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"Bestimmte Entwicklungen, die man sich vielleicht vor 20 Jahren gar nicht vorstellen hätte können, müssen dann wegen veränderter Rahmenbedingungen trotzdem vollzogen werden", so der Chef des Gewerkschaftsbunds zur Zeitung. Er sehe aber in der Wirtschaftskammer "durchaus engagierte Kräfte", die einen Wandel vollziehen wollen. Ein generelles Problem sei die öffentliche Wahrnehmung: "Jeden Tag dringen aus der Wirtschaft die Meldungen, dass alles den Bach runtergeht. Das macht etwas mit den Wirtschaftstreibenden. Es würde der Sozialpartnerschaft helfen, wenn auf der Unternehmensseite wieder mehr Verlässlichkeit und weniger Alarmismus herrschen würden."
Zu den Kollektivvertragsverhandlungen sagte Katzian, dass bei trister Wirtschaftslage in Ausnahmefällen die rollierende Inflation nicht abgegolten werden müsse - so geschehen zuletzt bei den Metallern. "Das ist in der Geschichte immer wieder vorgekommen. In einer schwierigen Situation - und Österreich ist im dritten Jahr einer Industrierezession - versucht man zu schauen, ob mit einem Krisenabschluss geholfen werden kann." Klar müsse aber sein: "Ein Modell für alles andere sind diese Entscheidungen sicher nicht." Lohnzurückhaltung schade auf Dauer auch dem Budget, weil dadurch der Konsum gedämpft und damit weniger Steuereinnahmen generiert würden.
Reformen in der Wirtschaftskammer hält auch WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik für erforderlich. Gegenüber der "Presse" (Donnerstagausgabe) zeigte er sich etwa offen, über die Notwendigkeit der Länderkammern zu sprechen, warnte aber davor, "die Realität in den Bundesländern" aus der "Wiener Blase" heraus zu beurteilen. "Regional verwurzelte Ansprechpartner sind wichtig. Man muss Aufgaben neu verteilen, keine Frage. Aber zu sagen, wir schaffen das alles ab und machen eine zentrale Stelle, die allen alles erklärt - das halte ich für gefährlich verkürzt." Nicht näher äußern wollte sich Trefelik hingegen zur Diskussion um eine Abschaffung der Kammerumlage 2.
Was den Rücktritt von Harald Mahrer als WKÖ-Chef betrifft, meinte Trefelik: "Angesichts der öffentlichen Diskussion war er irgendwann nicht mehr haltbar, das ist klar." Aber: "Die Art und Weise, wie er zu Fall gebracht wurde - auch durch Parteifreunde - war schon heftig. Einige haben da wohl auch eine persönliche Rechnung beglichen."





