Nur eine Minderheit zahlt mehr ins System ein als sie herausbekommt. Es hat vor allem mit der Alterung zu tun und droht sich mehr denn je zu verstärken, wenn nicht gegengesteuert wird.
Faktum der Woche
Gerade einmal 37 Prozent der Menschen in Österreich zahlen mehr ins System ein als sie herausbekommen. Genauer: Bei ihnen übertreffen die Steuern und Beiträge, die sie dem Staat innerhalb eines Jahres bescheren, öffentliche Leistungen*, die sie bekommen. Das hat das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO im Rahmen einer Untersuchung 2023 festgestellt.
Öffentliche Leistungen
Berücksichtigt sind öffentliche Leistungen in den Bereichen Pensionen, Gesundheit, Bildung, Familie, Wohnen, Arbeitslosigkeit und soziale Ausgrenzung (z. B. Mindestsicherung). Auf Pensionen allein entfielen laut Statistik Austria im vergangenen Jahr knapp 77 Milliarden Euro bzw. rund 16 Prozent des BIP.
Auffallend: Nettozahler gibt es in allen Einkommensgruppen. Sehr wenige, aber doch auch in der untersten. Das hat damit zu tun, dass grundsätzlich alle etwas einzahlen. Zumindest indirekt durch Konsum (Mehrwertsteuer). Außerdem ist es darauf zurückzuführen, dass ein Großteil der öffentlichen Leistungen altersabhängig ist. Wer erwerbstätig ist und keine Kinder hat, für die er Förderungen wie die Familienbeihilfe erhalten würde, kann durchaus auch mit einem bescheidenen Einkommen Nettozahler sein.
Wer in Pension ist, ist hingegen mit sehr viel geringer Wahrscheinlichkeit Nettozahler. Und zwar weil Pensionen hierzulande im Rahmen des Umlageverfahrens nicht durch eigene Beiträge aus der Vergangenheit finanziert werden, sondern durch jene der gerade Erwerbstätigen sowie Zuschüsse aus dem Budget.


Das leitet über zu einem Problem: Der Anteil der Nettozahler droht mehr denn je zu sinken, wenn nicht gegengesteuert wird. Während die Gesamtbevölkerung wächst und die starke „Babyboomer-Generation“ ins Pensionsalter kommt, gibt es zunehmend weniger 20- bis 64-Jährige. Allein bis 2035 wird ihre Zahl um eine Viertelmillion sinken.
Umso wichtiger ist es, vorhandene Potenziale zu nutzen. Beispiel 1: Bei Geflüchteten ist die Erwerbsbeteiligung trotz steigender Tendenz noch immer gering. Da ist verstärkte Arbeitsmarktintegration gefragt. Beispiel 2: Zusätzlich zu Appellen braucht es – etwa steuerliche – Anreize, Voll- statt Teilzeit zu arbeiten. In den vergangenen Jahren ist die durchschnittliche Arbeitszeit nämlich stark gesunken, wie Johannes Berger vom Institut „Eco Austria“ bestätigt: „Und nachdem das die Erwerbseinkommen dämpft, dämpft es auch die Zahl der Nettozahlerinnen und -zahler.“
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 49/2025 erschienen.

