Streuung zu erreichen, die ein einzelner Anleger so kaum erreichen kann.

Wo werden ETFs gehandelt?

ETF sind börsengehandelte Wertpapiere.

Welche ETFs gibt es?

ETFs gibt es in einer Unzahl von Ausprägungen, was den Basiswert betrifft. Von Aktien über Rohstoffe bis zu Währungen.

Auch zu beachten sind physische und synthetische ETF. Bei den physischen werden von dem ETF auch entsprechend Basiswerte, also z.B. Aktien, in der Verteilung des Indexes angeschafft. Bei synthetischen Fonds werden derivate Produkte und Ähnliches eingesetzt, um die ETF-Zusammensetzung abzubilden, was zu leichten Abweichungen in der Wertentwicklung führen kann.

Wie statisch ist ein ETF und wie setzt er sich zusammen? Welche Unterschiede gibt es bei der Gewichtung der einzelnen Werte?

Ein ETF ist per Definition sehr statisch. Ein ETC (Exchange Traded Commodity) auf Gold legt meistens in synthetisches Gold an. Ein ETF auf den ATX (Wiener Aktienindex) legt in Aktien des ATX an - und zwar in der Gewichtung, wie sie im jeweiligen Index vertreten sind.

Dies ist auch der Grund, warum kein großes Management und Analysen inklusive Anlageentscheidungen notwendig sind, was wieder zu der oben genannten Kostenreduktion für den/die Anleger:in führt.

Was sagt das Fondsvolumen aus?

Das Fondsvolumen hat für die Wertentwicklung wenig Aussagekraft. Allerdings sagt es etwas über die Beliebtheit des beinhalteten Korbs oder Basiswertes aus. Und wenn der Fonds zu klein wird, besteht die Gefahr, dass er geschlossen oder fusioniert wird. Dabei geht rechnerisch zwar kein Kapital verloren, allerdings könnte daraus ein etwas anderes Anlageportfolio des neuen Fonds resultieren.

Was ist der Vorteil eines ETF?

Vorteile des ETF sind die geringen internen Kosten sowie die Möglichkeit einer breiten Streuung.

Was ist ein ETF-Sparplan?

Ein ETF-Sparplan entspricht einem Wertpapiersparplan. Die monatliche Einzahlung wird also in den jeweils gewählten ETF investiert.

Für welchen Anlegertyp eignet sich ein solcher Sparplan?

Solche Sparpläne sind für jeden und jede geeignet, der/die monatlich einen bestimmten Betrag in einen Vermögensaufbau stecken möchte. Natürlich gibt es auch andere Produkte, die dafür geeignet sind.

Generell sollten Anleger:innen jedoch darauf achten, dass sie bereits einen "Notgroschen" aufgebaut haben. Auch die Anlagelaufzeit (falls das angesparte Vermögen eher ein Zwecksparen auf z.B. das nächste Auto ist) sollte dabei beachtet werden. Wertpapiere sind für Anlagen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt benötigt werden, nur bedingt geeignet. Eine Prognose, ob dieser Zeitpunkt ein guter Ausstiegszeitpunkt sein wird, ist nahezu unmöglich und kann dann auch zu Kapitalverlusten führen.

Für wen lohnt sich ETF?

ETFs sind eine Wertpapieranlage. Im Endeffekt müssen Anleger:innen entscheiden, ob man dem gewählten Markt/Index/Basiswert eine entsprechend positive Entwicklung zutraut. Das Kapital sollte nicht verplant sein, damit man nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt verkaufen muss. ETFs eignen sich z.B. für eine breite Streuung, um eher in "Märkten" als in einzelnen Aktiengesellschaften anzulegen.

Wie groß ist das Risiko bei einem ETF-Sparplan?

Wie bei jeder Anlage in Wertpapieren liegt ein Kursrisiko vor. Dieses Risiko ist natürlich abhängig von der gewählten Basis. Generell kann man davon ausgehen, dass der ETF faktisch umso weniger Risiko beinhaltet, je breiter gestreut er veranlagt ist. Dabei kann eine Streuung über verschiedene Aktien, Branchen, Ländern etc. mit verschiedenen Gewichtungen ganz unterschiedliche Risikoszenarien ergeben. Ein ETF bzw. ETC auf einen Einzelwert (z.B. Gold oder Kryptowährungen) hat allerdings dasselbe Risiko wie eine Direktanlage.

Wie suche ich einen passenden ETF?

