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Trotz Regierungsanordnung: Streik bei Air Canada geht weiter

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Protest von Belegschaft bei Air Canada in Montreal
©AFP, APA, ANDREJ IVANOV
Im Tarifkonflikt bei der Fluggesellschaft Air Canada spitzt sich die Lage zu. Das Kabinenpersonal will seinen Streik fortsetzen und sich einer Anordnung der Regierung zur Wiederaufnahme der Arbeit widersetzen. Die Gewerkschaft Canadian Union of Public Employees (CUPE) bezeichnete die Anordnung am Sonntag als verfassungswidrig.

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Die Mitglieder würden im Streik bleiben, teilte die Gewerkschaft mit und forderte Air Canada auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, "um einen fairen Abschluss zu verhandeln". Die Flugbegleiter sollten ihre Arbeit eigentlich um 14.00 Uhr Ortszeit (20.00 Uhr MESZ) wieder aufnehmen.

Der Streik hatte am Samstag zum Ausfall von rund 700 Flügen geführt, wovon mehr als 100.000 Passagiere betroffen waren. Es ist der erste Ausstand der Flugbegleiter seit 1985, nach monatelangen, ergebnislosen Tarifverhandlungen.

Die kanadische Regierung unter Ministerpräsident Mark Carney hatte am Samstag eingegriffen, um den Ausstand der mehr als 10.000 Flugbegleiter zu beenden. Die zuständige kanadische Behörde (CIRB) hatte daraufhin einem Antrag der Regierung zugestimmt, ein verbindliches Schlichtungsverfahren anzuordnen. Die Fluggesellschaft hatte diesen Schritt gefordert, die Gewerkschaft lehnte ihn jedoch vehement ab. Das kanadische Arbeitsgesetz gibt der Regierung die Befugnis, die CIRB zum Schutz der Wirtschaft mit einer solchen Schlichtung zu beauftragen. Es gilt als ungewöhnlich, dass eine Gewerkschaft eine Anordnung der CIRB missachtet.

Air Canada hatte zuvor mitgeteilt, den Flugbetrieb am Sonntagabend wieder aufnehmen zu wollen. Der umstrittenste Punkt im Konflikt ist die Forderung der Gewerkschaft nach einer Bezahlung für die Zeit am Boden zwischen den Flügen und während des Einsteigens der Passagiere. Die Flugbegleiter werden größtenteils nur bezahlt, wenn sich das Flugzeug bewegt.

Die Gewerkschaft warf der Vorsitzenden der CIRB, Maryse Tremblay, zudem einen "erschütternden Interessenskonflikt" vor und forderte ihre Abberufung. Tremblay sei in der Vergangenheit als leitende Anwältin für Air Canada tätig gewesen. Air Canada, die CIRB und ein Sprecher der kanadischen Regierung waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Die kanadische Behörde für Arbeitsbeziehungen (Canada Industrial Relations Board, CIRB) ist ein unabhängiges Verwaltungsgericht. Nach eigenen Angaben funktioniert sie wie ein Gericht, doch ihre Verfahren sind weniger formell. Ihre Aufgabe besteht darin, Arbeitskonflikte und bestimmte Berufungsverfahren zu schlichten.

Flight attendants protest in front of the Air Canada headquarters near Pierre-Elliott Trudeau Airport in Montreal, Quebec, Canada, on August 17, 2025. Canadian transport minister Patty Hajdu called for binding arbitration and a return to work order that Air Canada said they would put into effect as of 2PM EST on August 17, 2025. However, the union representing Air Canada flight attendants said that they would contest the return to work order and will continue to strike. (Photo by ANDREJ IVANOV / AFP)

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