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Gratis-Impfungen gegen Pneumokokken und Gürtelrose fixiert

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Ausweitung spätestens schrittweise ab 2026
©APA, THEMENBILD, BARBARA GINDL
Die Impfungen gegen Pneumokokken und Gürtelrose (Herpes Zoster) werden künftig für erwachsene Risikogruppen gratis sein. Das hat das Gesundheitsministerium am Mittwoch in einer Aussendung bekanntgegeben. Die beiden Immunisierungen sollen ab Ende 2025 beziehungsweise im Lauf des Jahres 2026 schrittweise kostenlos verfügbar gemacht werden, hieß es aus dem Büro von Gesundheitsstaatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) auf APA-Nachfrage. Die Vergabeverfahren laufen noch.

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Ein genaues Datum für den Start des kostenlosen Angebotes könne daher derzeit nicht genannt werden. Auch die konkreten Kosten sind aufgrund des offenen Verfahrens noch nicht bekannt.

Ziel ist jedenfalls "eine flächendeckende Umsetzung für alle Personen ab dem vollendeten 60. Lebensjahr sowie für definierte Risikogruppen mit chronischen Erkrankungen. Dazu zählen unter anderem Personen mit Krebserkrankungen, immunsuppressiver Therapie, Diabetes mellitus, schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen", wurde auf Nachfrage erläutert. Die genaue Definition der Anspruchsgruppen erfolge auf Basis der Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums (NIG).

Die Erweiterungen des kostenlosen Impfprogramms wurden von Bund, Ländern und Sozialversicherung in der Bundes-Zielsteuerungskommission auf Empfehlung des Nationalen Impfgremiums beschlossen, hieß es in der Aussendung. Der Entscheidung liegen evidenzbasierte Analysen der Technischen Universität Wien in Zusammenarbeit mit der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) und der Medizinischen Universität Wien zugrunde. Ziel war es, die verfügbaren öffentlichen Mittel möglichst wirkungsvoll einzusetzen und gezielt Krankheitslasten zu reduzieren, wurde betont.

"Gesundheit darf kein Privileg sein. Wer sich schützen möchte, soll das auch können - unabhängig von Alter, Einkommen oder Wohnort", wurde Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ) zitiert. "Gerade ältere Menschen und Risikogruppen profitieren enorm von einem frühzeitigen, kostenlosen Zugang zu diesen Impfungen", betonte auch Königsberger-Ludwig.

Die Impfung gegen Herpes Zoster - umgangssprachlich Gürtelrose - schützt vor der akuten Erkrankung und zusätzlich auch vor den teils langanhaltenden, schwer behandelbaren Folgeerscheinungen wie chronischen Nervenschmerzen, erläuterte das Ministerium. Sie kann zudem viele Krankenstände verhindern und möglicherweise sogar das Risiko für die Entwicklung einer Altersdemenz senken. Das NIG empfiehlt die Impfung ab 60 Jahren, wo Gürtelrose vermehrt mit schweren Verläufen auftritt, zugelassen ist sie bereits ab dem 51. Lebensjahr.

Impfungen gegen Pneumokokken beugen schweren Krankheitsverläufen vor, die durch Pneumokokken-Bakterien verursacht werden - darunter bakterielle Lungenentzündungen, Blutvergiftungen und Gehirnhautentzündungen. Diese Erkrankungen sind mit einer besonders hohen Sterblichkeit verbunden und treffen vor allem ältere und immungeschwächte Menschen.

Die Beschlüsse zur Ausweitung des kostenlosen Impfprogramms beziehen sich derzeit ausschließlich auf Pneumokokken- und Herpes-Zoster-Impfungen, hieß es auf APA-Nachfrage aus dem Büro von Königsberger-Ludwig. Zu RSV, wo die Impfung vom NIG ab dem vollendeten 60. Lebensjahr allgemein empfohlen ist und für Neugeborene bereits eine kostenlose Immunisierung angeboten wird, gebe es "keine Beschlusslage". Gleiches gilt für die regelmäßigen Auffrischungsimpfungen bei Diphtherie/Tetanus/Pertussis/Polio und FSME.

"Wir treffen solche Entscheidungen auch nicht alleine: In die Entscheidungsprozesse sind Länder, Sozialversicherung und letztlich auch das Finanzministerium eingebunden - das einen nicht unwesentlichen Teil des Geldes bereitstellt", wurde betont. Aktuell liege der Fokus auf der Umsetzung der bereits beschlossenen Impfungen. Die Influenza-Impfung ist für Kinder und Erwachsene beispielsweise bereits kostenlos. Die Aktion der vorübergehend bis zum 30. Geburtstag kostenlosen HPV-Impfung gegen mehrere Krebsarten bei Mann und Frau wurde zudem kürzlich verlängert.

Der Pensionistenverband (PVÖ) begrüßte die kostenlose Gürtelrose- und Pneumokokken-Impfung in einer Aussendung und sah seine langjährige Forderung erreicht. "Der Schutz vor Krankheiten durch Impfung darf keine Frage der Geldbörse sein", sagte PVÖ-Präsidentin Birgit Gerstorfer. "Endlich wird umgesetzt, was wir als Seniorenbund seit Jahren fordern: ein niederschwelliger und kostenloser Zugang zu Impfungen, die gerade für ältere Menschen lebenswichtig sind", reagierte auch Ingrid Korosec, Präsidentin des Österreichischen Seniorenbundes.

"Mit der Gürtelrose-Impfung wird nicht irgendeine Impfung ins Gratis-Impfprogramm aufgenommen, sondern jene, deren Bezahlung wahrscheinlich die größte finanzielle Hürde für die Menschen ist", freute sich Volksanwalt Bernhard Achitz (SPÖ). Viele Betroffene hätten sich in den vergangenen Jahren an die Volksanwaltschaft gewandt, weil sie sich die 500 Euro für die Gürtelrose-Impfung nicht leisten können.

"Wir arbeiten seit 2020 intensiv am Öffentlichen Impfprogramm für Erwachsene", erläuterte ÖGK-Obmann Andreas Huss. "2022 konnten wir mit dem Influenza-Impfprogramm starten und haben allein im vergangenen Jahr über eine Million Menschen kostenlos geimpft. Nun folgt die zweite Ausbaustufe: Endlich können wir die Pneumokokken- und die Herpes-Zoster-Impfung ins Impfprogramm aufnehmen", freute er sich. Auch Peter McDonald, Kuriensprecher der Sozialversicherung, begrüßte die Entscheidung.

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