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1939 - Albert Einstein warnt US-Präsident Franklin D. Roosevelt vor einer deutschen Atombombe. Er drängt Washington, seinerseits Forschungen zu intensivieren.
1942 - Die USA starten ein eigenes geheimes Atomwaffenprogramm, das Manhattan-Projekt, unter Führung des Physikers Robert Oppenheimer. Enrico Fermi und andere Wissenschafter lösen an der Universität von Chicago die erste kontrollierte Kettenreaktion aus.
1945
16. Juli - Die USA testen in der Wüste von New Mexiko erstmals eine Atombombe mit dem Codenamen "Trinity".
26. Juli - Nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa fordern die Alliierten Japan in der Erklärung von Potsdam zur sofortigen Kapitulation auf. US-Präsident Harry Truman informiert Sowjet-Diktator Joseph Stalin, dass die US-Streitkräfte über eine Atombombe verfügen.
6. August - Der B-29-Bomber "Enola Gay" wirft eine Atombombe mit dem Namen "Little Boy" über der japanischen Stadt Hiroshima ab. 140.000 Menschen werden getötet. An den Explosionen oder den Spätfolgen der Strahlung sterben insgesamt Hunderttausende Menschen.
9. August - Eine zweite Atombombe mit dem Namen "Fat Man" wird über Nagasaki abgeworfen. 75.000 Menschen kommen ums Leben.
15. August - Der japanische Kaiser Hirohito kapituliert. Der Zweite Weltkrieg endet endgültig.
1946 - Die Generalversammlung der frisch gegründeten UNO fordert in ihrer ersten Resolution die Abschaffung aller Atomwaffen und setzt eine eigene Kommission dazu ein.
1949 - Erster sowjetischer Atomtest unter dem Codenamen "Erster Blitz" in Semipalatinsk (Kasachstan).
1952 - Erster britischer Atomtest auf den Montebello-Inseln westlich von Australien. Die USA testen ihre erste Wasserstoffbombe (H-Bombe) auf den Marshallinseln mit 500-facher Stärke der Atombombe von Nagasaki.
1954 - Die USA zünden am Bikini Atoll im Pazifik die H-Bombe "Bravo" mit 17 Megatonnen Sprengkraft und verseuchen ein japanischer Fischerboot sowie die Bewohner des Rongelap- und des Utirik-Atolls.
1955 - Wissenschafter um den Physiker Albert Einstein und den Philosophen Bertrand Russell warnen angesichts des Kalten Kriegs in einem Manifest vor Atomwaffen und rufen zur friedlichen Beilegung von Konflikten auf.
1960 - Erster Atomtest Frankreichs in der Sahara.
1961 - Die Sowjetunion zündet im Nordpolarmeer die stärkste jemals gezündete Bombe, eine H-Bombe mit 58 Megatonnen Sprengkraft (440 Mal so hoch wie die Hiroshima-Bombe).
1962 - Die Kuba-Krise um die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen in der Türkei und sowjetischer Mittelstreckenraketen auf Kuba bringt die Welt an den Rand eines Atomkriegs. US-Präsident John F. Kennedy und KPdSU-Chef Nikita Chruschtschow erzielen einen Deal und alle Raketen werden abgezogen.
1963 - Die USA, Großbritannien und die Sowjetunion einigen sich auf ein Abkommen, das alle oberirdischen Atomversuche untersagt (Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser, auch Moskauer Atomteststoppabkommen oder Limited Test Ban Treaty/LTBT). Später treten auch andere Staaten bei, darunter Indien, Pakistan, nicht aber Frankreich und China.
1964 - Erster Atomtest Chinas.
1969 - Erstmals Gespräche zwischen USA und der Sowjetunion. In den folgenden Jahrzehnten kommen mehrere Verträge zur atomaren Abrüstung bzw. Beschränkung der atomaren Rüstung zustande, darunter die SALT- und die START-Verträge.
1970 - Der Atomwaffensperrvertrag (Non-Proliferation Treaty/NPT) tritt in Kraft: Er sieht auf Betreiben der damaligen Atommächte ein Verbot der Verbreitung und die Verpflichtung zur Abrüstung von Kernwaffen sowie das Recht auf die "friedliche Nutzung" der Kernenergie vor. Zu den wenigen Nicht-Unterzeichnern gehören vornehmlich die späteren Atommächte Indien, Pakistan und Israel sowie Nordkorea, das den Vertrag wieder verließ.
