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"Hundertdreizehn": Stadlober als etwas anderer Polizist

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Stadlober ist ab Montag in "Hundertdreizehn" zu erleben
©ARD Degeto, Satel Film, Frank Dicks, ORF, APA
Wie ein schwerer Verkehrsunfall das Leben von sechs Menschen plötzlich miteinander verbindet, ist am 6. und 13. Oktober in der neuen sechsteiligen ORF/ARD-Serie "Hundertdreizehn" zu erleben. Der Titel basiert auf einer Untersuchung, wonach das Leben von 113 Menschen von einem einzigen Ereignis für immer beeinflusst wird. Der österreichische Schauspieler Robert Stadlober ist in der Produktion Teil des Ermittlertrios, das nach den wahren Gründen hinter einem Busunglück sucht.

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Im Gespräch mit der APA zeigt sich der 43-Jährige von der Zeichnung der Ermittler angetan, erklärt, warum die ästhetischen Grenzen zwischen TV- und Kinoproduktionen immer mehr verschwimmen und kritisiert den jüngsten Förderstopp in der Filmbranche.

APA: In "Hundertdreizehn" wird der Fokus der Geschichte nach einem verheerenden Busunglück auf unterschiedliche Figuren gelegt. Eine Konstante ist das Ermittlertrio. Was hat Sie an der Rolle dieses Polizisten gereizt?

Robert Stadlober: Zuallererst, dass er keine nüchterne, normale Amtsperson ist, sondern, dass es eine andere Form von Exekutive gezeigt wird. Die Empathie, die dieser Kommissar den Betroffenen gegenüber hat, ist tatsächlich echt. Er interessiert sich wirklich für die Menschen und erhält dadurch natürlich auch einen anderen Zugang zu den Vorgängen, die möglicherweise schuld an diesem Unglück sind. Und wir drei sind ein bisschen die Scharniere in diesen sechs Folgen, wobei jeder Film in seiner Ästhetik und in seiner Erzählweise von den jeweiligen Schicksalen abhängt, die gerade erzählt werden.

APA: Sie sind sowohl im Kino als auch im Fernsehen erfolgreich. Was reizt Sie an diesen unterschiedlichen Formaten?

Stadlober: Ich glaube, die Trennschärfe ist nicht mehr ganz so extrem, wie sie vor 15, 20 Jahren noch war. Kino und Fernsehen waren damals fast schon zwei verschiedene Kunstformen. Durch die neuen Erzählweisen im Fernsehen hat sich da einiges vermischt, und viele Menschen, sowohl Autoren als auch Regisseurinnen, arbeiten mittlerweile in beiden Genres. Was beim Fernsehen auch durch die neuen Ausspielformate positiv hinzukommt, ist, dass man eine größere Zuschauerzahl erreichen kann. Im Kino haben es die ambitionierten Geschichten immer schwerer, wohingegen das jetzt beim Fernsehen und Streaming leichter geworden ist als noch vor ein paar Jahren. Mittlerweile hat es sich auch bis ins hinterletzte Hüttel herumgesprochen, dass Fernsehen nicht mehr nur bloße stumpfe Unterhaltung ist, sondern es durchaus auch mit dem Kino aufnehmen kann vom Anspruch her.

APA: Haben wir diese neue Serienqualität Netflix zu verdanken?

Stadtlober: Ja, Netflix hat einen sehr großen Teil dazu beigetragen. Ebenfalls sehr wichtig war HBO mit "The Wire" und den "Sopranos". Seither schauen auch Leute, die vielleicht nie ein Buch in die Hand nehmen, wahnsinnig komplexe Fernsehgeschichten und haben ein ähnliches Erlebnis. Bei manchen Serien habe ich allerdings das Gefühl, die Geschichte wäre eigentlich in 90 Minuten leichter zu erzählen gewesen als in den drei Staffeln. Das Tolle an unserer momentanen Medienwelt ist jedenfalls - neben vielen negativen Entwicklungen - dass für quasi alle Geschichten ein Abspielformat oder ein Raum da ist.

APA: "Hundertdreizehn" wäre in 90 Minuten eher schwierig zu erzählen.

Stadlober: Weil es wirklich eine klassische Erzählserie wie "The Wire" ist, wobei bei uns nicht jede Staffel, sondern jede Folge eine andere Erzählform oder Perspektive bietet. Aber nur, weil es jetzt sechs Folgen gibt, heißt es nicht, dass es nicht vielleicht irgendwann wieder sechs Folgen geben könnte.

APA: Sie meinen, dass es eine zweite Staffel geben könnte?

Stadlober: Naja, die Grundannahme, dass bei einem Verkehrsunfall in Deutschland - das ist tatsächlich eine Zahl des deutschen Verkehrsministeriums - im Durchschnitt 113 Menschen pro Opfer betroffen sind, die kann man ja ausweiten auf verschiedenste Geschichten und Erzählräume.

APA: Nach den jüngsten Förderkürzungen herrscht in der heimischen Filmbranche Aufregung. Wie nehmen Sie die Situation wahr?

Stadlober: Es ist ein zweischneidiges Schwert. Es gibt Für- und Gegenargumente zu der Art und Weise, wie ÖFI+ in den letzten Jahren verwendet wurde. Was ich aus dem direkten Erleben erzählen kann, ist, dass in der österreichischen Filmwirtschaft, seit ich Filme mache, nie so eine Euphorie geherrscht hat wie in den letzten zwei Jahren. Es sind wahnsinnig tolle Filme entstanden. Es sind unglaublich viele Arbeitsplätze geschaffen worden. Ganz viele Menschen hatten auf einmal ein sicheres Auskommen mit dem, was sie am liebsten machen, nämlich Filme. Und in ganz Europa haben alle darüber gesprochen, wie toll es ist, in Österreich zu drehen. Wie man auf die Idee kommt, das so leichtfertig wegzuwerfen, ist mir ein Rätsel.

(Das Gespräch führte Sonja Harter/APA)

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/ORF/ARD Degeto/Satel Film/Frank Dicks

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