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Die neue Referenzzentrale übernimmt die Überwachung häufig auftretender respiratorischer Erreger wie SARS-CoV-2, Influenza A und B sowie RSV. Dafür werden regelmäßig 24-Stunden-Mischproben aus 20 Kläranlagen in ganz Österreich entnommen, gekühlt transportiert und in den AGES-Laboren molekularbiologisch analysiert. Die Ergebnisse – Viruslasten und zirkulierende SARS-CoV-2-Varianten – werden öffentlich und tagesaktuell unter https://abwasser.ages.at veröffentlicht und zusätzlich als "Open Data" bereitgestellt. Bisher hatten das Abwassermonitoring die Med Uni Innsbruck und das Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) durchgeführt.
Die Referenzzentrale an der AGES übernimmt nicht nur Laboranalysen, sondern auch zentrale Aufgaben in der Koordination, Datenveröffentlichung sowie internationalen Weitergabe der Ergebnisse. "Die epidemiologische Lagebeurteilung erfolgt durch die Implementierung von Trenderkennungs- und Frühwarnfunktionen – ein wichtiger Beitrag für vorausschauende Planungen und Vorbereitungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit", hieß es in der Aussendung. Gleichzeitig wird das neue System flexibel ausgestaltet: Frequenz und Auswahl der untersuchten Erreger können an aktuelle Erfordernisse angepasst werden – in enger Abstimmung mit den Epidemiologinnen und Epidemiologen der AGES.
Die langfristige Etablierung des Abwassermonitorings erfolgt auch vor dem Hintergrund europäischer Vorgaben: Die neue Kommunale Abwasserrichtlinie der EU sieht im Fall gesundheitlicher Notlagen ein rasches Monitoring von Erregern vor. Zudem unterstützt die Einbettung des Monitorings in die AGES das One-Health-Konzept – mit einem integrierten Blick auf Mensch, Tier, Umwelt und Gesundheit.
++ THEMENBILD ++ Projekt Zukunftsbild: Illustration zu den Themen Kläranlage / Abwasser / Umwelt / Mikroplastik / Naturschutz / Energie. Im Bild: Schneckenpumpwerk der mechanischen Reinigungsstufe der Kläranlage der Stadt Wien (ebswien kläranlage & tierservice Ges.m.b.H.) aufgenommen am Dienstag, 12. August 2025, in Wien. Gewaltige Abwassermengen – 500 Millionen Liter täglich, also rund 6.000 Liter pro Sekunde – fallen in Wien an. Im Untergrund der Stadt betreibt Wien Kanal ein 2.500 Kilometer langes Netz von Kanälen für die sichere Entsorgung. Wiens Kläranlage zählt zu den größten Europas. Neben dem Abwasser aus allen Wiener Haushalten und einigen Randgemeinden gelangen auch die Abwässer aus Industrie und Gewerbe sowie Regenwasser in die Anlage. Trillionen von Mikroorganismen bauen in den beiden biologischen Reinigungsstufen der Wiener Kläranlage Schmutzstoffe im Abwasser ab. Wie in natürlichen Fließgewässern leben auch in den Belebungsbecken Mikroorganismen, die man als Belebtschlamm oder Biomasse bezeichnet. Durch die Zufuhr von Sauerstoff aus der Luft, die sogenannte „Belüftung“, kommt es zum biologischen Abbau der im Abwasser enthaltenen gelösten Verunreinigungen (Kohlenstoff, Stickstoff), der Phosphor-Abbau wird durch die Zugabe eines Fällmittels beschleunigt. Nach 20 Stunden ist die Reinigung beendet. Das Abwasser verlässt nach einer letzten Kontrolle im Analysenbauwerk die Anlage.
