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Sensor-Pflaster entdeckt häufiger Fieber bei Chirurgie-Patienten

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++ ARCHIVBILD ++ Anzeichen für mögliche Infektion zu knapp 94 Prozent entdeckt
©APA, dpa, Arne Dedert
Eine bei Chirurgie-Patienten verwendete kontinuierliche Körpertemperaturmessung per Sensor-Pflaster entdeckt nach Operationen auftretendes Fieber frühzeitig zu knapp 94 Prozent. Die herkömmliche Messung per Infrarot-Fieberthermometer identifiziert nur etwas mehr als 36 Prozent der Fälle. Das ist das Ergebnis einer klinischen Studie an der Grazer Universitätsklinik mit dem steirischen "Patch"-System.

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Nach chirurgischen Eingriffen kann auftretendes Fieber den ersten Hinweis auf eine potenziell schwerwiegende Komplikation durch eine Infektion sein. Je früher und zuverlässiger ein Anstieg der Körpertemperatur bei betroffenen Patienten bemerkt wird, desto besser ist es. Normalerweise erfolgt - abseits von Intensivstationen - das Fiebermessen im Spital in Intervallen und per Infrarot-Fieberthermometer. Das dokumentiert die Körpertemperatur natürlich nur punktweise.

Ein in der Steiermark von einem Medizintechnikunternehmen entwickeltes System (SteadyTemp) könnte eventuell einen Fortschritt darstellen. Es basiert auf einem temperaturempfindlichen Sensor, der in ein Klebepflaster eingebettet ist. Dieser "Patch" wird seitlich der Brust unter dem Arm angebracht, wo er kontinuierlich die Körpertemperaturwerte zu festgelegten Zeitintervallen erfasst. Die aufgezeichneten Daten können per Near-Field-Communication (NFC) von tragbaren und mit der Software ausgerüsteten Geräten, zum Beispiel Smartphones, ausgelesen werden.

Jetzt haben Grazer Wissenschafter das System an der Universitätsklinik für Chirurgie im klinischen Alltag im Vergleich zur herkömmlichen Fiebermessung getestet. "Ziel dieser Studie war es, zu evaluieren, ob die kontinuierliche axilläre Temperaturmessung mittels eines tragbaren Pflasters im Vergleich zur konventionellen intermittierenden Infrarot-Thermometrie eine frühere Erkennung postoperativer Infektionen ermöglicht", schrieben Lars Schäfer und seine Co-Autoren, unter ihnen Experten von dem Entwicklerunternehmen "SteadySense" (Seiersberg-Pirka) im "Journal of Clinical Monitoring and Computing" (https://doi.org/10.1007/s10877-025-01383-y).

In die Studie wurden 103 chirurgische Patienten über einen Zeitraum von elf Monaten beobachtet. Die kontinuierliche Temperaturmessung mit dem Sensorsystem unter der Achsel wurde mit routinemäßigen Infrarotmessungen verglichen. Primär ging es um die Fiebererkennungsrate (38 Grad Celsius oder darüber).

Die Hauptergebnisse, so die Wissenschafter: "Die kontinuierliche Messung identifizierte Fieber bei 31 von 33 betroffenen Patienten (93,9 Prozent), während die Infrarot-Fiebermessung nur in zwölf Fällen (36,4 Prozent) Fieber erfasste. In 16 Fällen, in denen aufgrund neu aufgetretenen Fiebers eine Antibiotikatherapie eingeleitet oder angepasst wurde, erfasste das Pflaster bei 15 Patienten Fieber, im Vergleich zu nur sieben Fällen mittels herkömmlicher Fiebermessung. Bei fünf Patienten wurden chirurgische Eingriffe aufgrund des Verdachts auf Infektionen durchgeführt. In allen diesen Fällen wurde Fieber durch das Pflaster erfasst, während die Infrarotthermometrie nur bei zwei dieser Patienten Fieber nachwies."

Die Studie lege nahe, dass eine kontinuierliche Temperaturüberwachung bei Patienten nach chirurgischen Eingriffen die Überwachung auf Infektionen verbessern könnte. Damit könnten auch früher Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Laut Schätzungen treten Infektionen bei rund 15 Prozent der Patienten auf Intensivstationen auf. In Europa dürften davon pro Jahr rund 3,5 Millionen Kranke betroffen sein. Die Zahl der dadurch hervorgerufenen Todesfälle liegt jährlich bei etwa 90.000.

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