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Erneut Gewalt bei Protesten gegen Regierung in Serbien

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Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten
©UROS ARSIC, AFP, APA
Bei neuen Protesten gegen die Regierung von Präsident Aleksandar Vucic in der nordserbischen Stadt Novi Sad ist es am Freitag wieder zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Gendarmerie und Einsatzkräfte der Polizei vertrieben Tausende friedlich demonstrierende Bürger gewaltsam vom Gelände der Universität Novi Sad, wie der unabhängige TV-Sender N1 berichtete. Es seien 42 Menschen festgenommen worden, teilte das Innenministerium am Samstag mit.

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Medienberichten zufolge hatte der Polizeieinsatz begonnen, nachdem Unbekannte Gegenstände auf Polizisten geworfen hatten, die vor dem Gebäude der Philosophischen Fakultät postiert waren. Die Fakultät steht seit eineinhalb Wochen im Brennpunkt von Demonstrationen, nachdem deren regierungstreuer Dekan die Studenten unter Polizeischutz zum Verlassen des Gebäudes gezwungen hatte, das sie seit neun Monaten besetzt hielten. Die Ordnungskräfte setzten laut N1 unter anderem Tränengas, Schlagstöcke und Blendgranaten ein.

An dem Protest beteiligten sich vor allem junge Menschen. "Studenten haben eine dringende Forderung: Neuwahlen" hieß es auf einem Banner. Nach mehreren Reden marschierten die Teilnehmer Richtung Universitätsgelände, wo die Polizei auch laut dem AFP-Korrespondenten Tränengas und Blendgranaten nutzte, um die Menge auseinander zu treiben. Innenminister Ivica Dacic sagte am Samstag im staatlichen Fernsehsender RTS, die Demonstranten hätten Polizisten mit Steinen, Leuchtraketen und Gitterstäben angegriffen. Bei dem "massiven und brutalen Angriff" seien 13 Polizisten verletzt worden. Auch die Nachrichtenagentur Beta berichtete von Flaschenwürfen auf Polizisten.

Auslöser der Proteste war der Einsturz eines frisch renovierten Bahnhofsvordachs in Novi Sad am 1. November 2024, der 16 Menschen das Leben kostete. Unabhängige Experten und Oppositionelle machen Schlamperei und Korruption unter der Vucic-Regierung für das Unglück verantwortlich.

Seitdem kommt es in Serbien fast täglich zu Demonstrationen und Verkehrsblockaden, die meist von Studentinnen und Studenten initiiert werden. Die Studierenden haben außerdem so gut wie alle Universitäten des Landes besetzt.

Inzwischen reicht die bisher größte und am längsten anhaltende Protestbewegung in der Geschichte Serbiens seit dem Zerfall Jugoslawiens tief in die Gesellschaft hinein. Mit ihrer Forderung nach vorgezogenen Neuwahlen setzt sie Vucic und seine Regierung stark unter Druck.

Ihre Aktionen verliefen bis zu diesem Sommer weitgehend friedlich. Zuletzt kam es aber immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen, bei denen die Polizei mit großer Brutalität gegen die Demonstrierenden vorging, so auch am Campus der Universität Novi Sad.

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