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Vier Todesopfer in Kiew nach russischen Luftangriffen

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Kiew sieht sich wieder mit Luftangriffen konfrontiert
©AFP, APA, SERGEI SUPINSKY
Bei nächtlichen Drohnenangriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind zumindest vier Menschen getötet worden. Wie Bürgermeister Vitali Klitschko in der Nacht auf Freitag auf Telegram außerdem mitteilte, wurden 20 weitere verletzt. Mehrere Wohnhäuser wurden davor bei massiven Luftangriffen getroffen. Die Rettungsdienste erklärten, dass Russland mit "Drohnen und ballistischen Raketen" angegriffen habe. Unterdessen meldete auch Russland Drohnenangriffe aus der Ukraine.

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In Kiew wurden laut den Rettungsdiensten mehrere Stadtteile getroffen. Ziele waren auch andere größere Städte und Regionen im Westen des Landes, wie Nachrichtenportale wie "The Kyiv Independent" vermeldeten. In allen Regionen der Ukraine wurde Luftalarm ausgelöst. In Kiew traf eine Drohne die obersten Stockwerke eines Mehrfamilienhauses, wie der Leiter der Militärbehörde von Kiew, Timur Tkachenko, schrieb. Neben Explosionen wurden in mehreren Stadtteilen herabfallende Trümmer gemeldet. Nach Angaben der Militärverwaltung könne es im östlichen Teil Kiews auch zu Notstromausfällen kommen.

Nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj wurde die Ukraine in der Nacht mit mehr als 400 Drohnen und 40 Raketen angegriffen. Angesichts dieses massiven Angriffs fordert der Präsident den Westen auf dem Kurznachrichtendienst X abermals auf, den Druck auf Russland zu erhöhen. "Wenn jemand keinen Druck ausübt und dem Krieg mehr Zeit gibt, Leben zu nehmen, dann ist das Mittäterschaft und Verantwortung", schrieb er. "Wir müssen entschlossen handeln."

Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot sprach sich am Freitag für neue EU-Sanktionen gegen Russland aus. Er hoffe, dass die Europäische Kommission vor Ende Juni ein neues Sanktionspaket vorlegen werde, sagte Barrot dem Radiosender RTL.

Unklar war zunächst, ob es sich um den erwarteten groß angelegten Vergeltungsangriff Russlands nach dem ukrainischen Schlag gegen die russische Bomberflotte am vergangenen Wochenende handelt. Bei dem Überraschungsangriff hatte der ukrainische Geheimdienst SBU nach monatelanger Vorbereitung mehrere russische Militärflugplätze attackiert, von denen zuvor regelmäßig Kampfflugzeuge zu Angriffen gegen die Ukraine gestartet waren. Vom SBU hieß es, insgesamt seien bei den Angriffen Maschinen im Gesamtwert von sieben Milliarden Dollar (6,1 Milliarden Euro) zerstört worden.

Der Kreml hüllte sich nach der für ihn peinlichen Attacke auf eigenem Boden zunächst in Schweigen. Wladimir Putins Verärgerung wurde dann zuerst durch US-Präsident Donald Trump publik. Nach dessen Telefonat mit dem Kremlchef sagte Trump, Putin habe "sehr deutlich gesagt", dass er auf die Angriffe der Ukraine reagieren müsse.

Parallel zu den verheerenden russischen Luftangriffen auf die Ukraine hat auch Kiew das Nachbarland mit schweren Drohnenattacken überzogen. Das russische Verteidigungsministerium meldete den Abschuss von 174 Drohnen über den Gebieten Brjansk, Rostow, Saratow, Woronesch, Kaluga, Kursk, Orjol, Rjasan, Tula, Belgorod, Tambow und der seit 2014 annektierten Halbinsel Krim. "Zudem sind über dem Schwarzen Meer drei Lenkwaffen vom Typ Neptun-MD von der Flugabwehr zerstört worden." Den Erfolgsmeldungen der russischen Militärs zum Trotz gab es aber auch mehrere Einschläge.

In der Großstadt Engels im Gebiet Saratow sei ein Hochhaus getroffen worden. Verletzte habe es nicht gegeben, das Gebäude sei kurzzeitig evakuiert worden, die Bewohner aber inzwischen zurückgekehrt, teilte der Gouverneur von Saratow, Roman Bussargin, mit. "Durch eine Drohnenattacke ist es zu einem Brand in einem der Industriebetriebe von Engels gekommen", schrieb er zudem. Medienberichten zufolge soll es sich dabei um eine Raffinerie handeln. In Engels befindet sich ein großer Luftwaffenstützpunkt der russischen Streitkräfte. Die Raffinerie liegt in unmittelbarer Umgebung der Basis, von der auch immer wieder Flugzeuge zum Beschuss der Ukraine aufsteigen.

In der grenznahen Region Belgorod gab es inzwischen einen weiteren Anschlag auf die Eisenbahn: Nach einer Explosion ist eine Reservelok entgleist. Verletzte habe es nicht gegeben, teilten die Behörden mit. Die Strecke sei aber zunächst gesperrt worden.

Schon in den vergangenen Tagen hatte es mehrere Anschläge auf Eisenbahn-Infrastruktur gegeben. In einem Fall entgleiste dadurch auch ein Personenzug. Es gab mehrere Tote und Verletzte.

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht auf Freitag Flugplätze und Treibstofflager in den russischen Oblasten Rjasan und Saratow angegriffen. Die beiden russischen Gebiete grenzen nicht an die Ukraine, sondern liegen weiter im Landesinneren. "Die ukrainischen Verteidigungskräfte haben einen Präventivschlag gestartet", erklärt das ukrainische Militär auf Telegram. "Am Vorabend des massiven feindlichen Angriffs wurden feindliche Flugplätze und andere wichtige Militäreinrichtungen getroffen."

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