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Posthum Geehrte und zunehmend Frauen: Fakten zu den Nobelpreisen

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Seit 1901 werden die Nobelpreise an Menschen und Organisationen verliehen, die aus Sicht der Juroren in außergewöhnlicher Weise zum Fortschritt der Menschheit beigetragen haben. Die diesjährigen Preisträger und Preisträgerinnen werden von Montag (6. Oktober) an verkündet. Die prestigeträchtigen Auszeichnungen erhielten auch schon sehr junge Personen. Der Anteil der Frauen ist niedrig - auch wenn die jüngsten Vergaberunden Hoffnung schüren.

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2014 wurde die pakistanische Aktivistin Malala Yousafzai mit 17 Jahren die jüngste Prämierte in der Geschichte der Nobelpreise. 1915 hatte der Australier Lawrence Bragg mit 25 Jahren zusammen mit seinem Vater den Physik-Nobelpreis für Arbeiten erhalten, an denen er mit 21 Jahren beteiligt gewesen war. Die irakische Jesidin Nadia Murad war 2018 ebenfalls erst 25 Jahre alt, als sie den Friedensnobelpreis bekam.

Der älteste Nobelpreisträger zum Zeitpunkt der Auszeichnung war der US-Physiker John B. Goodenough, der 2019 mit 97 Jahren für seinen Beitrag zur Entwicklung moderner Lithium-Ionen-Akkus den Chemie-Nobelpreis bekam. Ein Jahr zuvor war sein Landsmann Arthur Ashkin mit 96 Jahren mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet worden.

In den verschiedenen Kategorien gingen die Nobelpreise seit 1901 nur 66 Mal an eine Frau. Eine von ihnen war der erste Mensch, der zweimal mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde: Die polnischstämmige Französin Marie Curie bekam 1903 den Physik-Nobelpreis und 1911 den Chemie-Nobelpreis.

Die Nobelpreise sind also eine Männerdomäne. Das ändert sich jedoch langsam. Seit Beginn dieses Jahrhunderts wurden 36 Frauen ausgezeichnet und damit mehr als in den beiden vorangegangenen Jahrzehnten. 2009 erhielt eine Rekordanzahl von fünf Frauen einen Preis, darunter die erste mit einem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnete Frau, die US-Wissenschafterin Elinor Ostrom.

Es gibt den Nobelpreis für Medizin, Chemie und Physik, aber keinen für Mathematik. Zu den Gründen kursierte lange eine Legende, die erst in den 1980er-Jahren von Forschern widerlegt wurde: Es wurde erzählt, der Preisstifter Alfred Nobel habe sich damit an dem Geliebten seiner Mätresse, dem Mathematiker Magnus Gösta Mittag-Leffler, rächen wollen. Es gibt aber keine Fakten, die diese These stützen.

Plausibler ist diese Erklärung: Als Nobel 1895 sein Testament verfasste, in dem er die Preise stiftete, existierte in Schweden schon eine renommierte Auszeichnung für Mathematik. Außerdem genossen die angewandten Naturwissenschaften zu Beginn des 20. Jahrhunderts größeres Ansehen als die Mathematik.

In den vergangenen Jahrzehnten konnten mehrere Friedensnobelpreisträger ihre Auszeichnungen nicht selbst in Oslo entgegennehmen. Der Journalist und Pazifist Carl von Ossietzky wurde in einem Konzentrationslager der Nazis festgehalten, als er 1936 für den Preis ausgewählt wurde. Der sowjetische Dissident Andrej Sacharow musste sich in Oslo von seiner Frau Elena Bonner vertreten lassen.

1983 lehnte der polnische Solidarnosc-Anführer Lech Walesa eine Reise nach Oslo aus Angst ab, nicht mehr in sein Land zurückkehren zu können. Die myanmarische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi stand unter Hausarrest, als sie 1991 ausgezeichnet wurde. Die Militärjunta erlaubte ihr zwar die Reise nach Oslo, Suu Kyi lehnte dies aber ebenfalls ab aus Angst, nicht wieder heimkehren zu können.

Der Preisträger von 2010, der chinesische Dissident Liu Xiabo, war damals in Haft. Sein Sessel blieb bei der Preisverleihung demonstrativ leer. 2022 konnte der inhaftierte belarussische Menschenrechtsaktivist Ales Bjaljazki den Friedensnobelpreis nicht entgegennehmen, seine Frau Natalia Pintschuk vertrat ihn in Oslo. Vor zwei Jahren saß die iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi während der Verleihungszeremonie im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis in Haft.

Seit 1974 besagen die Statuten der Nobel-Stiftung, dass die Preise nicht posthum verliehen werden dürfen - es sei denn, der Tod tritt nach der Verkündung des Preisträgers ein. Zuvor waren nur zwei Menschen posthum mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden, die beiden Schweden Dag Hammarskjöld und Erik Axel Karlfeldt.

Hammarskjöld bekam den Friedensnobelpreis 1961 zugesprochen, kurz nachdem der damalige UNO-Generalsekretär bei einem Flugzeugabsturz in Afrika ums Leben gekommen war. Der Dichter Karlfeldt bekam den Literatur-Nobelpreis ebenfalls kurz nach seinem Tod 1931 zuerkannt.

2011 wurde nach der Verkündung des Medizin-Nobelpreises für den Kanadier Ralph Steinman bekannt, dass dieser drei Tage zuvor gestorben war. Die Nobel-Stiftung entschied, Steinman trotzdem weiter zu den Preisträgern zu zählen.

Die Träger der Nobelpreise werden alljährlich Anfang Oktober verkündet. Überreicht werden die Auszeichnungen aber erst am 10. Dezember: die in den Wissenschaftskategorien, in Literatur und Wirtschaft in der schwedischen Hauptstadt Stockholm und der Friedensnobelpreis in Norwegens Hauptstadt Oslo. Der 10. Dezember ist der Todestag des Stifters Alfred Nobel. Der Erfinder des Dynamits hatte von 1833 bis 1896 gelebt.

In Stockholm folgt der Preisverleihung ein Bankett mit etwa 1.300 geladenen Gästen im Rathaus der Stadt. In Oslo versammeln sich etwa 1.000 geladene Gäste im Rathaus, darunter in der Regel das norwegische Königspaar, Diplomaten und andere Promis. Später gibt es ein Bankett für einen etwas kleineren Kreis im Grand Hotel.

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA

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