Ein Gespräch mit Dr. Dietmar Dammerer über chirurgische Präzision, interdisziplinäre Arbeit – und die Kraft, auch in Krisenzeiten eine Vision zu verfolgen.
Die Tumororthopädie vereint chirurgische Präzision mit interdisziplinärer Zusammenarbeit und stellt hohe Anforderungen an die behandelnden Ärzte. Dr. Dietmar Dammerer, Leiter der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie am Universitätsklinikum Krems, hat sich diesem Spezialgebiet mit großer Leidenschaft verschrieben.
Doktor Dammerers Karriere begann in der Kinderorthopädie, von wo aus er den Schritt in die Kinderonkologie wagte. „Mich hat von Anfang an die Kombination aus chirurgischer Präzision und interdisziplinärer Zusammenarbeit begeistert“, erklärt er. Gerade in der Tumororthopädie sei Teamarbeit essenziell: „Wir arbeiten eng mit Onkologen, Radiologen, Pathologen und anderen Fachbereichen zusammen, um für jeden Patienten einen individualisierten Behandlungsplan zu erstellen.
Herausforderungen meistern: Aufbau einer Abteilung
Als einer der jüngsten Primarärzte Europas übernahm Dammerer während der COVID-19-Pandemie die Leitung der Abteilung in Krems. Eine besondere Herausforderung bestand darin, die Fachbereiche Orthopädie und Unfallchirurgie zu vereinen – und das in Zeiten akuten Personalmangels. „Es war eine intensive Phase, doch mit einem klaren Fokus und einem engagierten Team konnten wir diese Aufgabe bewältigen“, sagt er. Heute ist die Abteilung ein Zentrum der Expertise für Tumororthopädie in Österreich.
Innovationen für Patienten
Dammerers Abteilung setzt auf modernste Technologien, um die Behandlungsergebnisse stetig zu verbessern. „Dank 3D-Druck können wir individuelle Implantate wie Schulterblätter oder Becken anfertigen. Motorisierte Wachstumsprothesen für Kinder sind ein weiteres Beispiel dafür, wie Technologie unsere Arbeit revolutioniert“, berichtet er. Auch minimalinvasive, muskelschonende Operationstechniken spielen eine zentrale Rolle. „Diese Methoden reduzieren Schmerzen, beschleunigen die Genesung und minimieren den Blutverlust. Besonders bei der Hüftprothetik konnten wir die Belastung für unsere Patienten drastisch senken.“
Interdisziplinäre Zusammenarbeit: der Schlüssel zum Erfolg
In Krems gibt es wöchentliche Tumorboards, bei denen komplexe Fälle im Team diskutiert und Behandlungspläne erarbeitet werden. „Die enge Zusammenarbeit und der kontinuierliche Austausch sorgen dafür, dass alle Beteiligten stets auf dem neuesten Stand sind. Es ist beeindruckend, welche Fortschritte wir so gemeinsam erzielen können“, betont Dammerer.
Forschung und Visionen
Mit über 100 wissenschaftlichen Publikationen hat Dammerer die Orthopädie in Österreich nachhaltig geprägt. Besonders bahnbrechend waren seine Erkenntnisse zur Endoprothetik. „Komplikationen wie Infektionen bei Hüftprothesen können gravierende Folgen haben und gehören in die Hände erfahrener Spezialisten.“ Für die Zukunft setzt er auf eine stärkere Zentralisierung der medizinischen Versorgung, um Ressourcen besser zu nutzen und die Patientenversorgung weiter zu verbessern.
Ein besonderer Standort
Das Universitätsklinikum Krems bietet durch seine Lage in der malerischen Wachau nicht nur ein positives Umfeld für Patienten, sondern auch eine enge Vernetzung mit anderen medizinischen Zentren. „Durch Kooperationen mit Kliniken in Wien und Graz können wir unser Fachwissen weiter ausbauen und die bestmögliche Behandlung sicherstellen“, sagt Dammerer. Sein Ziel ist es, Krems als Zentrum für Tumororthopädie weiter auszubauen.