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Zölle treiben Unternehmensinsolvenzen 2025 und 2026 in die Höhe

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Acredia-Vorständin Gudrun Meierschitz

©Martina Draper

Laut einer aktuellen Studie von Acredia und Allianz Trade steigen die weltweiten Unternehmensinsolvenzen auch 2025 und 2026 weiter an. In Österreich wird ein Plus von sechs Prozent erwartet, bevor sich die Lage frühestens 2027 entspannt – Zölle und KI-Boom erhöhen Risiken

Eine Trendwende bei Unternehmensinsolvenzen ist laut einer aktuellen Analyse der Kreditversicherer Acredia und Allianz Trade vorerst nicht in Sicht. Demnach dürften die globalen Firmenpleiten 2025 um sechs Prozent und 2026 um weitere fünf Prozent steigen. Erst 2027 wird ein leichter Rückgang um ein Prozent erwartet.

Österreich: Kurs auf Insolvenzrekord

Auch in Österreich bleibt die Zahl der Insolvenzen hoch. Nach einem deutlichen Anstieg im Vorjahr rechnet Acredia für 2025 mit rund 6.950 Fällen, was einem Plus von sechs Prozent entspricht. Damit steuert Österreich auf das vierte Jahr in Folge mit steigenden Unternehmenspleiten zu und nähert sich dem bisherigen Rekordwert aus 2005 (7.050 Fälle). Besonders betroffen sind weiterhin Einzelhandel, Baugewerbe und Gastgewerbe, zunehmend auch kleinere Betriebe.

Hintergrund dieser Entwicklung sind eine schwache Binnenkonjunktur, die verzögerte Erholung nach der Rezession sowie die anhaltenden Schwierigkeiten der deutschen Wirtschaft, dem wichtigsten Handelspartner Österreichs. Für 2026 erwartet Acredia eine leichte Stabilisierung mit einem Rückgang der Insolvenzen um rund fünf Prozent auf etwa 6.600 Fälle. Erst 2027 könnte sich die Lage mit rund 6.000 Fällen spürbar entspannen.

Lage bleibt angespannt

„Die Insolvenzlage bleibt angespannt, zeigt aber erste Anzeichen einer Bodenbildung“, sagt Gudrun Meierschitz, Vorstandsmitglied von Acredia. Viele Unternehmen hätten in den vergangenen Jahren an Widerstandskraft gewonnen und würden gestärkt aus der aktuellen Phase hervorgehen. Dennoch liege das Niveau auch 2026 noch rund 30 Prozent über dem Vorkrisendurchschnitt.

Zu den größten Herausforderungen zählen laut Meierschitz steigende Finanzierungskosten, anhaltender Margendruck und zunehmende Liquiditätsspannen entlang der Lieferketten. „Viele Unternehmen arbeiten mit knappen Reserven und sehen sich mit wachsenden Außenständen konfrontiert“, so Meierschitz.

Wer zu schnell expandiert, steht unter Druck

Ein zusätzlicher Risikofaktor seien die neuen US-Zölle, deren volle Auswirkungen erst 2026 spürbar werden dürften. Österreich als exportorientierte Volkswirtschaft reagiere besonders sensibel auf Veränderungen im Welthandel. Betroffen seien vor allem Branchen wie Maschinenbau, Metallverarbeitung und Fahrzeugindustrie.

Darüber hinaus weist Acredia auf ein erhöhtes Insolvenzrisiko durch den Gründungsboom im Technologie- und KI-Bereich hin. Viele Start-ups seien stark fremdfinanziert und dadurch anfällig für steigende Zinsen oder sinkende Investitionen. „Wir sehen derzeit keine Welle, aber eine klare Differenzierung: Wer tragfähige Geschäftsmodelle und stabile Cashflows hat, setzt sich durch, wer zu schnell expandiert hat, steht unter Druck“, erklärt Meierschitz.

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