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Dass der Frontmann, Leadsänger und Songwriter Tedder sein Handwerk trefflich versteht, ist popaffinen Menschen bei all den auch in Ischgl gezündeten Hits im Vorfeld bereits wohlbekannt gewesen. Schließlich gehen etwa Pop-Überhits wie "Apologize" seiner eigenen Band und beispielsweise "Halo"von Beyoncé auf seine Songschreiberkappe. Auch für Adele, Ed Sheeran oder Ariana Grande war er unter anderem bereits erfolgreich songschreibend tätig. Ein ganzer Pool an Pop-"Werkstücken" also, auf die sich wahrlich mit einem gewissen Stolz verweisen und blicken lässt.
Dieses wohl auch damit verbundene Selbstbewusstsein merkte man Tedder und den Musikern um ihn herum auch recht gut an. Mehr als einmal verwies er auf seine lukrativen Songschreibe-Jobs und auch ein ganzes Medley in der Mitte des Sets mit diesen wohlbekannten Auftragsarbeiten wurde ausgiebig und nicht ohne exzessives Namedropping zelebriert. Dieser manchmal ein wenig übermäßig ausgestellte Stolz auf große Namen, mit denen Tedder bereits arbeiten durfte, wurde aber mit einer gehörigen Brise Charme und Spielfreude der Band abgefedert.
Neben dem Frontmann, der unter anderem launige Geschichten über seinen "ersten Schnaps" in Tirol erzählte, war auch Leadgitarrist und Violinist Zach Filkins ein echter Gewinn. Selbiges galt für Schlagzeuger Eddie Fisher und Bassist und Cellist in Personalunion Brent Kutzle. Dass man es hier nicht mit einer schnell zusammengewürfelten Band zu tun hatte, sondern mit einer gut geölten Hitmaschine, war jedenfalls in keiner Sekunde überhörbar. Die Bässe saßen, die Noten perlten, die Akkorde jubilierten und die Stimme von Tedder thronte meist äußerst intonationssicher und auch in den oberen Registern kraftvoll über dem äußerst bekömmlichen und pathosgetriebenen Musikgebräu.
Somit entstand das, was wohl auch die Intention der Band sein sollte: Eine weitestgehend zwingend wirkende Abfolge von bekannten Nummern, zu denen sich auch als wenig geübter Konzertbesucher leicht mitklatschen und mitsingen ließ. Die Songs - größtenteils bekannt aus diversen Hitradios - bildeten die Basis dafür. Da wären neben "Apologize" und "Halo" von Beyoncé etwa gewesen: "Stop and Stare", "Secrets", "Run", "Counting Stars" oder "Lose Myself".
Zu Zugaben ließ sich die Band nicht mehr wirklich hinreißen und auch das Publikum - 16.000 Wintersportler, also Konzertbesucher und Skifahrer auf den Pisten ringsum - schienen schon nach nicht einmal eineinhalb Stunden recht ausgelaugt zu sein. Ob das am nicht ganz makellosen Wetter - zu Beginn des Konzertes begann es leicht zu regnen und auch während des Gigs riss der Himmel nie gänzlich auf - oder an der hohen und vielleicht allzu hohen Hitdichte lag, ist dabei nur schwer eruierbar.
Faktum ist aber: Was OneRepublic in 80 Minuten an Hits abfeuerten, reicht für so manche Durchschnittspopband für ein ganzes Pop-Leben. Vermutlich war aber auch diese Überfülle und Üppigkeit Strategie, um ein wenig davon abzulenken, dass die Songwriter-Handschrift von Tedder zwar gekonnt und markant, aber stilistisch dann doch auch etwas limitiert ist. Für Ischgl aber, das für feierfreudige Gäste und Konzertbesucher nur allzu bekannt ist, war diese Ausrichtung und diese klare und publikumsfreundliche Stoßrichtung schlicht und einfach perfekt.
(Von Markus Stegmayr/APA)