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Zweck der Warnschüsse sei es gewesen, "mehrere Verdächtige am Näherkommen zu hindern". Das Militär hindere die Bewohner des Gazastreifens nicht daran, zu Hilfszentren zu gelangen. Die umstrittene GHF ist eine private Organisation mit US-amerikanischer Unterstützung und israelischer Billigung. Andere Hilfsorganisationen, die alle von Israel von der Hilfe für die notleidende, palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen ausgeschlossen sind, kritisieren, dass mit der erst kürzlich tätig gewordenen GHF keine neutrale Hilfsverteilung gewährleistet werde.
Ein Sprecher des von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Zivilschutzes im Gazastreifen hatte zuvor von mindestens 15 Toten gesprochen. Dutzende weitere Menschen seien verletzt worden, sagte Mahmoud Bassal am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Die israelische Armee habe im Morgengrauen mit Drohnen und Panzern das Feuer auf tausende Zivilisten im Gebiet Al-Mawasi im Nordwesten der Stadt Rafah eröffnet.
Unterdessen spitzt sich der Streit zwischen der UNO und Israel über den Umgang mit der militanten Palästinenserorganisation Hamas zu. Der Sprecher von Israels Außenministerium, Oren Marmorstein, bezeichnete auf X ein Statement von UNO-Generalsekretär António Guterres als Schande und fragte, ob es den Vereinten Nationen wirklich wichtig sei, den Menschen in Gaza Hilfe zu leisten - oder ob sie sich eher darauf konzentrierten, die Hamas und ihre Kriegsmaschinerie zu unterstützen.
Zuvor hatte UNO-Generalsekretär António Guterres eine sofortige und unabhängige Untersuchung von Vorfällen wie am Dienstag verlangt, bei denen schon zuvor nach Hamas-Darstellung Menschen bei Verteilzentren von Hilfsgütern durch israelische Angriffe im Gazastreifen getötet worden sein sollen.
Am Sonntag hatte das Medienbüro der Hamas mitgeteilt, dass bei israelischen Angriffen dort insgesamt 30 Menschen getötet worden seien. Die israelische Armee dementierte die Angaben der Terrororganisation. Eine vorläufige Untersuchung habe ergeben, dass das Militär nicht auf Zivilisten geschossen habe, während diese sich in der Nähe oder innerhalb des Verteilungszentrums für humanitäre Hilfe aufhielten, hieß es seitens der Armee. Die Angaben lassen sich derzeit allesamt nicht unabhängig überprüfen.
Guterres schrieb auf X, er sei entsetzt über die Berichte der Palästinenser, nach denen Menschen am Sonntag auf der Suche nach Hilfe getötet oder verletzt worden seien. "Es ist inakzeptabel, dass Palästinenser ihr Leben für Lebensmittel riskieren müssen." Israel habe gemäß dem humanitären Völkerrecht die klare Verpflichtung, humanitäre Hilfe zuzulassen und zu erleichtern.
Marmorstein antwortete auf Guterres mit den Worten: "Was für eine Schande." In der gesamten Mitteilung des UNO-Generalsekretärs tauche das Wort Hamas kein Mal auf. "Kein Wort, dass es die Hamas ist, die Zivilisten erschießt und versucht, sie daran zu hindern, Hilfsgüter zu erhalten." Auch darüber, dass die Hamas einen weiteren Waffenruhe-Vorschlag und die Freilassung der Geiseln abgelehnt habe, erwähne Guterres nicht. "Die eigentliche Untersuchung, die durchgeführt werden muss, ist, warum die UNO sich weiter jedem Versuch widersetzt, den Menschen in Gaza direkt Hilfe zu leisten."
Israel ermöglicht der Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF) die Verteilung überlebensnotwendiger Hilfsgüter im Gazastreifen, um auf diese Weise Hilfsorganisationen der UNO und anderer Initiativen zu umgehen. Die UNO hat dies kritisiert und Israel vorgeworfen, humanitäre Hilfe als Waffe einzusetzen. Israel hatte nach fast drei Monaten Blockade wieder Hilfslieferungen an die hungernde Bevölkerung in begrenztem Umfang erlaubt.
Indes meldete die israelische Armee den Tod von drei israelischen Soldaten im Norden des Palästinensergebiets. Damit steigt die Zahl der im Gazastreifen seit Beginn des Krieges getöteten israelischen Soldaten auf 424.
Der Gaza-Krieg war durch den Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben rund 1210 Menschen getötet wurden. 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums bislang mehr als 54.000 Menschen getötet.