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Bombenbauer in Graz zu lebenslanger Haft verurteilt

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Der 56-Jährige Steirer wollte nicht mehr "Melkkuh" seiner Ex sein
©APA, ERWIN SCHERIAU
Ein 56-jähriger Steirer ist am Mittwoch im Grazer Straflandesgericht wegen mehrerer Bomben, die er gebaut und bei den Zeugen Jehovas deponiert hatte, zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der IT-Techniker hatte eigentlich seine Ex-Frau töten wollen, gestand er bei dem Prozess. Mehrere andere Sprengsätze seien als Ablenkungsmanöver gedacht gewesen. Der Mann wird außerdem in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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Verurteilt wurde er wegen des Verbrechens der terroristischen Straftaten sowie wegen Mordversuchs an seiner Ex-Frau sowie an seiner Tochter und seinem Sohn. Die beiden Kinder des Paares waren ebenfalls mit dem Auto der Mutter gefahren, bei dem der Angeklagte eine Bombe montiert hatte. Die Geschworenen hatten einstimmig für die Verurteilung gestimmt. Sie ließen aber eine ganze Reihe von weiteren Mordversuchen im Urteil streichen, die in der Anklage noch aufgelistet waren. Ursprünglich war die Staatsanwaltschaft von einem mehr als 30-fachen Mordversuch ausgegangen. Der Angeklagte erbat sich nach der Urteilsverkündung drei Tage Bedenkzeit.

Am zweiten Verhandlungstag waren zunächst die Ermittler am Wort gewesen. Jener Beamte, der den IT-Techniker nach der Festnahme als erstes befragte, gab an, dass der Verdächtige kooperativ war und sofort gesagt habe: "Ich wollte meine Ex-Frau umbringen." Noch bevor er ausführlich befragt worden sei, habe sich der 56-Jährige erkundigt, ob die Bombe am Auto seiner früheren Frau schon gefunden worden sei.

Der Beamte wurde auch wegen einer Ermittlungspanne befragt, denn die Bombe am Auto der Ex-Frau wurde bei der ersten Überprüfung nicht entdeckt und auch die Sprengstoff-Hunde schlugen nicht an. Daher waren die Frau sowie die Kinder des ehemaligen Ehepaares noch weitere Wochen mit der Bombe am Pkw unterwegs. Der Ermittler gestand ein, dass der Sprengsatz insgesamt sogar sechs Wochen am Wagen montiert war. Der Beschuldigte indessen gab auf die Nachfrage des Richters an, dass er nicht gewusst habe, dass auch seine Tochter und sein Sohn mit dem Wagen der Mutter gefahren sind: "Es gab ja keinen Kontakt."

Nachdem am Montag bereits das Sprengstoff-Gutachten sowie die psychologische Untersuchung erörtert wurden, war am Mittwoch noch das psychiatrische Gutachten von Manfred Walzl an der Reihe. Er diagnostizierte eine "sehr schwer ausgeformte kombinierte Persönlichkeitsstörung" mit narzisstischer Ausprägung. Obwohl es sich um eine schwere Störung handle, sei die Zurechnungsfähigkeit beim Angeklagten erhalten gewesen. Der 56-Jährige habe ihm klar gesagt: "Er wollte von seiner Ex-Frau nicht mehr als Melkkuh angesehen werden." Es habe ihm gereicht. Walzl schilderte, dass der Steirer ihm gesagt habe: "Ich habe erreicht, was ich wollte." Empathie oder Mitleid konnte der Gutachter dabei nicht erkennen. Massiv ausgeprägt sei der Narzissmus des Beschuldigten: "Das eigene Ego dominiert alles", so Walzl weiter. "Menschen mit dieser Erkrankung sind extrem kränkbar. Wird das nicht behandelt, geht das in narzisstische Wut über. Das birgt ein großes Risiko zur Gewalttat", so der Sachverständige.

Staatsanwältin Patricia Weber hatte in ihrem Schlussplädoyer gesagt: "Ich konnte kein reumütiges Geständnis erkennen. Wir haben hier einen eiskalten und empathielosen Angeklagten erlebt." Sie habe nie gehört, dass ihm etwas leid tue. "Es gibt viele Familien mit Scheidungen und Unterhaltsstreitigkeiten, aber nichts kann rechtfertigen", was der Beschuldigte getan habe. Er habe nicht nur seine Ex-Frau töten wollen, sondern sorgte für ein "Angst-Klima" unter den Zeugen Jehovas, sagte die Anklägerin.

Der Verteidiger des 56-Jährigen stellte den Fall für die Geschworenen anders dar: "Sitzt da ein terroristischer Massenmörder oder jemand, der von seiner Ex-Frau in den Wahnsinn getrieben wurde?" Außerdem habe das psychologische Gutachten festgestellt, dass er "kein Hochrisikotäter" sei. Warum sollte er daher neben dem Tod seiner Ex-Frau auch den Tod von 34 weiteren Menschen billigend in Kauf genommen haben? Das passe nicht zusammen.

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