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Libysche Küstenwache beschoss Rettungsschiff "Ocean Viking"

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Die "Ocean Viking" ist unter schwierigen Bedingungen im Einsatz
©SOS MEDITERRANEE, JOHANNA DE TESSIERES, APA
Das bei Rettungseinsätzen im Mittelmeer aktive NGO-Schiff "Ocean Viking" ist in internationalen Gewässern von der libyschen Küstenwache angegriffen worden. Diese habe Hunderte Schüsse auf das Rettungsschiff mit Dutzenden Migranten an Bord abgefeuert, teilte SOS Mediterranée, Betreiberin des Schiffes, auf X mit. Die Migranten sowie die Besatzung seien wohlauf, berichtete die NGO, die auch Fotos von Patronenhülsen und zerschossenen Bullaugen veröffentlichte.

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An Bord der "Ocean Viking" befanden sich zum Zeitpunkt des Vorfalls 87 gerettete Menschen - darunter neun unbegleitete Minderjährige - die kurz zuvor aus einem Schlauchboot vor der libyschen Küste in Sicherheit gebracht worden waren. Die "Ocean Viking" befindet sich nun auf dem Weg nach Italien, nachdem das Innenministerium in Rom die toskanische Hafenstadt Marina di Carrara als Zielhafen bestimmt hat.

Noch bevor der Angriff der libyschen Küstenwache bekannt wurde, hatte SOS Mediterranée bereits die große Entfernung des zugewiesenen Hafens - rund 1.300 Kilometer vom Rettungsort entfernt - kritisiert: Die bedeute dreieinhalb Tage Fahrt, in der das Schiff keine weiteren Schutzsuchenden aus dem Mittelmeer retten könne.

Das Wochenende war bereits zuvor von Kontroversen geprägt. Mitglieder der italienischen Hilfsorganisation "Mediterranea Saving Humans" hatten dem Willen des Innenministeriums nicht entsprochen und zehn gerettete Migranten nach Trapani auf Sizilien gebracht - und nicht wie angewiesen ins viel weiter entfernte Genua. Für die Crew sei es "inakzeptabel" gewesen, traumatisierte Schiffbrüchige weitere drei Tage bei bis zu drei Meter hohen Wellen über das Meer nach Ligurien zu transportieren.

Ebenfalls vor der libyschen Küste wurden am Samstag rund 60 weitere afrikanische Migranten von dem NGO-Schiff "Nadir" gerettet - darunter Nigerianer, Äthiopier, Eritreer, Malier, Ivorer und Sudanesen. An Bord befanden sich eine schwangere Frau sowie ein Kind mit schweren Verbrennungen. Zudem wurden die Leichen von drei sudanesischen Schwestern - 17, 12 und 9 Jahre alt - geborgen.

Das Kinderhilfswerk Save the Children reagierte mit Entsetzen. "Wie viele Kinder, Familien und Migranten müssen noch sterben, bevor endlich ein koordiniertes Such- und Rettungssystem eingerichtet wird, das solche Tragödien verhindert? Ein System, das nicht nur den Menschenhandel bekämpft, sondern es den Rettungsschiffen erlaubt, ihre lebensrettende Arbeit fortzusetzen", hieß es.

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