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Witkoff wurde bei der hinter einer Stacheldrahtinstallation organisierten Veranstaltung unter Applaus und "Bringt sie jetzt nach Hause"-Rufen auf dem als "Platz der Geiseln" bekannten Platz in Tel Aviv von Hunderten Menschen empfangen. Am Abend versammelten sich dort fast 60.000 Menschen.
Anschließend kam Witkoff in einem benachbarten Gebäude mit Angehörigen der Geiseln zusammen. Das Forum der Geisel-Familien, die wichtigste Interessenvertretung der Angehörigen, erklärte nach dem Treffen, Witkoff habe "persönlich" zugesagt, sich zusammen mit US-Präsident Donald Trump für die Freilassung der verbleibenden Geiseln einzusetzen. Es sei an der Zeit, "das Einzige zu tun, was alle Geiseln zurückbringen kann - ein umfassendes Abkommen auf den Tisch zu legen, das den Krieg beendet."
In den vergangenen Tagen hatten die Hamas und andere islamistische Organisationen im Gazastreifen Videos von zwei Geiseln veröffentlicht. Die Angehörigen hatten keine Genehmigung zur Verbreitung der Videos gegeben, allerdings in einem Fall Standbilder erlaubt. Die Aufnahmen abgemagerter Geiseln in einem Tunnel hatten viele Israelis schockiert und an die Bilder befreiter Häftlinge der deutschen Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg erinnert.
Mit der Stacheldrahtaktion in Tel Aviv mahnten die Angehörigen: "Nie wieder ist jetzt." "Ich habe das Wort Holocaust bisher vermieden, weil ich die Tochter eines Holocaust-Überlebenden bin", sagte Anat Angrest, Mutter eines am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppten Soldaten, einer Mitteilung des Forums der Geiselfamilien zufolge. Nun aber stehe sie zwischen Stacheldrahtzäunen, weil ihr Sohn Matan einen "zweiten Holocaust" erlebe.
Das Video seines Cousins sei in seinen Albträumen, sagte der Cousin von Rom Braslavski, dessen Video die Hamas und die Terrorgruppe Palästinensischer Islamischer Jihad vor wenigen Tagen veröffentlicht hatte. "Wo ist die humanitäre Hilfe für die Geiseln seit fast zwei Jahren?"
"Holt die lebenden Geiseln raus, bevor sie in meine Lage kommen", forderte Yael Adar, die Mutter einer toten Geisel. "Als ich die Videos sah, stockte mir der Atem. Nur Haut und Knochen, und mein Sohn bekommt nicht einmal das Recht auf eine Beerdigung." Nach offiziellen israelischen Angaben befinden sich noch 50 Geiseln im Gazastreifen, von denen mindestens 20 am Leben sein sollen.
Die radikal-islamische Hamas erklärte am Samstag, sie werde die Waffen nicht niederlegen, solange kein unabhängiger palästinensischer Staat gegründet werde. Der bewaffnete Widerstand könne "nur durch die vollständige Wiederherstellung unserer nationalen Rechte aufgegeben werden, zu denen in erster Linie die Errichtung eines unabhängigen, völlig souveränen palästinensischen Staates mit Jerusalem als Hauptstadt gehört", hieß es in einer Mitteilung.
Indirekte Verhandlungen zwischen der Hamas und Israel, die darauf abzielten, einen 60-tägigen Waffenstillstand im Gaza-Krieg und eine Vereinbarung über die Freilassung von Geiseln zu erreichen, endeten vergangene Woche ohne Ergebnis.
Der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 war der Auslöser des andauernden Gaza-Kriegs. Hamas-Terroristen und andere Islamisten töteten damals rund 1.200 Menschen und verschleppten mehr als 250 weitere aus Israel in den Gazastreifen. Israel reagierte darauf mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden dabei mittlerweile mehrere Zehntausend Menschen getötet. Die Angabe unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten.