In Teil zwei der Serie berichten Hannes und Brigitte Androsch über ihre Erinnerungen an ihren Freund Franz Grabmayr. Als erste Förderer spielten sie eine bedeutende Rolle im Leben des Künstlers
Es war das Jahr 1961, als Hannes Androsch und dessen Frau Brigitte in den Clubräumen des Verband Sozialistische Studenten Österreich die erste Kunst-Ausstellung auf die Beine stellten. Daran erinnert heute, 63 Jahre später, eine Baumdarstellung auf Leinwand im Format 40 x 48 Zentimeter (Bild), die den Vorraum der Androschs ziert. Das Werk aus Franz Grabmayrs „Grüner Periode“ ist jedoch weit mehr, als Erinnerung an einen gelungenen Abend – es markiert den Beginn einer jahrelangen Bekanntschaft, die weit über die klassische Künstler-Sammler-Beziehung hinaus geht. „Ich denke, man kann in diesem Fall sehr wohl von Freundschaft sprechen“, erinnert sich Hannes Androsch an seinen Freund, den er als „besonders liebenswürdigen Menschen und geradezu besessenen Maler“ beschreibt. Und sinniert: „Die Qualität der Werke, so wir sie damals beurteilen konnten, und seine Art zu malen haben uns sofort begeistert. Mit den prächtigen Farben und den ungemeinen Mengen an Pigment bringen seine Arbeiten eine unheimliche Kraft zum Ausdruck. Jene Kraft, die er in seine Arbeit steckte und die uns letztlich in ihren Bann gezogen hat.“
Ihn zu unterstützen, lag für die Androschs auf der Hand: „Die gezeigten Werke haben gefallen und ich bin der Ansicht, junge, passionierte Kunst gehört – so man die Möglichkeiten hat – gefördert.“ Da fällt ihm ein, dass seine erste Kunstförderung, wenn man so will, in seine Volksschulzeit zurückreicht. „Als guter Schüler erhielt ich damals einen für ein Kind unfassbar wertvollen Preis – eine Schachtel voll Buntstifte“, erinnert er sich. „Da ich bereits eine gut sortierte Buntstiftsammlung hatte, schenkte ich sie meinem Klassenkollegen Hermann Nitsch.“ Dieser Fördermanier blieb Androsch treu – rund 40 weitere Ölgemälde aus den unterschiedlichsten Phasen sowie etliche Tanzblätter gesellten sich über die Jahre zu dem kleinen, grünen Baum hinzu.
So wurden die Androschs, gerade in der Anfangszeit, zu den bedeutendsten Unterstützern des Kärntner Materialkünstlers. Doch nicht nur als Privatperson oder über seine CONSULTATIO Wirtschaftsprüfungskanzlei investierte Hannes Androsch in Grabmayr und dessen Kunst: „Als Finanzminister und Generaldirektor der CA-Creditanstalt war man natürlich gut vernetzt – so habe ich ihm immer wieder Verkäufe vermittelt. Im Gegenzug hat er uns dann ab und an Werke geschenkt, die wir im Nachhinein, wenn Geld und Farbe wieder einmal knapp wurden, bezahlt haben“, schmunzelt er. Selbst aktiv auf den Markt zuzugehen, war nicht Grabmayrs Manier. Sich gar dem Markt unterzuordnen, undenkbar: „Mir hat er einmal erzählt, dass sich der so dringend notwendige Verkauf schwierig gestalte“, erinnert sich Brigitte Androsch. „Da hatte ich ihm geraten, kleinere Formate, für die sich leichter Platz finden ließe, zu malen. Das hat er prompt mit eiserner Entschlossenheit abgelehnt. In seiner Kunst war einfach kein Platz für Kompromisse.“
Dass Grabmayrs Werke heute in der ALBERTINA hängen, findet Hannes Androsch mehr als gebührend: „Diese Anerkennung hätte Franz alles bedeutet. Ich hoffe, dass seinem großartigen Werk posthum nun der Stellenwert zuteil wird, den es schon zu seinen Lebzeiten verdient hätte.“ Ob er die Ausstellung bereits besucht hat? „Leider nicht, da ist mir meine Frau voraus. Fest steht aber, dass ich mir diese anerkennende Krönung meines Freundes nicht entgehen lasse.“
GRABMayr & Friends