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Am 22. Juli erscheint Doris Knechts unterhaltsamer neuer Roman "Ja, Nein, Vielleicht", in dem die Protagonistin manches mit der Autorin gemein hat und versucht, sich über ihr Leben und weitere Optionen eines möglichen Zusammenlebens klar zu werden. Darüber, "Was danach kommt", erzählt Anna Suck in ihrem gleichnamigen, bei Kremayr & Scheriau erscheinenden Roman. Eine Sekunde der Unaufmerksamkeit verändert das Leben ihrer Protagonistin: Sie verursacht einen Verkehrsunfall mit tragischem Ausgang.
"Wer bin ich?" fragt Paul Lendvai, 95-jähriger Journalismus-Doyen, in einem neuen Buch, das am 22. Juli bei Zsolnay erscheint - ebenso wie ein satirischer neuer Roman der Belgierin Gaea Schoeters ("Trophäe"), in dem plötzlich auftauchende Elefanten das Leben und die Politik in Deutschland quasi über Nacht radikal verändern. In ihrem Buch hat sie das Angebot des botswanischen Präsidenten Mokgweetsi Masisi, Deutschland aus Protest gegen das europäische Trophäenimportverbot 20.000 Elefanten zu schenken, weitergedacht - weswegen es "Das Geschenk" heißt. Die Literaturwelt feiert am 1. August Ernst Jandls 100. Geburtstag. Eine Woche davor erscheint "Ernst Jandl. Biografie einer Stimme" von Literaturmuseum-Chef Bernhard Fetz.
Der August hat es dann in sich, wobei es vor allem in der zweiten Monatshälfte richtig dicht wird: Innerhalb von vier Tagen erscheinen Raphaela Edelbauers großer neuer Roman "Die echtere Wirklichkeit" (am 16. August bei Klett Cotta, zwei Tage zuvor liest sie bei den O-Tönen), in dem eine "philosophische Terrororganisation" zu den Waffen greift, sowie Marco Wandas literarisches Debüt "Dass es uns überhaupt gegeben hat" und Marko Dinic' "Buch der Gesichter" bei Zsolnay. Während Wanda "von Freundschaft, Musik, Tod und Verlust" erzählt, "ehrlich, ungeschönt und mit viel Wiener Seele", geht es bei Dinic um die Frage, "wie eine ernsthafte literarische Auseinandersetzung mit dem Holocaust nach dem Ableben der letzten Zeitzeugen aussehen könnte". Der Verlag verspricht "eine Geschichte Serbiens und Europas im zwanzigsten Jahrhundert".
Zuvor kommt etwa im Residenz Verlag Kaśka Brylas Roman "Mein Vater, der Gulag, die Krähe und ich", in dem sie "von den stalinistischen Verbrechen, dem Zweiten Weltkrieg, vom beschädigten Leben, der Versehrtheit und der Liebe" schreibt. Mit einem Auszug aus dem Buch war die Wienerin im vergangenen Jahr beim Bachmann-Preis angetreten. Die Wiener Regisseurin Jacqueline Kornmüller veröffentlicht bei Galiani Berlin "6 aus 49" und erzählt von ihrer Großmutter Lina, die eine leidenschaftliche Lottospielerin war und ein Hotel in Garmisch-Partenkirchen betrieb. Suhrkamp bringt mit "hungern beten heulen schwimmen" einen Gedichtband von Sirka Elspaß. Die 1995 in Oberhausen geborene Autorin hat an der Universität für Angewandte Kunst in Wien Sprachkunst studiert und war 2022 für den Debütpreis beim Österreichischen Buchpreis nominiert.
"Steckt den Sand nicht in den Kopf" fordert Franz Schuh bei Zsolnay (19. August), "Nichts wie weg" will sein Kollege Stefan Slupetzky bei Picus (25. August), wo Gabi Kreslehner darüber erzählt, "Wer wir geworden sind". Künstlich sind die Beziehungen in Petra Piuks "Hotel Love" (Leykam) geworden: In ihrer düsteren Zukunftsvision werden "weibliche" Roboter zu Partnerinnen. Herbert Dutzlers "Der Plattenspieler unter der Dachschräge" ist von Haymon als "ein Nostalgieroman zum Abtauchen und Verlieben" angekündigt, der ins Österreich der 1970er-Jahre führt.
Zwei interessante Novitäten bringt der Otto Müller Verlag am 21. August: Sarah Kuratles zweiter Roman "Chimäre" spielt in einem traumhaft-dystopischen Wunderland, auf einer Insel und erzählt die "Geschichte von Alice und Gregor, vom Verlust und Schutz der Arten, von der Suche nach sich selbst, der Liebe und einem Leben mit den Traumata der Vergangenheit". Ana Drezgas "Top Girls" sei "ein Roman wie ein Clubsong - laut, hypnotisch, aufwühlend", wirbt der Verlag für das Debüt, aus dem die in Bosnien geborene und in Oberösterreich aufgewachsene Autorin am Erscheinungstag bei den O-Tönen liest.
Mit drei interessanten Romanen geht der August zu Ende. In Harald Darers "Makula" (Picus) geht es um zwei Brüder, die in derselben Nacht Autounfälle haben, die ganz unterschiedlich ausgehen, in Michael Stavarič' "Die Schattenfängerin" (Luchterhand) um eine junge Frau, die versucht herauszufinden, warum ihr Vater sein Leben lang jeder Sonnenfinsternis nachreiste. In Daniel Wissers "Smart City" passieren in der von einem privaten Konzern betriebenen angeblich sichersten, saubersten und nachhaltigsten Stadt der Welt seltsame Dinge, die nicht öffentlich werden sollen.
