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Klima-Glossar: Mikro-ÖV

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Aktualisiert
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Beispiele sind Rufbusse und Anrufsammeltaxis
©APA, BARBARA GINDL
Die berühmte "letzte Meile" von der Haustüre bis zur nächsten Haltestelle galt lange als unüberwindbares Hindernis, klimaneutrale Mobilität am Land zu etablieren. Eine Lösung kann hier Mikro-Öffentlicher-Verkehr (kurz Mikro-ÖV) bieten: kleinräumige, flexible und am Bedarf der Fahrgäste ausgerichtete Angebote in abgelegenen oder dünn besiedelten Gegenden. Denn am Land verfügen 70 Prozent der Bevölkerung Österreichs lediglich über einen Basis-Zugang zum Öffentlichen Verkehr.

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Das heißt, es gibt zwar eine Öffi-Anbindung, Takt von Bus oder Zug und die Nähe der Haltestellen sind jedoch wenig attraktiv. Die Folge: Die Menschen verzichten nicht aufs eigene Auto. Der öffentliche Verkehr kämpft im Gegenzug mit geringer Auslastung und hohen Betriebskosten.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Öffis, die auf einer festen Strecke und nach einem festen Fahrplan verkehren, funktioniert Mikro-ÖV meist auf Abruf und bringt Menschen von A nach B, wo es keine regulären Bus- oder Bahnlinien gibt. Beispiele sind Rufbusse und Anrufsammeltaxis, Gemeinde-, Ski- und Wanderbusse. Auch Fahrgemeinschaften, Carsharing und Bikesharing werden mitunter zum Mikro-ÖV gezählt. Gebucht wird entweder über eine App, telefonisch oder - je nach System - durch spontanes Einsteigen an der Strecke.

Mikro-Öffis sollen nicht nur den Anschluss an Bahnhöfe und wichtige Bushaltestellen ermöglichen, sondern auch Mobilität innerhalb einer Region bereitstellen. Laut Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur gibt es in Österreich mehr als 250 Mikro-ÖV-Angebote. Mehr als ein Viertel davon wird durch freiwillige Leistungen ermöglicht, rund elf Prozent davon werden mit Elektrofahrzeugen betrieben. Die Bundesregierung will den Gemeinden und Bundesländern einen raschen und attraktiven Ausbau des Mikro-ÖV ermöglichen. Im Bundesvoranschlag für 2025 und 2026 sind dafür 8,3 Mio. Euro vorgesehen.

Mikro-ÖV bietet mehr als nur den Transport von Menschen über die "letzte Meile". Er erhöht die Mobilität für Menschen, die aus Alters- oder Gesundheitsgründen nicht mehr selbst Auto fahren, die keinen Führerschein haben oder die sich kein Erst- oder Zweitauto leisten können. Dadurch erhöhen Mikro-Öffis die Teilhabe am sozialen Leben und die soziale Gerechtigkeit.

Wer mit dem Rufbus zum Einkaufen fährt, fördert die lokale Wirtschaft, weil regionale Angebote, Produkte und Betriebe leichter erreichbar werden. Im Tourismus hat eine klimafreundliche Anreise zum Urlaubsort und die Mobilität am Ort mittlerweile Einfluss auf die Wahl des Reiseziels. Familien werden von privaten Hol- und Bringdiensten entlastet, wenn Kinder oder Jugendliche zum Sport, in die Musikschule oder zu Freunden gebracht werden sollen.

Ein schlechter öffentlicher Verkehr kann zu Abwanderung, mangelnder Belebtheit und Wirtschaftskraft, schlechter Erreichbarkeit und Vereinsamung führen. Öffentliche Mobilität hat damit zentralen Einfluss auf die Lebensqualität und die Attraktivität einer Gemeinde. Als Zubringer stärken Mikro-Öffis den Öffentlichen Verkehr und leisten einen Beitrag für den Umwelt- und Klimaschutz. Im Idealfall kommen Haushalte mit weniger Autos aus. Ein Angebot, das dem Zweitauto Konkurrenz macht, hilft auch, Stellplätze bei privaten Haushalten und öffentlichen Einrichtungen zu reduzieren. Damit sind Mikro-Öffis auch ein Baustein gegen den Flächenfraß.

Ohne Förderungen sind Mikro-ÖV-Systeme gerade für kleine Kommunen abseits der wirtschaftlichen Zentren jedoch schwer finanzierbar. Sie können aber bei schwacher Nachfrage schlecht ausgelastete Buslinien ersetzen. Da die Fahrzeuge nur bei Bedarf eingesetzt werden und oft kleiner sind als klassische Busse, werden leere oder ungenutzte Fahrzeuge vermieden. Das senkt die Betriebskosten und reduziert Emissionen.

SALZBURG - ÖSTERREICH: FOTO: APA/BARBARA GINDL

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