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„Endstation für Gewalt“: Wiener Linien setzen dauerhaftes Zeichen in der U-Bahn

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©Simon Wöhrer

Jede dritte Frau erlebt Gewalt – diese Statistik machen die Wiener Linien nun auf der Linie U3 sichtbar. Was als befristete Aktion im Rahmen der UN-Kampagne „Orange the World“ begann, wird nun verlängert: Die Mahnungen auf den Sitzbänken bleiben dauerhaft bestehen. Ein Blick auf die Symbolik und die harte Sicherheitsstrategie dahinter.

Wer derzeit in Wien auf die U3 wartet, sieht nicht nur die gewohnte Farbe der Linie, sondern auch eine politische Botschaft. Orange ist die Farbe der UN-Kampagne „Orange the World“, die weltweit auf Gewalt an Frauen aufmerksam macht. Als Betreiber der „orangen Linie“ nutzen die Wiener Linien diese Koinzidenz für eine Kampagne, die eigentlich am 10. Dezember, dem Ende der „16 Tage gegen Gewalt“, enden sollte. Doch nun haben sich die Verkehrsbetriebe entschieden, die Aktion unbefristet fortzusetzen.

Die Kernbotschaft der Kampagne ist auf den Bahnsteigen unübersehbar: Jede dritte Sitzbank entlang der U3 ist mit einem Sticker und dem Slogan „Kein Platz für Gewalt“ versehen. Die Platzierung ist kein Zufall, sondern ein statistischer Verweis: Jede dritte Frau ist im Laufe ihres Lebens von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen.

Mahnung bleibt über den Kampagnenzeitraum hinaus

Ursprünglich war die Beklebung nur für den Aktionszeitraum vom 25. November bis zum 10. Dezember geplant. „Die letzten Tage haben einmal mehr gezeigt, dass das Thema wichtiger ist denn je“, begründen die Wiener Linien die Entscheidung, die Sticker nicht zu entfernen. Sie sollen als dauerhaftes Zeichen für Respekt und Zivilcourage im öffentlichen Raum verbleiben.

„Gewalt an Frauen ist kein Frauenthema – sie betrifft uns alle“, betont Alexandra Reinagl, Geschäftsführerin der Wiener Linien. Die Botschaft sei klar: „Wir schauen nicht weg. Gewalt hat in unseren Öffis keinen Platz.“ Unterstützt wird die Aktion durch Videos in Kooperation mit WienXtra auf Social Media und Hinweisen auf den Abfahrtsmonitoren.

Technik und Personal: Die Sicherheitsstrategie

Kampagnen schaffen Bewusstsein, doch Sicherheit im öffentlichen Verkehr erfordert vor allem Infrastruktur. Die Wiener Linien verweisen in diesem Kontext auf ein engmaschiges Sicherheitsnetz, das über reine Appelle hinausgeht. Rund 300 Sicherheits- und Servicemitarbeiter sind täglich im Einsatz, unterstützt von Bodycams zur Deeskalation.

Parallel dazu wird massiv in die Überwachungstechnik investiert. Über 15.000 Kameras zeichnen das Geschehen im Netz auf. Historische Stationen wie die von Otto Wagner entworfenen Haltestellen der U6 (u.a. Gumpendorfer Straße, Burggasse) wurden gezielt mit heller LED-Beleuchtung nachgerüstet, um Angsträume zu beseitigen.

Die Sicherheitsmaßnahmen im Überblick:

  • Überwachung: Mehr als 15.000 Kameras in Stationen und Zügen.

  • Personal: 300 Sicherheits- und Servicekräfte im täglichen Einsatz.

  • Technik: Notrufanlagen in allen Fahrzeugen und Stationen; Bodycams für das Sicherheitspersonal.

  • Beleuchtung: Helle LED-Ausstattung in historischen Stationen zur besseren Ausleuchtung.

Appell an die Zivilcourage: „Im Zweifelsfall ein Notfall“

Trotz Technik und Personal bleibt der Faktor Mensch entscheidend. Die Verkehrsbetriebe appellieren an die Fahrgäste, Verantwortung zu übernehmen – allerdings ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Der Leitsatz lautet: „Im Zweifelsfall ist es ein Notfall.“

Das Betätigen der Notrufeinrichtungen wird ausdrücklich ermutigt. Dies stellt eine direkte Verbindung zur Leitstelle her, die wiederum sofort Polizei oder Rettung alarmieren kann. Zivilcourage bedeute in diesem Kontext oft schon, Hilfe zu rufen oder andere Fahrgäste lautstark auf eine Situation aufmerksam zu machen.

Service: Verhaltenstipps für mehr Sicherheit

Um das subjektive und objektive Sicherheitsgefühl zu stärken, geben die Wiener Linien folgende Verhaltensempfehlungen für Fahrgäste:

  • Sitzplatzwahl: Nachts in der Nähe anderer Menschen aufhalten oder ganz vorne beim Fahrpersonal einsteigen.

  • Notruf nutzen: Bei Belästigung sofort die Notrufstelle (Bahnsteig) oder Notsprecheinrichtung (Fahrzeug) betätigen.

  • Öffentlichkeit herstellen: Andere Fahrgäste gezielt ansprechen und laut Hilfe einfordern.

  • Kein Risiko: Helfen Sie, indem Sie Profis alarmieren, statt sich selbst in körperliche Gefahr zu bringen.

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