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Diskussion um Übersiedlung von Oö. Landesarchiv ins Mühlviertel

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Stelzer plädiert für den Umzug in eine Landesimmobilie in der Peripherie
©APA, GEORG HOCHMUTH, HOCHMUTH
Die geplante Übersiedlung des Oberösterreichischen Landesarchivs von der Linzer Anzengruberstraße ins Schloss Bergheim in Feldkirchen/Donau im Mühlviertel sorgt seit der Bekanntgabe am 3. April durch Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) für Kritik. Am Donnerstag begründete Stelzer den Umzug im Landtag mit technischen und Platzgründen, aber auch damit, dass die Übersiedlung in eine frei werdende Landesimmobilie günstiger sei als ein Zubau mitten in der Linzer City.

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Laut Stelzer sei ein Umbau am bestehenden Standort geprüft worden und man sei zum Ergebnis gekommen, dass dieser 45 Millionen Euro (Preisbasis 2022) kosten würde. Daher sei man auf die Suche nach Alternativen gegangen - "möglicherweise auch auf Landeseigentum" - und dabei habe sich Schloss Bergheim angeboten. Die dort untergebrachte Landwirtschaftsschule ziehe mit dem kommenden Schuljahr aus und Platz werde frei. Schließlich werde immer wieder gefordert, das Land Oberösterreich solle seine Grundstücke auch selbst nutzen, argumentierte der Landeshauptmann. Als zusätzlichen Punkt nannte er, dass man zentrale Einrichtungen nicht immer nur in der Landeshauptstadt unterbringen wolle, Stichwort "Landflucht stoppen". Dennoch findet der Plan offenbar nicht ungeteilte Zustimmung.

Die engen Platzverhältnisse in der Anzengruberstraße seien unbestritten. Dazu habe man aber bereits bei der Errichtung des Landesarchivs 1.400 Quadratmeter für einen Zubau eingeplant, legt der frühere Archivar Josef Weichenberger in einem Offenen Brief an den Landeshauptmann dar. Kritisiert wird die Entscheidung über die Betroffenen hinweg, die nicht nachvollziehbare Kostenberechnung - 45 Millionen Euro für einen Speicherneubau in Linz und 32 Millionen Euro in Feldkirchen - sowie die schwierigere Erreichbarkeit des Landesarchivs als serviceorientierte Kultureinrichtung im Mühlviertel, die schlechte Anbindung an den öffentlichen Verkehr oder die fehlende Infrastruktur. Befürchtet wird auch, dass die Lage in der Peripherie einen Schwund an Forschern mit sich bringen werde.

Das aktive Team des Familien- und Ahnenforscherclubs im Linzer Wissensturm wandte sich ebenfalls mit einem Schreiben an Stelzer und die im OÖ Landesarchiv tätigen Forscher starteten eine Unterschriftenliste gegen die Übersiedlung. Auch das Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte und das Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte der Linzer Johannes-Kepler-Universität haben laut "Kurier" (18. April) dem Landeshauptmann ihren entschiedenen Protest übermittelt. Peter Csar, oberster Personalvertreter des öffentlichen Dienstes und bis 2023 ÖVP-Landtagsabgeordneter, sagte den "Oberösterreichischen Nachrichten" (3. Mai), er sei auch erst "20 Stunden vor der Verlautbarung im Landesarchiv" über die Übersiedlung informiert worden.

Felix Eypeltauer, NEOS-Landessprecher und Klubobmann im Landtag, spricht von Entscheidungen hinter verschlossenen Türen und fehlender Einbindung der Betroffenen. Seine Partei bringt eine schriftliche Anfrage im Landtag ein. Mit einer mündlichen Anfrage versuchte es am Donnerstag sein Grünes Pendant Severin Mayr. Er wollte von Stelzer die konkreten Entscheidungsgrundlagen erfahren.

In der Beantwortung nannte Stelzer technische und Platzgründe sowie die Kostenschätzung. Er betonte, dass im ganzen Jahr 2024 nur 1.457 Personen das Landesarchiv besucht hätten. Im Schloss Bergheim könne man frühestens in fünf bis sechs Jahren einziehen, begegnete er dem Vorwurf des Drüberfahrens. Bis dahin könne man alles gut vorbereiten, selbstverständlich werde alles den zuständigen Gremien vorgelegt. Mayr befürchtet, dass das Projekt durch mögliche Denkmalauflagen noch deutlich teurer werden könnte. Mit dem Denkmalschutz sei man in Gesprächen, so Stelzer.

Klar für die Übersiedlung springt hingegen die Initiative Wirtschaftsstandort Oberösterreich (IWS) dem Land in die Bresche. "Wenn das Landesarchiv nicht nur bei den Errichtungs- und Betriebskosten günstiger und darüber hinaus moderner und benutzerfreundlicher wird sowie mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, dann ist auch ein Standort 20 Kilometer außerhalb von Linz - mit dem Nebeneffekt einer Aufwertung der Gemeinde und der Region - nicht nur vertretbar, sondern sinnvoll", sagt Geschäftsführer Gottfried Kneifel. Und auch in Feldkirchen ist man froh über die Nachnutzung des Schlosses, wenn die landwirtschaftliche Schule, die derzeit dort zu Hause ist, 2026 auszieht.

Landeshauptmann Thomas Stelzer am Donnerstag, 13. Februar 2025, nach einem Gespräch mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Präsidentschaftskanzlei in Wien nach dem Scheitern der Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP.

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