Gregor Rosinger
©Matt ObserveFast 500 Jahre waren die Ahnen von Gregor Rosinger im Finanzwesen aktiv. Seit vier Jahrzehnten sitzt der Magnat an der Spitze des Familienunternehmens und hat die Dynastie erfolgreich in die Moderne geführt – mit einem Vorgehensmodell, das Kapitalmarkt und Industrie auf einzigartige Weise verbindet.
Kaiserliches Wetter begleitet unser Treffen mit Gregor Rosinger. Die barocke Vorfahrt mündet in einen imposanten Wohnsitz, der eher an eine Residenz erinnert. Eine förmliche Audienz ist jedoch überflüssig – selbst, wenn Rosingers 16- bis 18-Stunden-Tage die Terminplanung erschweren.
Seit 1530 im Finanzwesen
„Der Adel wurde schließlich 1919 aufgehoben“, sagt er mit einem Lächeln. Alle vier direkten Linien seiner Vorfahren entstammen dem Adel; eine sogar aus dem reichsgräflichen Stand. Das historische Geschäftswappen prägt heute noch die Räume der Familie und taucht in abstrahierter Form in der Corporate Identity seines Konzerns auf.
Auf sein heutiges Leben haben die Wurzeln praktisch keinen Einfluss. Von weit größerer Bedeutung ist, dass seine Vorfahren seit 1530 im Finanzwesen tätig waren. Seit über vier Jahrzehnten sitzt er nun an der Spitze des Familienunternehmens und hat es von der Tradition in die Moderne geführt. Mit Erfolg: Die von der Europäischen Kommission für ihre Marktbedeutung ausgezeichnete „Rosinger Group“ ist heute erste Anlaufstelle für Börsenlistings von Small & Mid-Caps.
Vom Mittelalter in die Moderne
Als Gregor Rosinger 1985 – parallel zum Studium der Verfahrenstechnik, kombiniert mit Wirtschaft und Recht in Graz – 19-jährig in die Familiengeschäfte einsteigt, waren die Unternehmen und Beteiligungen noch nicht in Zweige oder Holdings zusammengefasst. Über Jahrhunderte investierte man vor allem nach opportunistischen Gesichtspunkten.
Rosinger erkennt früh, dass eine Verbindung zwischen den familiären Kapitalmarktaktivitäten sowie den industriellen Aktivitäten der Familie ein einzigartiges Vorgehensmodell schaffen könnte, das erhebliche Vorteile mit sich bringen würde – sowohl gegenüber den zu dieser Zeit neu auf den Markt gekommenen Private-Equity-Anbietern, aber auch gegenüber aus der Industrie kommenden strategischen Investoren.
Grundlage dafür schafften das finanztechnische und industrielle Know-how sowie das teils seit Jahrhunderten bestehende Kontaktnetzwerk. Das Ziel: Kapitalmarkt- und Beteiligungsprojekte zu skalier- und reproduzierbaren, industriellen Prozessen zu machen –und so das mittelalterliche Geschäftsmodell in die moderne Zeit zu tradieren.
Regionale Mittelstands Sicherung
1993 entwickelt Rosinger schließlich – gemeinsam mit seiner Ehefrau Yvette Rosinger, die ebenfalls als Investorin im Konzern tätig ist – das einzigartige Modell der Regionalen Mittelstands Sicherung, kurz: RMS. „Vereinfacht erklärt, handelt es sich dabei um ein Vorgehensmodell, bei dem etablierten und regional bedeutenden mittelständischen Unternehmen durch einen Investor Kapital, Know-how und Kontaktnetzwerk zur Verfügung gestellt werden, um deren Fortbestand durch Umstrukturierung und/oder Internationalisierung zu sichern. Auch ein Börsenlisting-Projekt nach unserer Vorgehensweise fällt im Regelfall unter die Regionale Mittelstands Sicherung“, erklärt Rosinger.
Apropos Börsenlisting: Neben über 400 Kapitalmarkttransaktionen hat Gregor Rosinger seit 1985 bereits 73 Unternehmen erfolgreich an die Börse begleitet – zuletzt die Südtiroler Unternehmen ReGuest S.p.A., Zeppelin Hotel Tech S.p.A. und Gallmetzer HealthCare S.p.A. Das für ihn Spannendste daran: „Da ich die Projekte selbst aussuche, kann ich durch meine Entscheidungen gesellschaftliche aber vor allem technologische Trends beeinflussen bzw. beschleunigen.“
Group versus Gruppe
Damit gelingt im Zuge der 90er die Strukturierung der von Rosinger kontrollierten Unternehmen, Beteiligungen und Assets in zwei getrennte, aber dennoch zusammenhängende Geschäftszweige – der Unterschied zwischen Rosinger Group und Rosinger Gruppe liegt demnach nicht alleine in der Sprache. Während Erstere die Aktivitäten des Finanzkonzerns beschreibt, repräsentiert die Gruppe industrielle Unternehmen.
„Unser industrieller Fokus liegt auf der gesamten verfahrenstechnisch-industriellen Wertschöpfungskette – von Standortentwicklung über Engineering, Maschinen- und Anlagenbau, Kraftwerksbau bis hin zu den Anwendern verfahrenstechnischer Anlagen. Von der Stahlindustrie bis zur Lebensmittelindustrie ist unser Tätigkeitsradius ein weiter“, so Rosinger.
Außerdem ist man in der Mobilitätswirtschaft fest verankert. „Hierbei liegt der Fokus neben Automotive auf Luft-, Raum- sowie Schifffahrt.“ Agiert wird hierbei in einer länderübergreifenden, mitteleuropäischen Struktur – dass dabei Finanz und Technik aufeinandertreffen, ist kein Zufall: „Synergien gilt es, gezielt zu nutzen – immer und überall.“
Aus eigenem Kapital
Dass Rosinger Investmententscheidungen stets am Puls der Zeit trifft, ist seit jeher Teil des Erfolgsgeheimnisses: „Die Branchen unserer Investments wechselten in der Geschichte laufend und ordneten sich ständig den Bedürfnissen der Zeit unter.“
Ebenfalls unverändert: Investiert wird ausschließlich eigenes Kapital. „Aktuell verfügt der Rosinger-Konzern über ein konsolidiertes, voll einbezahltes Stammkapital von 40,03 Millionen Euro und hat keine Bankverbindlichkeiten“, so der Magnat. „Das schafft die Grundlage für unternehmerische Freiheit und strategische Unabhängigkeit.“
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 51+52/2025 erschienen.

