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Nach der Ankündigung zur Öffnung eines Staudamms in Indien evakuierte auch das benachbarte Pakistan Behörden zufolge ein landwirtschaftlich wichtiges Flussgebiet. Mindestens 150.000 Menschen seien in der Provinz Punjab entlang der drei Flüsse Ravi, Sutlej und Chenab in Sicherheit gebracht worden, teilten pakistanische Behördenvertreter am Dienstag mit. Indien hatte angekündigt, nach heftigen Regenfällen überschüssiges Wasser aus einem Staudamm auf seiner Seite der Provinz Punjab abzulassen. In beiden Ländern gibt es seit Wochen schwere Monsun-Regenfälle und Überschwemmungen, bei denen Hunderte Menschen ums Leben kamen.
Laut Indien wurde das Nachbarland bereits am Sonntag vor herannahenden Wassermassen gewarnt. Pakistan dagegen spricht von einer überraschenden Ankündigung am Montag. Die Öffnung des Staudamms könnte die Beziehungen der beiden verfeindeten Atommächte verstärkt belasten, die seit einem kurzen militärischen Konflikt im Mai weiter angespannt sind. Die Regierung in Neu-Delhi macht Pakistan für einen Anschlag auf Hindu-Touristen im indischen Teil Kaschmirs verantwortlich, die Regierung in Islamabad bestreitet jede Verwicklung.
Indien setzte wegen des Streits auch den Jahrzehnte alten Indus-Wasservertrag aus, der die gemeinsame Nutzung von Wasser aus dem Indus und seinen Nebenflüssen regelt. Laut indischen Regierungskreisen erfolgte die Warnung vor der Staudammöffnung nicht im Rahmen des Vertrags, sondern aus humanitären Gründen. Laut dem pakistanischen Außenministerium wurden diplomatische Kommunikationskanäle dafür genutzt.
Die meisten Todesopfer durch die Fluten in Pakistan hat die nordwestliche Provinz Khyber Pakhtunkhwa zu beklagen. Im Norden Pakistans sowie dem pakistanisch verwalteten Teil von Kaschmir war es diesen Monat zu dramatischen Sturzfluten mit über 300 Toten gekommen. Die Monsunzeit in Pakistan dauert bis September. Wie ein Sprecher der Meteorologie-Behörde der dpa mitteilte, ist der Niederschlag dieses Jahr stärker als gewöhnlich und könnte auch länger andauern.
Extreme Wetterereignisse nehmen in dem südasiatischen Land zu, was laut Forschern auch eine Folge des menschengemachten Klimawandels ist. Im Sommer 2022 erlebte Pakistan eine schwere Flutkatastrophe, die zwischenzeitlich ein Drittel des Landes unter Wasser setzte und 1.700 Menschen das Leben kostete.