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"Musik hatte immer die Aufgabe, das Reich zu stabilisieren. Spätestens im Vormärz haben die Herrscher dann ganz klar erkannt, dass sie mit musikalischer Unterhaltung das Volk bei Laune halten und von vielen Missständen ablenken können", so Ther in der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit". Militärmusik war nicht nur zur emotionalen Einstimmung am Schlachtfeld wichtig, sondern in Gratiskonzerten der Militärkapellen für ein flächendeckendes Wir-Gefühl verantwortlich, das sich - mehr noch als in den Operettenhäusern und Tanzcafés - im ganzen Volk verbreiten konnte.
"Haydn, Mozart und Beethoven hielten das weite Reich ebenso zusammen wie seine Walzerkönige, Operettenfürsten und Militärkapellmeister. Der 'Habsburg-Pop' erreichte die Massen und wurde zu einem globalen Exportartikel", fasst der Suhrkamp Verlag das Buch über das enge Verhältnis von Macht und Musik und die politische Bedeutung von Walzer und Polka zusammen, das per QR-Code drei Monate über die Musik-Streaming-Plattform Idagio Zugriff über die behandelten Musikbeispiele bietet. "Ich habe 67 Stücke auf einer Playlist direkt zugänglich gemacht und insgesamt mehr als 200 Werke genutzt, um mit ihnen soziale und politische Veränderungen zu erklären", beschrieb Ther unlängst in "Die Presse" seine Materialfülle.
(S E R V I C E - Philipp Ther: "Der Klang der Monarchie. Eine musikalische Geschichte des Habsburgerreichs", Suhrkamp Verlag, 564 Seiten, mit Abbildungen, 32,90 Euro, ISBN 978-3-518-43246-4)
FRANKFURT AM MAIN - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA / Suhrkamp Verlag