1974 - Erster Atomtest Indiens.
1985 - Der Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (International Physicians for the Prevention of Nuclear War/PPNW) wird mitten im Jahrzehnt der höchsten atomaren Hochrüstung weltweit und der größten und am tiefsten in der Bevölkerung verankerten Gegenbewegung gegen die Aufrüstung der Friedensnobelpreis verliehen.
1986 - Es wird öffentlich bekannt, dass Israel wohl Atomwaffen entwickelt hat. US-Präsident Ronald Reagan und Sowjet-Staatschef Michail Gorbatschow diskutieren auf dem Gipfel von Reykjavik ernsthaft die Abschaffung aller Atomwaffen. Es kommt aber nicht dazu: Die britische Premierministerin Margaret Thatcher stoppt Reagan, der zudem nicht wie gefordert auf sein SDI-Programm zur Abwehr von Interkontinentalraketen teils vom Weltraum aus verzichten will.
1991 - Südafrika räumt nach Ende der Apartheid sein Atomprogramm ein - darunter mutmaßlich eine Atomexplosion im Indischen Ozean (Vela-Zwischenfall) 1979.
1996 - Nachdem im Laufe der Zeit die Antarktis, Lateinamerika und die Karibik sowie Südostasien zu atomwaffenfreien Zonen erklärt wurden, folgt Afrika. Begleitet von einer weltweiten Protestwelle führt Frankreich im Südpazifik seine letzten, unterirdischen Atomtests durch.
Die UNO verabschiedet den Vertrag über ein umfassendes nukleares Testverbot (CTBT). Er verbietet die Durchführung jeder Art von Kernwaffenexplosion, ob für zivile oder für militärische Zwecke und geht damit über die Regeln des LTBT von 1963 hinaus. Das CTBT ist aber nie in Kraft getreten, weil ihm China, Indien, Iran, Israel, Nordkorea, Pakistan und die USA bisher ferngeblieben sind.
Der IGH, das höchste UNO-Gericht, gibt seine Rechtsmeinung zu Atomwaffen ab: Die Bedrohung und der Gebrauch von Atomwaffen sind im Allgemeinen gegen internationales Recht. Ob der Gebrauch von Atomwaffen "unter extremen Umständen der Selbstverteidigung, bei der das Überleben eines Staates auf dem Spiel steht", auch illegal ist, lässt der IGH offen.
1998 - Erster Atomtest Pakistans in Reaktion auf weitere Atomtests des Erzfeindes Indien, das wiederum mit einer Bedrohung durch China argumentiert.
2006 - Erster Atomtest Nordkoreas.
2015 - Nach jahrelangem Konflikt wegen des Verdachts, dass der Iran ein Programm zur Produktion von Atomwaffen betreibt, kommt es zum Wiener Abkommen (Joint Comprehensive Plan of Action/JCPOA) zwischen dem Iran und den fünf UNO-Vetomächten (zugleich Atommächte) USA, Großbritannien, Frankreich, China und Russland sowie Deutschland. Seit dem Ausstieg der USA aus dem Vertrag hängt das Abkommen am seidenen Faden.
2017 - Die UNO-Vollversammlung nimmt den stark auch von Österreich forcierten Atomwaffenverbotsvertrag (Treaty on the Prohibition of Nuclear Weapons/TPNW) an. Er tritt erst in Kraft, wenn er von 50 Staaten unterzeichnet und ratifiziert wurde. Er verbietet Entwicklung, Produktion, Test, Erwerb, Lagerung, Transport, Stationierung und Einsatz von Kernwaffen.
2019/20 - Der Ausstieg der USA unter Präsident Donald Trump aus dem INF-Vertrag mit Russland zum Verzicht auf landgestützte atomare Mittelstreckenwaffen und "Open Skies" zu gegenseitig erlaubten Aufklärungsflügen sowie die allgemein schlechten und von gegenseitigen Vorwürfen geprägten Beziehungen Washington-Moskau schüren Sorgen über ein neues Wettrüsten wie im Kalten Krieg. Hinzu kommt der auch im militärischen Bereich stattfindende Aufstieg Chinas und die gestörten Beziehungen Washington-Peking.
2021
22. Jänner - Der Atomwaffenverbotsvertrag (TPNW) tritt nach der Ratifizierung durch 50 Staaten in Kraft. Die Atommächte und NATO-Staaten sind allerdings nicht dabei.
