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Experte: Arbeitswelt muss bei Väterkarenz flexibler werden

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++ HANDOUT ++ Der Dramatiker Ferdinand Raimund mit Babypuppe
©APA, CARING-MEN, NIKOLAS BECKER
Vor dem Vatertag am Sonntag macht eine Aktion auf die nach wie vor geringe Väterbeteiligung bei der Kinderbetreuung und Karenz aufmerksam: Im Rahmen von "Caring Men" wurden Männerstatuen mit Babypuppen bestückt. Dabei glauben die verantwortlichen Initiativen genauso wie der Obmann des Dachverbandes der Männerarbeit in Österreich, Erich Lehner, dass Väter eigentlich mehr Sorgearbeit übernehmen wollen. Notwendig sei eine flexiblere Arbeitswelt, sagte der Experte zur APA.

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Laut dem Wiedereinstiegsmonitoring der Arbeiterkammer waren 2021 nur rund 17 Prozent der Personen in Kinderauszeit Männer, 2017 waren es noch rund 21 Prozent. Aus der Arbeitswelt komme der Hauptwiderstand, meinte Lehner. Dort gelte die Frau immer noch als "Variable, die kommt und geht", der Mann aber werde als das "stabile Element" wahrgenommen. Oft würde behauptet, der Papamonat müsse reichen. "Es gibt Betriebe, wo das überhaupt kein Problem ist", meinte der Experte, Mainstream sei das allerdings noch nicht. Hier brauche es weitaus mehr Flexibilität. Es liege an den Unternehmen, bessere Modelle für Väter anzubieten, meinte auch Elisabeth Sechser, Gründerin von CaringEconomy.Jetzt.

Gemeinsam mit anderen Projekten wie fair sorgen!, ÖBV - Vía Campesina Austria und StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt hat ihre Initiative vor dem Vatertag die Kunstaktion "Caring Men" aus Großbritannien nach Österreich gebracht. Mit Babypuppen tragenden Männerstatuen symbolisiere man im öffentlichen Raum die "Vision" eines alternativen Bildes von Männlichkeit, heißt es in einer Pressemitteilung. Meist blieben die Puppen nur für ein Foto, beim Salzburger Schloss Mirabell dürfen sie bis zum Vatertag hängen. Am besten wäre es, man könnte sie mit Genehmigung ein Jahr lang an den Statuen lassen, meinte Sechser.

Viele Männer würden längst mehr Care-Arbeit übernehmen wollen, ist sie überzeugt. Das treffe auf einen Großteil der Väter zu, glaubt auch Lehner auf Basis früherer Umfrageergebnisse. Notwendig dafür sei außer einem Kulturwandel in der Arbeitswelt auch ein verändertes Karenzmodell. Seit November 2023 gibt es in Österreich nur die volle Karenz, wenn auch der zweite Elternteil mindestens zwei Monate davon in Anspruch nimmt. "Das ist einfach zu wenig", meinte Lehner. Er befürwortet ein "use it or lose it"-Modell, bei dem die Karenzzeit gleich zwischen beiden Elternteilen aufgeteilt ist. Nähme der Vater also die Hälfte der Karenz nicht in Anspruch, so würde diese entfallen.

Die Bundesregierung hat sich indes darauf verständigt, die Väterbeteiligung und Partnerschaftlichkeit in der Karenz zu stärken. Eine interministerielle Arbeitsgruppe soll sich ab Jahresbeginn mit dem Thema beschäftigen, hieß es auf Anfrage aus dem Familienministerium. Bis spätestens Ende 2026 soll sie laut Koalitionsprogramm Vorschläge erarbeiten.

Die Väterkarenz sei der "Knotenpunkt für 'Caring Masculinities'", sagte Lehner; und meint damit eine Vorstellung von Männlichkeit, die nicht von Dominanz, Konkurrenz und Hierarchie geprägt ist, sondern von Empathie und Sorge für andere. Zuletzt zeigte die Studie "GEQ AT Gender Equality and Quality of Life Austria", dass es in Familien, in denen die Eltern gleichberechtigt sind, das geringste Gewaltrisiko für Kinder gibt.

Sorgearbeit zu übernehmen, bringe auch positive Auswirkungen auf Gesundheit und Lebensqualität der Väter und eine gerechtere Aufteilung von Berufs- und Familienarbeit für beide Geschlechter mit sich. Kinder hätten zudem zwei präsente Eltern, weniger Depressionen, bessere Schulleistungen und würden mit flexibleren Geschlechterrollen aufwachsen. Für Frauen hat eine ungleiche Aufteilung freilich auch finanzielle Nachteile: Mütter erzielen laut einer Berechnung des gewerkschaftsnahen Momentum-Instituts über ihr Leben hinweg 960.000 Euro (28 Prozent) weniger Einkommen als Väter.

Ferdinand Raimund-Statue in Wien (undatiertes Archivbild).

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