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Wie sich Falco zu seinem größten Hit überreden ließ

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Falcos drittes Album wurde sein größter kommerzieller Erfolg
©Sony Music, Curt Themessl, APA
Es war der größte kommerzielle Erfolg von Hans Hölzel: Vor 40 Jahren erschien das Album "Falco 3" mit den Hits "Rock Me Amadeus", "Vienna Calling" und "Jeanny". Dabei wollte der Wiener zwei dieser vom niederländischen Produzenten-Duo Bolland & Bolland geschriebenen Lieder zunächst nicht singen. "Er hat sich überreden lassen und war einfach top professionell", sagt Rob Bolland im APA-Interview. Am Freitag erscheint eine Neuauflage des Klassikers in verschiedenen Formaten.

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Die Saat für "Falco 3", das Album in knallroter Hülle, wurde 1985 bei einer Branchenmesse in Cannes gesät, erzählt Rob Bolland (70). Bei einem Meeting habe er Horst Bork, einen Weggefährten und langjährigen Manager von Falco, bei einem Meeting getroffen. "Er meinte, ob wir nicht darüber nachdenken wollten, Falco zu produzieren. Ich kannte natürlich den 'Kommissar', das war sogar einer meiner Lieblingstitel aller Zeiten. Daher wollte ich das natürlich versuchen."

An einem Donnerstag, wie er "noch genau weiß", ging Bolland ins Kino, um sich "Amadeus" von Miloš Forman anzusehen. "Ich dachte: Was für ein Zufall, da ist dieser Österreicher, mit dem ich arbeiten sollte, und dann gibt es diesen Film über den österreichischen Komponisten Mozart. Die ersten Zeilen zu 'Amadeus' sind mir dann regelrecht zugeflogen: Er war ein Punker und er lebte in der großen Stadt."

Mit seinem Bruder Ferdi fertigte Bolland ein Demo an. "Ich glaube, die Leute bei der Plattenfirma fanden das ok. Aber Falco gefiel es nicht. Hans hat sich unter der Bedingung überreden lassen, dass wir parallel eine Coverversion von 'Looking For Love' der amerikanischen New Wave-Band The Cars aufnehmen. Der Song landete dann ebenfalls unter dem Titel 'Munich Girls' auf 'Falco 3'."

Bolland betont immer wieder, Falco sei bei der Arbeit an "Falco 3" stets "gut vorbereitet, kreativ und konstruktiv gewesen". Die erste persönliche Begegnung ließ allerdings nicht darauf schließen. "Wir trafen uns im Studio, das am Land zwischen Kühen lag. Hans kam an und fiel in meine Arme, ohne etwas zu sagen. Er war so betrunken. Am nächsten Tag, als wir mit der tatsächlichen Arbeit begannen, war er dann top."

Anders benahm sich Falco offenbar in den Hotels rund ums Studio, die er deshalb oft wechseln musste, wie sich Bolland erinnert. "Im letzten hat er das Zimmer zerlegt." Falco war wie Amadeus eben ein Rockstar ...

Zu "Rock Me Amadeus" steuerte Falco laut Bolland nur die Zeilen "no plastic money anymore, die Banken gegen ihn" bei. "Groß war dagegen sein Beitrag zu 'Vienna Calling', das ich komponierte." Mit seinem Bruder schrieb Rob, von dem die Idee stammte, den Aufreger "Jeanny": "Hans sagte: Falco doesn't do ballads. Aber wir dachten, wir haben Amadeus durchgebracht, also lass uns mal den Song fertig machen. Als wir ihn aufnahmen, hatten wir alle Gänsehaut." Als Provokation sei "Jeanny" keinesfalls gedacht gewesen, so der 70-Jährige. "Als die Single in Deutschland auf den Index kam, ging aber der Verkauf in die Höhe."

Mit "Rock Me Amadeus", den Song, den Ozzy Osbourne in seiner Biografie "Last Rites" als "absolut fantastisch" bezeichnet, schoss Falco an die Spitze der US- und UK-Charts. "Es war die Zeit der Maxisingles", erzählt Bolland. "Das Lied war bereits ein riesen Erfolg im deutschsprachigen Raum. Ich fertigte dann eine 'Salieri Version' für die 12" an. Die amerikanische Plattenfirma war von einem Erfolg in den Staaten überzeugt und ließ aus dem Mix eine kurze Version machen." Das wurde zum internationalen Hit.

"Manche Falco-Fans sagen, das dritte Album ist kommerziell und nicht der Falco, der er zuvor war", so Rob Bolland. "Stimmt natürlich, weil wir ganz andere Komponisten und Produzenten sind. Wir wussten ja wenig bis nichts über ihn. Darum schrieben wir Titel, die nichts mit der bisherigen Arbeit Falcos zu tun hatten." Wie gut das Werk die Zeit überdauert hat, davon kann man sich anhand der remasterten Neuauflage ein Bild machen. Die gibt es als CD, LP (die Erstauflage wie seinerzeit mit rotem Vinyl, alternativ auch die internationale Version), MC und DL. Die Deluxe-Edition bietet u.a. zusätzlich Mixes, Demos und Live-Aufnahmen.

(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Sony Music/Curt Themessl/Curt Themessl

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