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Gegenseitige Angriffe von Israel und Iran

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Israel weiter unter Raketenbeschuss
©AFP, APA, JALAA MAREY
Der Iran hat erneut Raketen auf Israel gefeuert. Der staatliche Rundfunk sprach von einem "Raketenregen" auf Ziele in Israel. Die israelische Armee teilte mit, die Luftabwehr sei im Einsatz, um die Bedrohung abzuwehren. Die Bevölkerung sei angewiesen, bis auf Weiteres in den Schutzräumen zu bleiben, teilte das israelische Militär am Dienstag in der Früh mit. Laut der "Times of Israel" waren im Raum der Stadt Jerusalem Explosionen zu hören.

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Israels Luftwaffe ihrerseits flog Berichten zufolge eine neue Angriffswelle auf den Nordwesten des Iran. In der Millionenstadt Tabris waren am Morgen laute Explosionen zu hören, wie iranische Medien übereinstimmend berichteten. Nähere Details zu den Zielen lagen zunächst nicht vor. In der Hauptstadt Teheran setzte Israel laut Augenzeugen bis Mitternacht die Luftangriffe fort. Das Internet ist demnach stark eingeschränkt, die Versorgungslage verschärfe sich weiter.

Die israelische Luftwaffe hatte nach eigenen Angaben in der Nacht auf Dienstag "umfassende" Angriffe auf militärische Ziele im Westen des Iran geflogen. Dutzende Lagerstätten und Abschussanlagen für Boden-Boden-Raketen seien getroffen worden, teilte die Armee mit. Außerdem seien Boden-Luft-Raketenwerfer und Lagerstätten für Drohnen im Westen der Islamischen Republik attackiert worden. Die Angriffe seien beendet, hieß es.

Israel war bereits in der Nacht auf Dienstag vom Iran aus mit Raketen angegriffen worden. Ein Geschoß soll im Süden in offenes Gelände gefallen sein, berichtete die "Times of Israel". Ein Sprecher der mächtigen iranischen Revolutionsgarden hatte kurz zuvor laut der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA angekündigt, die neue Welle an Angriffen auf Israel werde "bis Dienstagmorgen ununterbrochen fortgesetzt". Israelischen Medienberichten zufolge handelte es sich jedoch nur um eine kleine Anzahl von Raketen, die über der Küstenmetropole Tel Aviv und der Stadt Haifa abgefangen wurden. Berichte über Einschläge oder Verletzte gab es nicht. Unterdessen meldeten iranische Staatsmedien mehrere Explosionen und den Einsatz des Luftabwehrsystems in der Hauptstadt Teheran.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte die Einwohner Teherans zur Flucht aufgerufen. "Wir sagen den Bürgern Teherans: "Verlasst die Gegend!" - und wir handeln", sagte er. Netanyahu scheint nun auch eine gezielte Tötung des Obersten Anführers des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, nicht auszuschließen.

"Das wird den Konflikt nicht eskalieren lassen, das wird den Konflikt beenden", sagte Netanyahu im Interview des US-Senders ABC auf die Frage, ob er die Sorge der US-Regierung teile, dass eine Tötung Khameneis den Konflikt außer Kontrolle geraten lassen könnte. Auf die direkte Frage, ob Israel plane, Khamenei zu töten, sagte er: "Wir tun, was wir tun müssen. Ich werde da keine Details erörtern." Am Wochenende hatte es Berichte gegeben, wonach US-Präsident Donald Trump in den vergangenen Tagen Einspruch gegen israelische Pläne für die Tötung des iranischen Staatsoberhaupts eingelegt haben soll.

Nach Darstellung eines israelischen Militärsprechers hat Israel inzwischen die "volle Luftüberlegenheit" über Teheran erreicht. Ein Teil der Raketenangriffe aus dem Iran sei durch israelische Luftangriffe vereitelt worden.

Die USA verstärkten indes ihre Militärpräsenz im Nahen Osten. Das habe er am Wochenende zum Schutz der eigenen Truppen in der Region angeordnet, schrieb US-Verteidigungsminister Pete Hegseth auf der Plattform X. Er nannte dabei keine Details, was sich hinter den in die Region verlegten "zusätzlichen Fähigkeiten" des Militärs verbirgt. Der Schutz der eigenen Truppen habe für die USA "oberste Priorität", schrieb er.

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge schickt das US-Militär einen zweiten Flugzeugträger in den Nahen Osten. Die "USS Nimitz" und die dazugehörigen Schiffe würden früher als geplant aus Asien abgezogen, um im Nahen Osten den Flugzeugträger "USS Carl Vinson" zu unterstützen, berichteten unter anderem die Sender CNN und NBC News. Die von einem Atomreaktor angetriebene "USS Nimitz" mit einer Besatzung von mehreren Tausend Soldaten kann Dutzende Kampfflugzeuge transportieren. Der Flugzeugträger soll demnach wohl nächste Woche in der Region ankommen.

Israel will nach eigener Darstellung mit den Angriffen verhindern, dass der Iran eine Atombombe bauen kann. Die Führung in Teheran betont dagegen, dass das Atomprogramm zivilen Zwecken diene. In seinem Post auf Truth Social schrieb US-Präsident Trump, Teheran hätte im Streit um das iranische Atomprogramm das von ihm vorgeschlagene Abkommen unterschreiben sollen. Das sei eine "Verschwendung von Menschenleben". In Großbuchstaben ergänzte er: "Der Iran darf keine Atomwaffe besitzen."

Mehrere arabische Staaten und die Türkei verurteilten die Angriffe Israels auf den Iran. Es sei unerlässlich, dass "Israels Feindseligkeiten gegen den Iran" eingestellt werden, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung, die das jordanische Außenministerium am Montagabend in Amman veröffentlichte. Ziel müsse eine "umfassende Feuerpause" sein. Die Erklärung wurde den Angaben zufolge unter anderem von den Außenministern Algeriens, Ägyptens, des Iraks, Jordaniens, Kuwaits, Libyens, Mauretaniens, Pakistans, Saudi-Arabiens, des Sudan und der Türkei getragen.

Dringend notwendig sei es, den Nahen Osten zu einem Gebiet ohne Atomwaffen und ohne andere Massenvernichtungswaffen zu machen, hieß es darin. Dies müsse "ohne Ausnahme für alle Staaten in der Region gelten in Übereinstimmung mit den maßgeblichen internationalen Resolutionen". Alle Staaten der Region sollten unverzüglich dem Atomwaffensperrvertrag beitreten. Israel ist diesem Vertrag von 1968, der das Verbot der Verbreitung von Atomwaffen regelt, bis heute nicht beigetreten.

Renommierte iranische Aktivisten und Prominente haben ein Ende des Kriegs zwischen dem Iran und Israel gefordert. In einem Gastbeitrag in der französischen Zeitung "Le Monde" forderten sie "die sofortige Einstellung der Urananreicherung durch die Islamische Republik, die Einstellung der militärischen Feindseligkeiten, ein Ende der Angriffe auf lebenswichtige Infrastrukturen sowohl im Iran als auch in Israel und die Beendigung der Massaker an der Zivilbevölkerung in beiden Ländern". Unterzeichnet wurde der Beitrag unter anderem von den Friedensnobelpreisträgerinnen Narges Mohammadi und Shirin Ebadi sowie den preisgekrönten Regisseuren Jafar Panahi und Mohammad Rasoulof.

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