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Wie Springsteen seinen Klassiker "Born To Run" schuf

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Aktualisiert
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3 min
Neues Buch blickt auch in die Seele des Musikers
©Hannibal Verlag, Tom Hill, APA
Bruce Springsteen befand sich Ende 1973 in schwieriger Lage: Seine ersten Alben waren mit Kritikerlob bedacht worden, der kommerzielle Erfolg blieb dagegen bescheiden. Die Plattenfirma, bei der seine Förderer in der Führungsetage den Hut genommen hatten, machte Druck. Verlangt wurde eine Single, um zu entscheiden, wie es weitergeht. "The Boss" lieferte "Born To Run" und das gleichnamige Album. Die Entstehung schildert Peter Ames Carlin im Buch "Heute Nacht in Jungleland".

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Der Autor, auch Verfasser der Springsteen-Biografie "Bruce", führte bei seinen Recherchen Interviews mit Springsteen selbst, sowohl mit dessen altem wie auch aktuellem Manager und Mitmusikern. Carlin schreibt spannende Musikgeschichte(n) und lässt Fans am Aufnahmeprozess teilhaben: Detailreich schildert er das Werden und die Hintergründe der Songs, fast minutiös wird die Arbeit im Studio aufgerollt. "Heute Nacht in Jungleland" spricht allerdings nicht nur Springsteen-Nerds an, erzählt wird schließlich die Story eines Musikers am Scheideweg, der einen Meilenstein der Rockgeschichte abliefert.

Attentate, ein nicht zu gewinnender Krieg, Inflation, Ölkrise und der Watergate-Skandal hatten Amerika nach den Umwälzungen versprechenden 60er-Jahren traumatisiert. "Und auch Bruce' eigenes Gespür für Möglichkeiten - zumindest was seine Karriere als Musiker betraf - begann nachzulassen", schreibt Carlin. Jener Bruce, der es mit zwei Alben und furiosen Auftritten (mitunter vor nur 30 Leuten) zumindest zu einer lokalen Sensation gebracht hat. "Ich habe die Zukunft des Rock and Roll gesehen", schrieb der Kritiker und spätere Springsteen-Manager Jon Landau.

Aber der Künstler kämpfte mit Selbstzweifeln, es gab Umbesetzungen in seiner Band und nicht wenige bei der Plattenfirma, die ihn fallen lassen wollten. Noch dazu: "Anfang 1975 stand Bruce bei Columbia mit etwa 300.000 Dollar im Minus." Carlin berichtet ausführlich, wie Springsteen schrittweise eine Idee umsetzte: eine Reihe miteinander verbundener Songs, "die einen einzigen Tag im Leben eines jungen Mannes im Zentrum New Jerseys beschreiben, und ihm bis eine nicht enden wollende Nacht folgen sollten (...)".

Viele Anekdoten machen "Heute Nacht in Jungleland" (ab sofort im Handel) lebhaft. Carlin lässt tief in die Seele Springsteens blicken, liefert die Hintergrundstory über das ikonische Albumcover von "Born To Run" und erklärt, warum die Songs ungebrochene Faszination ausüben - und warum Springsteen das heute so legendäre Album beinahe wieder zurückziehen ließ. Das manchmal etwas ausufernde Buch bietet sich als Ergänzung zum Film "Deliver Me From Nowhere" an, in dem es um einen anderen Klassiker des nun 76-Jährigen geht: "Nebraska". Dieses weitere legendäre Album bekommt eine "Expanded Edition" (ab 24. Oktober im Handel), die neben der bekannten Springsteen-Solo-Version eine ursprünglich verworfene elektrische Fassung mit der E Street Band sowie Live-Aufnahmen bietet.

(Von Wolfgang Hauptmann/APA)

(S E R V I C E - Peter Ames Carlin: "Heute Nacht in Jungleland - Bruce Springsteen und sein legendäres Album Born To Run", aus dem Englischen übersetzt von Andreas Schiffmann, Hannibal Verlag, 284 Seiten, 26 Euro)

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Hannibal Verlag/Tom Hill

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