3. Februar - Der letzte verbliebene atomare Abrüstungsvertrag zwischen den USA und Russland New START wird um weitere fünf Jahre verlängert. Beide Länder verpflichten sich darin, die Zahl ihrer Atomsprengköpfe auf jeweils maximal 1.550 zu beschränken. Der Vertrag gilt noch bis zum 5. Februar 2026.
2022
Seit Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 drohen führende russische Politiker aus dem direkten Umkreis von Machthaber Wladimir Putin immer wieder mit dem Einsatz von Atomwaffen "bei Gefährdung der Existenz". So setzte Putin bereits am 27. Februar 2022 die Nuklearstreitkräfte seines Landes in Alarmbereitschaft.
2023
21. Februar - Russland setzt Beteiligung an Atomwaffen-Kontrollvertrag (New START) aus.
25. März - Russland stationiert Atomwaffen in Belarus.
2. November - Russland zieht sich aus dem Vertrag über den Stopp von Nukleartests (CTBT) zurück. Der Atomteststopp-Vertrag von 1996 verbietet alle Atomwaffentests für militärische oder zivile Zwecke weltweit. Zwar haben ihn mehr als 180 Länder unterzeichnet und mehr als 160 ratifiziert, er ist aber trotzdem noch nicht in Kraft getreten. Es fehlen Unterschriften von acht Ländern darunter China, die USA, der Iran und Nordkorea. Die Organisation mit Sitz in Wien, die erst offiziell wird, wenn der CTBT in Kraft tritt, hat trotzdem bereits ein weltweites Überwachungssystem aufgebaut, mit dem Atomwaffenexplosionen registriert werden können. So wurden etwa Bombentests Nordkoreas registriert. Russland unterschrieb 1996 und ratifizierte im Jahr 2000.
2025
5. März - Der französische Präsident Macron bringt angesichts der "russischen Bedrohung" die Idee eines französischen atomaren Schutzschirms für Europa ins Spiel. Frankreich ist seit dem britischen EU-Austritt die einzige Atommacht in der Europäischen Union und verfügt laut Daten des schwedischen Friedensforschungsinstituts SIPRI zum Jahr 2024 über 290 atomare Sprengköpfe.
12. Juni - Eine IAEA-Resolution stellt fest, dass Teheran nicht sein gesamtes Atomprogramm offengelegt hat.
13. Juni - Israel greift in einem Luftkrieg zahlreiche iranische Ziele an, darunter auch die Atomanlagen Natanz und Isfahan.
22. Juni - Die USA greifen ihrerseits die iranischen Atomanlagen an, darunter die unterirdische Anlage Fordo, unter anderem mit Bunkerbrecherbomben.
24. Juni - Waffenstillstand zwischen Israel und dem Iran tritt in Kraft.
25. Juni - Das iranische Parlament stimmt für eine Aussetzung der Zusammenarbeit mit der IAEA. Außenminister Abbas Araghchi betont, man wolle am Atomprogramm weiter festhalten. Unklar ist vorerst, wie weit die israelischen und amerikanischen Angriffe das Atomprogramm tatsächlich zurückgeworfen haben.
2. Juli - Im Iran tritt ein Gesetz zur vorübergehenden Aussetzung der Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO) in Kraft. Mitte Oktober 2025 läuft das Wiener Atomabkommen - auch wenn es praktisch nicht umgesetzt wird - formal aus. Die E3-Staaten, Deutschland, Frankreich und Großbritannien, könnten bis dahin als Mitunterzeichner der Vereinbarung von 2015 die Wiedereinführung früherer Sanktionen beim UNO-Sicherheitsrat beantragen.
1. August - US-Präsident Trump ordnet laut eigenen Angaben als Reaktion auf Aussagen des ehemaligen russischen Staatschefs Dmitri Medwedew die taktische Verlegung zweier Atom-U-Boote an.
American nuclear scientist Robert Oppenheimer gives a press conference in front of the Paris Faculty of Sciences on April 23, 1958 at the Sorbonne physics amphitheater in Paris. He became director of the atom bomb project at Los Alamos (1943-45), chairman of the advisory committee to the US Atomic Energy Commission (1946-1952) and Director of the Institute for Advanced Study, Princeton (1947). Opposing the hydrogen bomb project, in 1953 he was suspended from secret nuclear research as a security risk, but was awarded the Enrico Fermi Prize in 1963. (Photo by AFP)