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Ein IAEA-Sprecher gab nicht bekannt, welche Anlagen besucht wurden. Doch IAEA-Chef Rafael Grossi hatte vor wenigen Tagen gegenüber dem US-Sender PBS von einer IAEA-Visite in einem Forschungsreaktor gesprochen. In diplomatischen Kreisen wurde betont, dass die IAEA aber weiterhin keinen Zugang zu den Anlagen habe, die von Israel und den Vereinigten Staaten im Juni angegriffen worden waren. Der Forschungsreaktor in Teheran, um den es nach Angaben aus diplomatischen Kreisen nun ging, gehörte damals nicht zu den Zielen.
Irans Präsident Massud Pezeshkian erklärte seine Bemühungen um eine Einigung im Atomstreit am Rande der UN-Vollversammlung für gescheitert. "Die diesbezüglichen Forderungen, insbesondere seitens der USA, waren inakzeptabel und die Bemühungen daher erfolglos", sagte er vor seinem Rückflug von New York nach Teheran. Die USA hätten die Übergabe des gesamten angereicherten Urans seines Landes gefordert, zitierte ihn die staatlichen Nachrichtenagentur Irna.
Pezeshkian zeigte sich zuversichtlich, dass sein Land die Sanktionen meistern könne. Allerdings hat die nationale Währung schon im Vorfeld ein Rekordtief erreicht, die Bevölkerung befürchtet eine weitere Inflationswelle und Verschärfung der ohnehin desolaten Wirtschaftslage.
Deutschland, Großbritannien, Frankreich hatten vor einem Monat den sogenannten Snapback-Mechanismus zur Wiedereinführung von Sanktionen in Gang gesetzt, weil der Iran ihrer Ansicht nach gegen das Atomabkommen von 2015 verstößt. Die drei Staaten sind vor allem wegen der Produktion von hochangereichertem Uran im Iran besorgt, das zu Atomwaffen weiterverarbeitet werden könnte. Teheran bestreitet solche Absichten.
Der Iran hat bisher die europäischen Forderungen nach umfassender Kooperation mit der IAEA und Wiederaufnahme von Atomverhandlungen nicht erfüllt. Damit dürften die früheren UN-Sanktionen gegen Teheran wie geplant ab dem frühen Sonntagmorgen europäischer Zeit wieder greifen. Irans Sicherheitsrat hat bereits angedroht, in diesem Fall ein Abkommen mit der IAEA zur Wiederaufnahme von Atominspektionen aufzukündigen.
Angesichts der drohenden Wiedereinführung von Sanktionen wegen seines Atomprogramms rief der Iran Staatsmedien zufolge seine Botschafter in Deutschland, Frankreich und Großbritannien zu Konsultationen zurück. Die Diplomaten sollten zu Beratungen nach Teheran zurückkehren wegen "des unverantwortlichen Verhaltens der drei europäischen Länder, die zurückgenommenen Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats wieder einzusetzen", meldete das iranische Staatsfernsehen am Samstag.
Am Freitag hatte die Mehrheit der 15 Staaten im UNO-Sicherheitsrat gegen einen von Irans Verbündeten China und Russland eingebrachten Resolutionsentwurf gestimmt, der Teheran mehr Zeit für Verhandlungen über sein Atomprogramm verschaffen sollte. Konkret sah der Entwurf vor, die Frist für den sogenannten Snapback-Mechanismus um weitere sechs Monate bis zum 18. April 2026 zu verlängern.
Dieser Mechanismus sieht vor, die im Rahmen des 2015 geschlossenen internationalen Atomabkommens schrittweise abgebauten UNO-Sanktionen gegen den Iran binnen 30 Tagen wieder in Kraft zu setzen. Die sogenannten E3-Staaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien hatten ihn Ende August ausgelöst. Die Frist endet Sonntagfrüh um 02.00 Uhr MESZ.
Für den Iran, der bereits unter hoher Inflation und Infrastrukturproblemen leidet, dürfte dies weitere wirtschaftliche Schwierigkeiten bedeuten, auch wenn abzuwarten bleibt, ob alle Länder sich an die Sanktionen halten. Der russische Vize-Botschafter bei der UNO, Dmitri Poljanski, kündigte bereits an, dass sein Land die Wiedereinführung der Strafmaßnahmen als "null und nichtig" betrachte.
Westliche Staaten verdächtigen Teheran, nach der Atombombe zu streben. Nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO/IAEA) ist der Iran das einzige Land ohne eigene Atomwaffen, das Uran auf 60 Prozent anreichert. Zur Herstellung von Atomsprengköpfen ist auf 90 Prozent angereichertes Uran nötig, zur Stromerzeugung mit Atomkraft ist eine Anreicherung auf 3,67 Prozent ausreichend. Teheran versichert hingegen beharrlich, sein Atomprogramm lediglich zur zivilen Nutzung zu betreiben.