Bei den O-Tönen im Museumsquartier kann man Ende August in zwei neue Romane hineinhören: Am 21. liest Eva Schmidt erstmals aus "Neben Fremden" (Jung und Jung). Anhand der pensionierten Krankenpflegerin Rosa erzählt sie "so eindringlich wie nüchtern von Abschied und Verlust, aber auch von der Suche nach Verbundenheit und Nähe". Eine Woche später präsentiert Nava Ebrahimi "Und Federn". In dem für 10. September angekündigten Roman taucht sie laut Luchterhand Verlag "ein in das Leben einer Kleinstadt in der norddeutschen Provinz und verknüpft die Geschichten von sechs Menschen zu einem mitreißenden Gesellschaftsroman".
"Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten", könnte einer der längsten Titel des Herbstes werden. Die 1995 geborene Wienerin Anna Maschik stellt ihren bei Luchterhand am 10. September erscheinenden Debütroman, in dem eine abenteuerliche Familiengeschichte erzählt wird, am 28. August bei den O-Tönen vor. "Am Semmering" spielt der neue Roman von Tanja Paar (Residenz Verlag), der von Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und aufkommendem Faschismus in der Zwischenkriegszeit erzählt. In "Aufrecht. Überleben im Zeitalter der Extreme" erzählt die in Albanien geborene und in London lebende Philosophin und Politologin vom Leben ihrer Großmutter vom Zusammenbruch des Osmanischen Reiches bis zum Aufstieg des Kommunismus.
In "Ein guter Mann" (Müry & Salzmann) bringt Johanna Grillmayer ihre Trilogie über das Überleben einer kleiner Gruppe nach mysteriösen Ereignissen, die fast die gesamte Menschheit ausgerottet haben, zu einem Ende. "Das Pen!smuseum" haben Mareike Fallwickl und Eva Reisinger eine bei Leykam erscheinende Textsammlung genannt, die durch eine Ausladung von Gertraud Klemm bereits im Vorfeld für Aufregung gesorgt hat. 13 Jahre lang hat Dimitré Dinev an seinem Roman "Zeit der Mutigen" gearbeitet, der Geschichte dreier Familien entlang der Donau vom Vorabend des Ersten Weltkriegs bis in die Gegenwart, in der "Menschen unter staatlicher Repression und Gewalt ihren Weg finden und dabei Hoffnung, Zusammenhalt und Menschlichkeit bewahren". 1.152 Seiten sind es geworden. Am 14. September wird das bei Kein & Aber erscheinende Buch im Jazzclub Porgy & Bess vorgestellt.
Was herauskommt, wenn Michael Köhlmeier und Robert Dornhelm einander 13 Tage lang ihre Geschichten erzählen, ist ab 16. September in "Dornhelm" (Zsolnay) nachzulesen. Am selben Tag erscheint "Das geplünderte Nest" von Robert Prosser. " Jung und Jung den Roman. Im September bringt der Milena Verlag Antonia Löfflers "Hydra" und Christian Moser-Sollmanns "Dschungelfieber" sowie die Wiederentdeckungen "Der Leib der Mutter" von Else Feldmann und "Morgen ist alles besser" von Annemarie Selinko.
Georg Haderers Erzählband "Ein Apfeljahr und andere Versprechen" (Haymon) und Elena Messners "Die Ablenkung" (Edition Atelier) runden den September ebenso ab wie ein neuer Roman von Mieze Medusa mit dem Titel "Hätte ich es vorher gewusst, hätte ich es genauso gemacht". Das Buch habe alles, "was Frauen zum Überleben brauchen: Tempo, Herz, Humor, Wut und viel Solidarität", verspricht der Residenz Verlag.
"Fabula rasa" macht Vea Kaiser in ihrem neuen Roman, der am 9. Oktober bei Kiepenheuer & Witsch erscheint. Sie erzählt von der Buchhalterin eines Wiener Hotels, die sich auf zweifelhafte Zahlenspiele einlässt, um das Etablissement zu retten - bis ihr die Zahlen um die Ohren fliegen. "Zerbrichmeinnicht" hat die 1976 in Sofia geborene Sibylle Reuer ihren bei Leykam erscheinenden Roman genannt, der ins Bulgarien der 1980er-Jahre führt. "Das Buch zum Film" hat Clemens J. Setz seine Aufzeichnungen genannt, in denen "aus dem Schüler ein unterforderter Student, ein überforderter Zivildiener in einem Behindertenwohnheim und endlich ein gefeierter Schriftsteller wird". "Mit Staunen bewegt man sich beim Lesen durch eine Welt wundersamer Erscheinungen und verblüffenden Gedanken", verheißt der Jung und Jung Verlag.
"Bitte schick mir eine Droge" heißt der erster Gedichtband von Monika Helfer, der am 14. Oktober bei Hanser erscheint. Osteuropa-Historiker Philipp Ther überrascht mit seinem neuen Buch: Er legt mit "Der Klang der Monarchie" eine "musikalische Geschichte des Habsburgerreichs" bei Suhrkamp vor, wo man bis ins neue Jahr vorausblickt: Am 6. Jänner 2026 erscheint nämlich das Romandebüt von Nestroy-Preisträgerin Magdalena Schrefel, das in die nahe Zukunft führt. Eine globale Geoengineering-Maßnahme kann die Erderwärmung stoppen. Der Himmel wird dadurch jedoch seine bekannte Farbe verlieren. Eine Ausstellung soll noch einmal an "Das Blaue vom Himmel" erinnern.