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Der Komponist kann auf eine lange, erfolgreiche und schlagzeilenträchtige Karriere zurückblicken, mit Höhen und Tiefen, mit Goldenen Schallplatten und finanziellen Rückschlägen. Seine Leidenschaft für die Musik ist stets geblieben. Mehr als 2.000 Lieder hat Siegel geschrieben, nicht nur "Fiesta Mexicana". Die Liste der Hits, die er komponiert und/oder produziert hat, scheint endlos: "Du kannst nicht immer 17 sein", "Griechischer Wein", "Ein bisschen Spaß muss sein", "Moskau" und, und, und.
Und dann ist da natürlich noch der Eurovision Song Contest (ESC). 1982 schaffte er es auf Platz 1, als die erst 17-jährige Sängerin Nicole mit Siegels Lied "Ein bisschen Frieden", getextet von Bernd Meinunger, antrat. Insgesamt schaffte er zwischen 1974 und 1999 noch dreimal den zweiten, zweimal den dritten und zweimal den vierten Platz für Deutschland. Später, als die Top-Platzierungen ausblieben, kassierte er viel Häme. Schwamm drüber.
Ralph Siegel ist ein Musikenthusiast, den man sich im Ruhestand nur schwer vorstellen kann. Trotz gesundheitlicher Probleme steckt er voller Energie, das ist auch im Telefoninterview spürbar. "Das Leben verlangt einem schon sehr viel ab, muss ich sagen. Ich bin mehr als 60 Jahre lang in diesem Beruf aktiv, da habe ich natürlich auch ein bisschen Raubbau getrieben", bekennt er. "Wenn es früher spät wurde - und bei uns wurde es meistens sehr spät - habe ich auch gern mal zu tief ins Glas geguckt. Ich habe mich da nicht so zurückgehalten und fühle mich insofern mit 80 eigentlich ziemlich fit."
Krebs und Herz-OP hat er überstanden. Nun macht ihm die Polyneuropathie zu schaffen. "Aber ich danke dem lieben Gott für jedes Jahr, das er mir schenkt." Auch, weil er mit seiner vierten Ehefrau Laura glücklich ist, wie er sagt. Der 80. Geburtstag bedeute aber auch "etwas Vergangenheitsbewältigung, weil es viele Menschen gibt, mit denen ich einen Teil meines Lebens verbracht habe, und die ich gar nicht mehr einladen kann".
Eine Herzensangelegenheit ist Ralph Siegel seine zweite Karriere: "Ich habe eine große Freude daran, dass mir im Herbst meines Lebens noch gelungen ist, was ich mir ein Leben lang gewünscht habe: Musicals auf die Bühne zu bringen." Das Stück "Zeppelin" ist ab 16. Oktober wieder im Festspielhaus in Füssen zu sehen. "Im Übrigen arbeite ich an zwei weiteren Musicals, die so gut wie fertig sind, aber das auf die Bühne zu bringen, dauert eben Jahre."
Insgesamt sei er dem Leben sehr dankbar, sagt der Komponist. "Ich bin ein glücklicher Mensch, und ich hoffe, dass ich noch ein paar Jahre auf dieser eigentlich doch sehr schönen Erde leben darf - und dass diese unglaublich schrecklichen Zeiten, die wir gerade erleben, vorbeigehen." Angesichts der schlimmen Geschehnisse in der Welt - ob Ukraine oder Gaza - sei er froh, "dass wir dieses kleine Liedchen geschrieben haben: 'Ein bisschen Frieden'".
FÜSSEN - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA/dpa/Angelika Warmuth