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Insgesamt elf Kandidaten treten bei der Neuauflage der Präsidentenwahl an - der im Spätherbst siegreiche Georgescu ist diesmal nicht dabei, weil Wahlbehörde und Verfassungsgericht keine Kandidaten mit volksverhetzender Rhetorik zuließen. Sämtlichen Umfragen zufolge führt der Rechtspopulist George Simion, Chef der Rechtsaußen-Partei AUR, mit rund 30 Prozent in der Wählergunst, gefolgt vom Kandidaten der Regierungskoalition, Crin Antonescu, und dem parteifreien Oberbürgermeister von Bukarest, Nicusor Dan, die zurzeit mit etwa 22 Prozent gleichauf liegen.
Im Wahlkampf war Simion bemüht gewesen, sich zum politischen Erben des aus dem Wahlrennen abgezogenen Rechtsextremisten Georgescu hochzustilisieren, auch versprach er dessen zahlreichen Anhängern, Georgescu mit einem hohen Amt, eventuell sogar jenem des Regierungschefs, zu betrauen, sollte er selbst den Wahlsieg davontragen. Der ehemalige Liberalenchef Antonescu warb indes vor allem mit dem Versprechen politischer Stabilität dank der hinter ihm stehenden Koalition um Stimmen, während der parteifreie Kandidat Nicusor Dan als Einziger klarstellte, den proeuropäischen Kurs des Landes festigen, Reformen umsetzen sowie die zum Erliegen gekommene Korruptionsbekämpfung wieder ankurbeln zu wollen.
Da am Sonntag aller Wahrscheinlichkeit nach keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit der Stimmen bekommen dürfte, wird die Entscheidung erst zwei Wochen später am 18. Mai in der Stichwahl fallen. Den meisten Umfragen zufolge hat AUR-Chef Simion dabei recht wenig Chancen, auch die Endrunde des Präsidentenrennens zu gewinnen - eine Ende April durchgeführte Erhebung des Meinungsforschungsinstituts AtlasIntel ergab, dass der Rechtspopulist in der Stichwahl gegen die meisten seiner wichtigsten Konkurrenten unterliegen würde.
Da Rumänien eine semipräsidentielle Republik ist, sind Rolle und Befugnisse des Staatsoberhauptes keineswegs rein repräsentativ. Laut rumänischer Verfassung liegt die Richtlinienkompetenz in puncto Außen- und Verteidigungspolitik beim Staatspräsidenten, der auch oberster Befehlshaber des Heeres ist und dem Verteidigungsrat des Landes vorsteht. Der Präsident vertritt Rumänien zudem sowohl auf EU-Ebene bzw. bei den Gipfeltreffen des Europäischen Rates als auch völkerrechtlich, er gilt als Garant der Unabhängigkeit des Landes, des Rechtsstaates sowie - im Fall politischer und/oder sozialer Spannungen - als Vermittler zwischen Behörden und Gesellschaft.