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Lungenkrebs - Med Uni Graz erforscht Einfluss von Mutationen im Blut

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++ ARCHIVBILD ++ Neben Prostata- und Brustkrebs ist Lungenkrebs die häufigste Krebsart (Archivbild)
Neben Prostata- und Brustkrebs ist Lungenkrebs die häufigste Krebsart. Aktives und passives Rauchen, Umwelt, erbliche Einflüsse und das Lebensalter erhöhen das Risiko. Wie genetische Veränderungen im Blut die Entstehung und den Verlauf des Bronchialkarzinoms beeinflussen können, untersucht ein europäisch-kanadisches Forschungsteam mit Mitteln der EU. Rund ein Drittel des Fördervolumens von einer Million Euro geht an die Med-Uni Graz, teilte die Universität am Dienstag mit.

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Wenn wir altern, werden Veränderungen im Erbgut blutbildender Stammzellen häufiger. Wie die Wissenschaft bereits erkannt hat, können die Mutationen im Blut zur sogenannten klonalen Hämatopoese von unbestimmtem Potenzial (CHIP) führen. Diese meist unbemerkte Veränderung kann wiederum das Risiko für Blutkrebs, aber auch für Tumore wie Lungenkrebs oder auch Bauchspeicheldrüsenkrebs erhöhen.

Die Mechanismen dahinter sind noch weitgehend unbekannt, doch das internationale Forschungsteam verfolgt einen interessanten Ansatz: "Wir vermuten, dass CHIP-veränderte Blutzellen entzündungsfördernde Botenstoffe produzieren, die das Tumorwachstum begünstigen oder Krebstherapien abschwächen", erklärte Michael Dengler von der Klinischen Abteilung für Onkologie. Er leitet das Projekt seitens der Med-Uni Graz. "Wenn wir besser verstehen, wie durch CHIP veränderte Blutzellen mit der Tumorumgebung interagieren, eröffnen sich neue Wege für personalisierte Behandlungsstrategien", beschrieb Michael Dengler, die Zielrichtung des EU-Projektes SARAH (Study on clonal hematopoiesis-associated inflammation in cancer). Das Team aus Graz ist wichtig für die Entwicklung und Überprüfung von Modellen, die vor der Anwendung am Menschen getestet werden, und für die Bestätigung ihrer Wirksamkeit in der Klinik.

Mit der biotechnologischen Methode CRISPR-Cas9, einer Art 'Genschere', und klinisch relevanten Krebsmodellen wird die Rolle des Proteins CHIP bei Lungenkrebs untersucht. Gleichzeitig werden Gewebeproben von Patienten analysiert, um die Forschungsergebnisse in den klinischen Kontext zu überprüfen. Das Ziel ist, neue therapeutische Ansätze zu entwickeln, die gezielt gegen die durch CHIP verursachten Entzündungsprozesse wirken und bestehende Behandlungen verbessern.

Das Projekt zielt auch darauf ab, neue Biomarker zu finden, die helfen sollen, Patienten mit hohem Risiko zu identifizieren und diejenigen zu erkennen, die besonders gut auf bestimmte Therapien ansprechen. "Zusätzlich zur Tumortherapie könnten Ärzte auch gezielt die potenziell gefährlichen CHIP-Blutveränderungen behandeln, bestehende Therapien effektiver machen und dadurch die Überlebenschancen von Lungenkrebs-Patienten verbessern", zeigte Dengler optimistisch. "Gerade in der Onkologie brauchen wir Ansätze, die über die reine Betrachtung des Tumors hinausgehen", betonte Philipp Jost, der Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie an der Med Uni Graz sowie des Universitären Comprehensive Cancer Center Graz. Aus seiner Sicht rücken damit bessere personalisierte Behandlungsstrategien für Lungenkrebs "in greifbare Nähe".

Am Projekt sind neben der Med Uni Graz Forschende des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), der Universität Lübeck sowie die kanadische Université de Montréal beteiligt.

ARCHIV - 17.06.2010, Bayern, München: Ein Arzt zeigt auf ein Röntgenbild einer von Krebs befallenen Lunge. (zu dpa: «Mehr Frauen sterben an Lungenkrebs») Foto: Felix Hörhager/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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