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Klima-Glossar: Zementproduktion

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©APA (Hirsch), APA
Rund sieben Prozent der globalen CO2-Emissionen werden von der Zementindustrie verursacht. Doch Zement gilt als einer der wichtigsten Baustoffe unserer Zeit. Ohne ihn gäbe es keine Hochhäuser, Straßen oder Brücken. Die österreichische Zementindustrie will, auch aus Kostengründen, bis 2050 klimaneutral werden. Gelingen soll das durch neue Technik, alternative Brennstoffe und mehr Effizienz in der Produktion.

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Laut der europäischen Zementvereinigung (Cembureau) wurden 2023 weltweit mehr als vier Milliarden Tonnen Zement hergestellt. Aus der Menge Zement können 30 Milliarden Tonnen Beton erzeugt werden, wie der Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie (VÖZ), Sebastian Spaun, im Gespräch mit der APA erklärt: "Das bedeutet, dass wir einmal pro Woche Paris bauen oder einmal pro Monat New York."

Global gesehen verursacht die Zementindustrie laut der internationalen Zementvereinigung (GCCA) jährlich 2,5 Gigatonnen CO2 und ist damit für sieben Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Der CO2-Ausstoß pro Tonne produziertem Zement liegt laut VÖZ-Zahlen aus 2022 im internationalen Durchschnitt bei 610 Kilogramm - hierzulande waren die Emissionen 2024 mit 486 Kilogramm CO2 im weltweiten Vergleich besonders niedrig. Dennoch sucht die heimische Zementindustrie nach Möglichkeiten, CO2 einzusparen.

Der Herstellungsprozess besteht aus drei Abschnitten: Rohstoffgewinnung, Brennen und Mahlung. Zunächst werden Kalkstein und Ton abgebaut und gemahlen, wodurch das Rohmehl entsteht. Um die chemische Zusammensetzung zu optimieren, werden Korrekturmaterialien wie Sand, Eisenoxid oder Bauxit beigemengt.

Im Drehrohrofen wird das Rohmehl auf bis zu 1.450 Grad Celsius erhitzt. Ab etwa 850 Grad wird aus dem Kalkstein Kohlendioxid freigesetzt (Entsäuerung). Im Hochtemperaturbereich von 1.250 bis 1.450 Grad verschmilzt das Rohmehl teilweise - dabei entstehen die kugeligen Klinkerstückchen, die beim anschließenden raschen Abkühlen ihre typische feste Struktur erhalten.

Der so gewonnene Zementklinker wird danach gemeinsam mit Gips (zur Steuerung der Erstarrung) und gegebenenfalls weiteren Zumahlstoffen fein gemahlen. Das fertige Produkt, der Zement, wird anschließend in Silos gelagert.

In der Produktion sind es besonders das Entsäuern und die dafür notwendigen hohen Temperaturen, die Zement so emissionsintensiv machen. Zwar setzt die heimische Zementindustrie zu 80 Prozent auf alternative Brennstoffe wie nicht-recyclebaren Kunststoff oder Altreifen, trotzdem entstehen bei der Verbrennung Treibhausgasemissionen.

Weiters werden beim Brennen des Kalksteins (Entsäuerung) große Mengen CO2 freigesetzt - laut der Umweltorganisation WWF mehr als die Hälfte der bei der Zementproduktion verursachten CO2-Emissionen. Bisher lässt sich das technisch nicht vermeiden. Auch der Rohstoffabbau stellt einen groben Eingriff in die Natur dar. Darüber hinaus ist für den Mahlvorgang und den Rohstofftransport auf Förderbändern Strom notwendig.

Einer der Gründe, warum die europäische Zementindustrie versucht, CO2 einzusparen, sind die auslaufenden Emissionslizenzen. Im Rahmen des Emissionshandelssystems (EU-ETS) verpflichtet die EU energieintensive Industrien, darunter die Zementindustrie, Emissionszertifikate für ausgestoßene Treibhausgase zu kaufen. Einen Teil der Zertifikate bekommen Unternehmen kostenlos. Wird mehr CO2 ausgestoßen, müssen Zertifikate zugekauft werden.

Die kostenfreien Emissionszertifikate werden kontinuierlich reduziert und bis 2034 zur Gänze abgeschafft. "Ab 2026 müssen wir jedes Jahr zehn Prozent unserer Emissionen kaufen", so Spaun. Insgesamt entstünden für die Zementindustrie dadurch zusätzliche Kosten in Höhe von 200 bis 250 Millionen Euro bei einem Umsatz von 500 Millionen Euro. Das Interesse der europäischen Zementindustrie, die CO2-Emissionen zu reduzieren, ist dementsprechend groß.

Mit Blick auf die drohenden Kosten kann es sich für die Zementindustrie also lohnen, in klimaschonendere Methoden zu investieren. Dabei ist die Entsäuerung des Kalksteins besonders emissionsintensiv. Durch das Beimischen alternativer Zumahlstoffe kann die benötigte Kalksteinmenge reduziert werden, wodurch weniger vom CO2-intensiven Klinker aus Kalkstein benötigt wird. Auf Kalkstein kann jedoch laut Spaun aus heutiger Sicht noch nicht vollständig verzichtet werden.

Ein Hoffnungsträger für die Zementindustrie ist die CO2-Speicherung (CCS) und -Nutzung (CCU). Nicht-vermeidbare CO2-Emissionen sollen dabei gebunden und geologisch gespeichert oder zu anderen Produkten weiterverarbeitet werden. Allerdings gibt es Bedenken: Tritt CO2 unplanmäßig aus, können Grundwasser, Böden und Oberflächengewässer geschädigt werden, warnen NGOs. Außerdem sind die Technologien derzeit noch mit hohen Kosten verbunden und nicht großflächig einsetzbar.

Die Sonne geht auf am Freitag (11.02.2000) über einem Zementwerk in Beckum (Kreis Warendorf). Bereits seit mehr als 150 Jahren wird um die "Zementstadt" das große Kalkstein-Vorkommen abgebaut und vor Ort zu Zement weiter verarbeitet. dpa/lnw (Digitale Fotografie)

Herstellung von Zement, CO2-Ausstoß, Quelle: VÖZ/GCCA;.Die Auslieferung der APA-Grafiken als Embed-Code ist ausschließlich Kunden mit einer gültigen Vereinbarung für Grafik-Pauschalierung vorbehalten. Dabei inkludiert sind automatisierte Schrift- und Farbanpassungen an die jeweilige CI. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an unser Grafik-Team unter grafik@apa.at. GRAFIK 1230-25, 88 x 122 mm

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