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Die drei Physik-Laureaten seien "die Gründerväter von unserem Feld der supraleitenden Schaltkreise", sagte Fink. Sie hätten die grundlegenden Arbeiten gemacht, die nötig waren, um das Ganze in Richtung Technologie zu bringen. Der Anfang sei damals Grundlagenforschung gewesen, und bis zu einem gewissen Grad sei das immer noch so. Aber mittlerweile würden Tausende Leute rund um die Welt auch in Unternehmen auf diesem Feld arbeiten.
Der Vorteil supraleitender Schaltkreise sei, dass sie sich ähnlich wie Atome verhalten, obwohl man sie mit freiem Auge sehen kann. "Wir nennen sie auch artificial atoms", also künstliche Atome, betonte Fink. Das zeigten Clarke, Devoret und Martinis vor rund vier Jahrzehnten: Die geladenen Teilchen in ihrem aus zwei getrennten Supraleitern bestehenden Schaltkreis verhielten sich völlig im Gleichklang, als wären sie ein einziges Teilchen.
"Doch während bei einem Atom die Natur seine Eigenschaften bestimme, hat man bei supraleitenden Schaltkreisen extrem viel Spielraum und kann sich aussuchen, welche Eigenschaften dieses 'artificial atom' haben soll, indem man an verschiedenen Stellschrauben dreht", so der Physiker. Deshalb würden heute viele Forscher versuchen, nicht mit Atomen, sondern mit Schaltkreisen Quantencomputer zu bauen.
Daran arbeitet etwa auch Martinis, der vor zwei Jahren das Start-up Qolab mitgegründet hat, das einen Quantencomputer auf Basis supraleitender Schaltkreise bauen will. Der US-Forscher kann dafür auch auf seine langjährige Erfahrung als Leiter der Hardware-Gruppe in Googles Quantum Artificial Intelligence Lab zurückblicken, wo er am Bau eines fehlertoleranten Quantencomputers mitgearbeitet hat. Auch sein Co-Preisträger Devoret ist derzeit bei Google Quantum AI beschäftigt.
Fink selbst sieht in den Arbeiten der drei Nobelpreisträger "die Grundlage dafür, was wir hier am ISTA machen. Das wäre nicht möglich, wenn es den Effekt nicht gäbe, den sie damals entdeckt haben". Erst kürzlich habe seine Gruppe begonnen, supraleitende Qubits herzustellen, die näher an den ursprünglichen Experimenten seien. Mit Martinis hat Fink übrigens erst vor wenigen Wochen gemeinsam ein Forschungsprojekt in den USA beantragt.
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/Nadine Poncioni/ISTA