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Ein Wiener unter den "Wienern": Zwar lebt Waltz mittlerweile in Hollywood, ist aber gebürtiger Wiener. Doch dies dürfte nicht der Grund gewesen sein, warum sich der international gefeierte Schauspieler so gut in die Reihen des Orchesters einfügte. Ohne großen Auftritt, dafür mit einer von Strawinsky in der Partitur ausdrücklich geforderten "teilnahmslosen Stimme" gab er den Sprecher, der – so von Librettist Jean Cocteau formuliert – "die Tragödie des Sophokles nach und nach in Erinnerung ruft".
Der Anweisung wurde tadellos Folge geleistet – aber natürlich im typischen Waltz-Duktus, der dem Publikum aus zahllosen Blockbustern vertraut ist. Die lateinische Vertonung des antiken Stoffs durch Strawinsky erhielt dadurch jene rituelle Strenge, die der Komponist selbst intendiert hatte. Eine Strenge, die Salonen am Pult mit seiner gewohnt analytischen Klarheit konsequent durchzog.
Sängerisch blieb die Umsetzung ebenfalls eng am Werk: Allan Clayton als Oedipus zeichnete das tragische Heldenbild mit tenoraler Noblesse, Marina Viotti überzeugte als Jokaste mit dramatischer Präsenz. Michael Volle, Albert Dohmen und Antonin Rondepierre rundeten das vokale Ensemble mit markanter Präsenz ab. Herausragend war auch der Wiener Singverein mit seiner wuchtigen Monumentalität (Choreinstudierung: Johannes Prinz).
Im zweiten Teil ließ Salonen Berlioz" "Symphonie fantastique" folgen. Auch diese leitete er klar geführt, elegant strukturiert – an einzelnen Stellen vielleicht zu kontrolliert, um vollends zu packen. Nur im zweiten Satz "Un Bal" ließ sich das Dirigat hörbar von der tänzerischen Finesse der Wiener Philharmoniker leiten. Ein Moment des Überschwangs in einem ansonsten sehr kontrollierten Konzertvormittag, der hörbar Gefallen fand. Das Publikum im ausverkauften Saal dankte dem prominenten Sprecher und dem eingesprungenen Dirigenten mit Bravo, Jubel und langem Applaus.
(Von Larissa Schütz/APA)
(S E R V I C E - Das Konzert wird am 28.7. wiederholt und am 29. Juli um 22.35 auf ORF 2 gezeigt.)