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"Mutter des Austropop" Marianne Mendt wird 80

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"Mutter des Austropop" und TV-Legende Mendt feiert Geburtstag
"Die Musik, das reicht absolut. Ich muss net stricken, ich könnt's auch gar net." Das antwortete Marianne Mendt im APA-Interview auf die Frage nach Ausgleichshobbys zu ihren Auftritten. Als 25-Jährige hat die Wienerin mit "Wie a Glock'n" 1970 einen Hit gelandet, der den Anfang einer langen Karriere bedeuten sollte. Mittlerweile ist sie zur "Mutter des Austropop" avanciert und wurde mit dem "Kaisermühlen Blues" auch zur TV-Legende. Am 29. September wird sie 80 Jahre alt.

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Es sei ihr "immer" klar gewesen, dass sie Sängerin werden möchte: "Mit drei Jahren haben sie mich aufs Heurigentischerl raufgestellt, und ich hab das 'Mariandl' gesungen", erinnerte sich "die Mendt", wie sie liebevoll bezeichnet wird: "Mein älterer Bruder hat die Zuckerln und die Kracherln kassiert. Wie man festgestellt hat, dass ich ein absolutes Gehör habe, was sollte mich da noch abhalten? Nur mit acht oder neun Jahren wollte ich zwischendurch Tigerbändigerin werden."

Mendt, damals noch als Marianne Krupicka, war im Kinderchor der Stadt Wien ("wie lang das schon her ist, unglaublich") und erhielt Klavier- und Gesangsunterricht am Konservatorium, bevor sie schließlich 1963 die Prüfung zur "gewerkschaftlich geprüften Vortragskünstlerin" ablegte. Die ersten eigenständigen Gehversuche als Sängerin, aber auch am E-Bass, wagte sie mit The Internationals, mit denen sie in den 1960er-Jahren durch Europa tourte: "Wir waren eine Coverband und haben zum Tanz gespielt, zum Fünf-Uhr-Tee und am Abend. Das war die beste Schule. Da wir auch in Ami-Clubs aufgetreten sind, habe ich bereits mit 18 die Standards erlernt."

1970 kam schließlich der große Durchbruch: Mendt wurde vom 2007 verstorbenen Gerhard Bronner entdeckt und zur Interpretin seiner "Glock'n, die 24 Stunden läut": "Ich bin nach einer gewissen Zeit des Herumtingelns mit der Band nach Wien zurück. Bronner hat gemeint, ich soll einmal in die Fledermausbar kommen und bei einem Auftritt irgendwo einsteigen. Das tat ich. Davon war der Gerhard so begeistert - dann hat sich alles ergeben."

Die Anfangszeiten des damit geborenen Austropop waren allerdings nicht immer ganz einfach, wie Mendt erzählte: "Ich bin beschimpft worden. Bei den Burschen haben sie den Dialekt noch akzeptiert, aber als junges Mädchen war das nicht so einfach. Ich war die ordinäre Dialektsängerin. Ich habe in den ersten zehn Jahren meiner Austropopkarriere Pionierarbeit geleistet. In den 80ern kamen dann weitere Damen wie die Steffi (Werger) oder Maria (Bill)."

1971 vertrat Mendt Österreich beim Eurovision Song Contest in Dublin mit dem Lied "Musik", erreichte aber nur den 16. und damit drittletzten Platz. Ein Jahr darauf nahm Mendt ihre erste Musicalrolle in "Funny Girl" in Essen an, weitere Engagements in Deutschland und Österreich sollten folgen. Von der Musical- verschlug es die Sängerin auf die Theaterbühne, die sie 1977 zum ersten Mal betrat. "Das hat sich parallel entwickelt. Das ist ja auch artverwandt."

Auch im deutschen Fernsehen war Mendt gern gesehener Gast: "Es gibt kaum eine Sendung in den 70er-Jahren, in der ich nicht mitgewirkt habe. In die ganzen großen deutschen Shows, die es damals hab, haben sie mich geholt. Da habe ich nicht nur die 'Glock'n' gesungen." 1978 erhielt sie mit "Mendt & Band" eine eigene ORF-Sendung.

Als Schauspielerin ans Herz gewachsen ist Mendt dem Publikum als Gitti Schimek in der ORF-Serie "Kaisermühlen Blues" von Ernst Hinterberger. Die Rolle, die sie rund acht Jahre lang spielte, brachte ihr bei der Romy-Gala 1994 die Auszeichnung als beste Schauspielerin ein. 1995 wurde ihr der Nestroy-Ring verliehen, und kurz vor ihrem 60. Geburtstag erhielt die Wahlniederösterreicherin das Goldene Wiener Verdienstzeichen. 2015 folgte die Auszeichnung mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen des Landes NÖ. Den Amadeus für ihr Lebensweg nahm sie 2016 entgegen. Und am 29. September wird die vielseitige Künstlerin zur ersten Ehrensenatorin der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) ernannt.

Mendt ist Mutter einer Tochter. Für Anna stellte sie ihre Karriere in Deutschland zurück: "Ich hatte eine deutsche Agentin. Die wollte, dass ich in Hamburg Theater spiele. Weil Anna gerade in die Schule kam, wollte ich aber nicht auf Monate wegfahren. Sie hat gemeint, das sei keine Einstellung für diesen Beruf. Meine Antwort: Dann tut es mir leid, dann müssen wir uns trennen. Dann war ich in Wien und auf einmal in der Josefstadt. Und dann kam der Film und das Fernsehen."

Jahrelang förderte Mendt den Jazznachwuchs. Sie selbst liebe alle Stile, aber: "Natürlich mit Schwerpunkt Jazz. Der Jazz ist unerschöpflich, den kann ich machen, bis ich umfalle." Apropos: Denkt die Mendt an den Tod? "Nein. Aber das ist eine Mentalitätsfrage, das hat nichts mit dem Alter zu tun. Natürlich wird mich dieses Schicksal auch ereilen, ist ja klar. Und natürlich sterben sie jetzt rundherum ein bisserl mehr als vor 20 Jahren. Das ist auch ganz normal. Wenn es mich erwischt, kann man eh nix machen. Bis dahin: Let it be und swingen wir." So erscheint am 26. September ihr neues Album "I Wish You Love".

Derzeit befindet sich Mendt auf "Jubiläumstour". Am 1. November steht ein Geburtstagskonzert mit Big Band und Gästen im Wiener Konzerthaus an. Und der ORF würdigt Mendt ab 20. September mit zahlreichen Sendungen.

(S E R V I C E - www.mariannemendt.at)

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