Beruflich umorientieren: Wie kann das gelingen?

Den falschen Beruf gewählt? Doch wie findet man heraus, was man eigentlich will - und wie kann eine Neuorientierung gelingen?

Kommt man nach vielen Berufsjahren drauf, dass der Beruf doch nicht der richtige ist, wird es schwer. Wie kann ich mich beruflich ganz neu orientieren? Wie man als Erwachsener, der mitten im Berufsleben steht, herausfinden kann, was man eigentlich will - und wie diese berufliche Neuorientierung gelingen kann, beantwortet Manuela Vollmann, Geschäftsführerin von ABZ*Austria, dem Verein zur Förderung von Arbeit, Bildung und Zukunft.

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Beruf © Bild: iStockphoto

Häufig kommen Erwachsene mitten im Berufsleben drauf, dass der Beruf der falsche ist – ohne jedoch zu wissen, was besser wäre. Wie findet man heraus, was man eigentlich will?

Aus unserer Erfahrung gibt es oft zumindest die ein oder andere Idee in welche Richtung es gehen soll. Es kann zum Beispiel Sinn machen, sich genau für diese Bereiche AnsprechpartnerInnen zu suchen und mit diesen ein strukturiertes Gespräch zu führen. Wir empfehlen dann auch einen Interviewleitfaden vorzubereiten. So erhält man Insiderinformationen zu den Anforderungen, Aufgaben, Jobchancen und dem Gehalt, die über klassische Internetrecherchen hinausgehen. Gleichzeitig ist das ein guter Reality-Check und man baut sich ein Netzwerk auf. Selbst wenn man dann das Fazit hat, dass der Beruf doch nicht der richtige ist, ist auch dieses Ergebnis positiv zu sehen, da es oft erleichternd ist, mit einer Idee abschließen zu können und keinen unrealistischen Berufswünschen nachzuträumen. Es ist wichtig zu wissen, was realistisch möglich ist.

Das Arbeitsmarktservice bietet mit dem sogenannten Berufskompass die Möglichkeit an, eigene Interessen, Erwartungen, Persönlichkeitsmerkmale und vorhandene Kompetenzen einzugeben und danach Berufe vorgeschlagen zu bekommen, die mit dem Berufslexikon verlinkt sind. Diese Berufe können markiert und gemeinsam mit den Ergebnissen als PDF heruntergeladen werden: www.berufskompass.at . Ebenfalls empfehlenswert ist das Online-Portal für Berufswegsplanung. Generell bieten Kompetenzanalysen eine gute Unterstützung sich der eigenen Stärken bewusst zu werden.

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Für Jugendliche gibt es viele Möglichkeiten wie Berufsmessen, Schnuppertage, und so weiter. Wohin können sich Erwachsene zur Beratung wenden – ohne viel Geld dafür zu bezahlen?

Es gibt einige Beratungsmöglichkeiten, die kostenlos genützt werden können. ABZ*AUSTRIA ist dafür eine sehr gute Anlaufstelle. Für alle Frauen, die einen Job haben, aber sich beruflich umorientieren wollen, bieten wir etwa umfassende Beratung an. Weiters bieten wir als PartnerInnen im Netzwerk "Bildungsberatung in Wien" Frauen und Personen mit Betreuungspflichten unabhängige Bildungs- und Berufsberatung an.

Außerdem gibt es auch Messen, die für Erwachsene spannend sind. Die Stadt Wien organisiert jedes Jahr zum Frauentag eine spannende Veranstaltung im Rathaus. Corona bedingt findet die Messe dieses Jahr am 8. März online statt. Auch die BEST bietet (dieses Jahr ein Online-)Programm an.

»Wir können leider einerseits bestätigen, dass es immer schwieriger wird, Schnuppertage zu bekommen.«

Besteht auch für Erwachsene die Möglichkeit, in Firmen zu „schnuppern“?

Wir können leider einerseits bestätigen, dass es immer schwieriger wird, Schnuppertage zu bekommen. Praktikumsmöglichkeiten gibt es vor allem im Zuge einer Ausbildung. Die zeitlichen und räumlichen Ressourcen sind bei vielen Unternehmen knapp. Andererseits merken wir aber auch, dass dies sehr branchenabhängig ist. In Bereichen, in denen es einen großen Mangel an Personal gibt, bietet man gerne Schnuppertage an. Deshalb ist es etwa für Frauen im technischen Bereich, aber auch Männer im Pflegebereich eine gute Option.

Wenn das Angebot begrenzter ist, braucht es auf jeden Fall ein Herausstechen des Ansuchens. Wie bei einem Bewerbungsschreiben empfehlen wir auch für das „Schnuppern“ sich eingehend mit der Firma zu beschäftigen, für die man eine Eintrittskarte möchte. Je mehr es gelingt zu vermitteln, warum man Interesse an genau diesem Bereich hat, desto besser. Ein Anschreiben mit „Sehr geehrte Damen und Herren“ und „ich suche ein Praktikum“ reicht oft nicht, wir empfehlen immer einen persönlichen Kontakt zu recherchieren und schon im ersten Anschreiben in Sachen Ausdruck, Kenntnisse über das Unternehmen und Layout zu punkten.

Literaturtipps zum Thema:

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Hat man etwas gefunden, das man vielleicht machen möchte: Wie geht man weiter vor?

Nun gilt es konkrete Informationen über die Ausbildungen zu recherchieren. Wie erwähnt, macht es auch Sinn mit Menschen zu sprechen, die bereits in dem gewünschten Bereich tätig sind und in jedem Fall die kostenlosen Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen, um sich vor, während und auf Wunsch auch nach der Ausbildung von erfahrenen Coaches und BeraterInnen begleiten zu lassen.

»Es ist oft einfacher, gemeinsam einen Weg zu finden. «

Wie kann so eine Umorientierung in der Mitte des Berufslebens gelingen? Worauf gilt es zu achten? Wie minimiert man das Risiko?

Es gibt einige Ausbildungen, die finanziell unterstützt werden, wie zum Beispiel über das Programm „Frauen Handwerk und Technik – FIT“ oder über den WAFF. Wichtig ist, in jedem Fall die eigenen Ressourcen zu kennen und mit den Rahmenbedingungen der Ausbildung abzugleichen. Welche finanziellen Mittel habe ich zur Verfügung, welche zeitlichen Ressourcen brauche ich, aber auch wie sieht es räumlich aus – habe ich einen Ort, wo ich mich zum Lernen zurückziehen kann? Bei vielen Frauen spielt das Vereinbarkeitsthema eine große Rolle. Wie kann die Kinderbetreuung organisiert werden? Habe ich einen Partner/eine Partnerin und wie teilen wir uns die Hausarbeit und Kinderbetreuung auf? Habe ich Kontakte, die im Notfall einspringen können? Gibt es ältere Angehörige, die ich pflegen und versorgen muss? Auch bei der Beantwortung dieser Fragen können unsere BeraterInnen unterstützend mit vielen Tipps zur Seite stehen. Es ist oft einfacher, gemeinsam einen Weg zu finden.