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Hirschfeld war ein Multitalent, wirkte als Kulturjournalist der "Neuen Freien Presse" und als Chefredakteur der Kunst-und Modezeitschrift "Moderne Welt". Er verfasste Erzählungen, Novellen, Komödien, Operettenlibretti und Filmdrehbücher, komponierte schwungvolle Schlagermelodien und war Co-Autor publikumswirksamer Revuen. Zudem schrieb er humoristische Wien-Bücher. Etwa den 1927 erschienenen Reiseführer "Wien - Was nicht im Baedeker steht", der im Jahr 2020 im Milena-Verlag neu editiert wurde. Es handelte sich um ein feuilletonistisches Meisterwerk, in dem Hirschfeld Wien einerseits als nach dem Untergang der Donaumonarchie zwar angeschlagene, aber immer noch charmant-pulsierende Metropole präsentierte, anderseits auch aufzeigte, dass Rassismus und Antisemitismus schon vor der Machtübernahme durch Hitler-Deutschland zum Wiener Alltag gehörte.
Selbst solche Dinge wusste Hirschfeld mit einem Schuss Ironie zu beschreiben. Wobei beim Lesen das Schmunzeln schnell vergeht, wurde der jüdischstämmige Ludwig Hirschfeld doch letztlich samt seiner Familie 1942 im KZ Auschwitz ermordet. Es ist vielleicht typisch Österreich, dass es über 80 Jahre dauerte, bis seiner gebührend gedacht wurde. Das hat Peter Payer nunmehr aber würdig und ausgiebig nachgeholt.
(Von Edgar Schütz/APA)
(S E R V I C E - Peter Payer: "Ludwig Hirschfeld. Biografie", Löcker-Verlag, 416 Seiten, 39,80 Euro. ISBN 978-3-99098-209-9)
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