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Mattle plädierte dafür, im Zuge der "Reformpartnerschaft" auch die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) in die Pflicht zu nehmen. "Es war ein Fehler", meinte er zur Zentralisierung unter Türkis-Blau, "der eine oder andere Schritt gehört auch föderal ausgestaltet". So habe die Tiroler Kasse etwa im Gegensatz zum Bund ein Plus vorzuweisen. In den Bundesländern spüre man die Defizite, diese gehörten ausgeglichen", forderte der Landeshauptmann.
Grundsätzlich lobte Mattle die gemeinsamen Reformvorhaben mit dem Bund, diese Partnerschaft sei "etwas ganz Wichtiges". Als Beispiel nannte er - neben der Gesundheit - auch den Bildungsbereich, wo man den Hebel ansetzen müsse. Auch hier brauche es eine Strukturbereinigung. Der Tiroler Landeshauptmann führte als Beispiel, dass nunmehr Gemeinden miteinbezogen würden, etwa bei den pädagogischen Assistenzen. Das führe zu Kosten für die ohnehin schon "stöhnenden" Kommunen.
Für Unabhängigkeit plädierte Mattle auch bei der Energiegewinnung. Es sei notwendig, erneuerbare Energien auszubauen, sagte er auch im Hinblick auf die umstrittene Ausweitung des Kraftwerks Kaunertal. "NGOs gehen von Wien aus nach Tirol und erklären Leuten, dass das so nicht geht", beklagte der Landeshauptmann. Noch habe man aber keinen Alternativvorschlag bekommen, wie Tirol sonst die Energiewende schaffen könne. Er selbst sei "technologieoffen", auch bei der Windkraft.
Angesichts des Klimawandels machte Mattle klar: "Es verändert sich etwas. Es tut sich etwas." Deshalb sei es oberstes Gebot, dass jede Österreicherin und jeder Österreicher alles zum Klimaschutz beizutragen müsse. Auch zu E-Autos bekannte sich der Landeshauptmann. Beim im Land viel diskutierten Thema Abschuss von Wölfen gab er sich pragmatisch, das Maß müsse derartig klein gehalten werden, dass die Bevölkerung sicher ist und geschützt wird. Dazu solle die anstehende Jagdrechtsnovelle beitragen.
Trotz der in Tirol hoch aktiven Jägerschaft befürwortete Mattle die Verschärfung des Waffengesetzes nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule. "In diesem Fall ist Anlassgesetzgebung auch der richtige Schritt", stellte er sich hinter die zahlreichen Maßnahmen der Bundesregierung. Sportschützen etwa oder Jäger und Jägerinnen müssten ohnehin die notwendigen Eignungstests machen. Allerdings müssten Daten, wie jene der Stellungskommission des Bundesheers besser herangezogen werden.
Generell zufrieden zeigte sich Mattle mit der Koalition aus ÖVP, SPÖ und NEOS im Bund, wobei er sich laut eigener Aussage bei SPÖ-Chef Andreas Babler für anfängliche Vorbehalte entschuldigt hat. Bürgerinnen und Bürger schätzten nun nicht nur die "Stabilität der Tiroler Landesregierung", sondern auch jene auf Bundesebene. - das spüre ich auch auf Bundesebene. Bundeskanzler Christian Stocker sei auch der richtige ÖVP-Parteichef nach Sebastian Kurz und Karl Nehammer, die beide ebenso ihre Zeit gehabt hätten.
Zur Bewerbung Innsbrucks als Austragungsort für den kommenden Song Contest steht Mattle, sollte der Tourismus einen entsprechenden Mehrwert dadurch finden. Persönlich sei er über den Sieg des österreichischen Kandidaten JJ "stolz" gewesen. Einen finanziellen Beitrag für eine mögliche Austragung des Bewerbs werde es aber nicht geben, betonte der Landeshauptmann. Man werde aber Infrastruktur zur Verfügung stellen.
Aussagen Mattles zu den Wohnkosten sorgten für Kritik der Grünen. Der Tiroler Landeshauptmann stehle sich aus der Verantwortung und suche gleichzeitig in alle Richtungen nach einem Schuldigen, befand die Nationalratsabgeordnete Barbara Neßler in einer Aussendung. Denn nicht die Kreditvorgaben der Finanzmarktaufsicht (FMA) seien das eigentliche Problem, sondern die "horrend hohen Immobilienpreise und die niedrigen Löhne". Auch beim Dauerbrenner Transit mache Mattle keine glückliche Figur. Seit Jahren trete das Land auf der Stelle.