Zuerst muss ich für mich selbst entscheiden, welches Anlageuniversum ich bevorzuge. Breit gestreut über die ganze Welt? Eher Europa - oder doch lieber national in österreichischen Werten? Sollen es Aktien oder Edelmetalle sein?

Über entsprechende Vergleichsseiten im Internet können dann dazu passende ETFs herausgesucht und auch verglichen werden.

Was kostet es, wenn ich ETFs an der Börse kaufe?

Die Kosten für den Erwerb und die Verwahrung von ETF sind vom Broker oder der Bank abhängig.

Wenn ich in einen ETF über Onlinebanking investiere, was gilt es dann zu beachten?

Generell sollte man beachten, dass man bei "order only" im Onlinebanking die alleinige Verantwortung ohne Beratung trägt. Man sollte sich also darüber bewusst sein, worin man investiert. Dafür ist beim Onlinehandel oft eine Kostenersparnis möglich.

Worin liegt der Unterschied zwischen einem ausschüttenden und einem thesaurierenden Fonds?

Ausschüttende Fonds schütten die vom Portfolio generierten Erträge (Dividenden, realisierte Kursgewinne, Zinserträge) ganz oder teilweise aus. Dies erfolgt üblicherweise einmal im Jahr.
Thesaurierende Fonds verzichten auf diese Ausschüttung und legen diese Erträge wieder an, was zu einem Wertzuwachs des Portfolios und zu einer Art Zinseszinseffekt führen kann.

Problematisch für österreichische Anleger:innen können vollständig thesaurierende Fonds durch die Besteuerung werden. Einfach gesagt werden im Fonds erzielte Gewinne von der Gesellschaft berechnet und einmal jährlich ausgewiesen. Diese Gewinne werden versteuert und dem/r Anleger:in dann entsprechend belastet. Damit tätigt man eine Steuervorauszahlung auf eventuelle Kursgewinne. Der steuerliche Anschaffungsbetrag wird über diese angelastete Steuer angepasst. Es kann also passieren, dass einem/r Anleger:in Steuer belastet wird, obwohl man noch keine Kursgewinne realisiert hat. Dieser Betrag muss auf dem Girokonto entsprechend verfügbar sein.

Worin liegt der Unterschied zwischen einem ETF und einem aktiv gemanagten Fonds?

ETFs haben eine fixe Zusammensetzung, die an einen Index etc. angelehnt ist.
Bei einem gemanagten Fonds bewertet die Kapitalanlagegesellschaft die Chancen der einzelnen Werte innerhalb des definierten Anlageuniversums und schichtet das Portfolio entsprechend um. Diese Tätigkeit der Analyse und Entscheidung schlägt sich in den höheren Managementfees nieder.

Ist das Management gut, kann diese flexiblere Portfoliosteuerung einen Vorteil trotz der höheren Gebühren haben. Die Kosten fallen aber auch an, wenn das Management mit den Entscheidungen daneben lag.

Was sind SWAP-ETFs?

SWAP-ETFs sind eine Form von synthetischen ETFs. Der ETF kauft also nicht tatsächlich z.B. Aktien im Verhältnis der Gewichtung eines Index. Er investiert eventuell nur in einen Teil der Aktien oder hat zusätzliche weitere Positionen. Damit die Performance des ETF jedoch abgesichert wird und dem Index entspricht, werden derivate Produkte verwendet. Dabei bestehen bei Swap-Geschäften sogenannte Kontrahentenrisiken.

Synthetische ETFs haben Vorteile wie z.B. leichtere Abbildbarkeit, aber auch eigene Risiken und sollten daher skeptisch und genau betrachtet werden, bevor man in sie investiert.

Ist das Vermögen eines ETFs vor Insolvenzen geschützt?

Grundsätzlich sind ETFs ebenfalls Fonds mit einem Sondervermögen. Insofern besteht ein gewisser Schutz bei einer Insolvenz. Die Risiken des aktuellen Werts, insbesondere auch bei den synthetischen ETFs, können jedoch abweichende Ergebnisse bringen.

Dieser Artikel stellt weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder Veranlagungen dar und ersetzt nicht die persönliche Beratung und Risikoaufklärung im Rahmen einer individuellen und auf die persönlichen Verhältnisse abgestimmten Beratung. Geldanlagen sind stets mit einem gewissen Risiko verbunden. News.at gibt daher keine konkreten Empfehlungen. Getätigte Investitionen erfolgen auf eigene Gefahr.

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