News Logo
ABO

Der Schöne mit Tiefgang: Hollywoodikone Robert Redford tot

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
5 min
Robert Redford wurde 89 Jahre alt
©ANNE-CHRISTINE POUJOULAT, AFP, APA
Als charmanter Ganove wurde Robert Redford einst zum führenden Hollywoodstar. In der Komödie "Butch Cassidy and the Sundance Kid" (1969) überfiel er zusammen mit Paul Newman Eisenbahnen und Banken. Aber der Schauspieler gab sich nicht mit dem Image als Hollywoodschönling zufrieden und wurde einer der prägenden Darsteller seiner Generation, Erfolgsproduzent und Unterstützer des Independent-Cinemas. Nun ist Robert Redford mit 89 Jahren in seiner Wahlheimat Utah gestorben.

von

Der letzte Film der Hollywoodikone war somit das Superheldenspektakel "Avengers: Endgame" (2019), in dem er als Agent Alexander Pierce seine Bösewichtseite zum Abschied aus der Traumfabrik unter Beweis stellen konnte. Danach trat Redford tatsächlich nicht mehr vor die Kamera. Da hatte er den Goldenen Ehrenlöwen bereits sicher, den er 2017 mit 81 Jahren bei den Filmfestspielen von Venedig erhalten hatte.

Dabei war der Aufstieg des am 18. August 1936 geborenen Kaliforniers in die Hollywoodstarriege eher holprig verlaufen. Geboren in Santa Monica als Sohn eines Milchmanns, wuchs Redford in einfachen Verhältnissen auf. Ein Sportstipendium verschaffte ihm Zutritt zu der Universität von Colorado. Der junge Redford trampte durch Europa, verkaufte selbstgemalte Bilder und schaffte es schließlich über Umwege in eine New Yorker Schauspielschule.

Nach Filmen wie "Barfuß im Park" mit Jane Fonda und der Westernkomödie "Zwei Banditen" wurde der Schönling mit stahlblauen Augen, kantigem Gesicht und blondem Haarschopf Ende der 1960er-Jahre dann aber schnell zum Leinwandidol. Auf der Leinwand glänzte er als Liebhaber, etwa mit Mia Farrow in "Der große Gatsby" (1974) oder an der Seite von Meryl Streep in dem preisgekrönten Melodram "Jenseits von Afrika" (1985).

Sein eigenes Privatleben hielt Redford aus den Schlagzeilen heraus. Bereits mit 22 Jahren heiratete er die spätere Historikerin Lola Van Wagenen, die Ehe der vierfachen Eltern wurde 1985 geschieden. Ihr erstgeborener Sohn starb im Alter von fünf Monaten. Sohn James, ebenfalls Filmemacher, erlag im vorigen Oktober mit 58 Jahren einer Krebserkrankung.

Die zweite Hochzeit feierte Redford in Hamburg. Dort gab er 2009 seiner langjährigen deutschen Freundin, der Malerin Sibylle Szaggars, das Jawort. Redford, ein begeisterter Skifahrer, Reiter und Wanderer, lebte seit Jahrzehnten fernab von Hollywood in einem Landhaus im US-Staat Utah, wo er nun auch verstarb. In den Rocky Mountains rief er 1980 das "Sundance Institute" und das inzwischen größte US-Filmfestival für unabhängige Produktionen ins Leben. Jedes Jahr im Jänner trifft sich beim Sundance-Festival die Independentszene der Welt. Redford verstand es stets als seine Mission, junge, kritische Stimmen zu fördern.

Zudem war er ein engagierter Umweltaktivist und Naturschützer. 1989, bei einer Konferenz in Denver, habe er seinen "wake-up call" (Weckruf) erlebt, als zwei Wissenschafter vor der Erderwärmung warnten, sagte Redford dem "Rolling Stone"-Magazin.

Als Vorzeigeliberaler bezog er auf der Leinwand oder im Regiestuhl gerne Position. Als Hauptdarsteller in der Wahlsatire "Bill McKay - Der Kandidat" wurde er schon 1972 politisch, dann in dem Drama "Die Unbestechlichen" (1976) zusammen mit Dustin Hoffman als "Watergate"-Spürhunde der "Washington Post", die Richard Nixon zu Fall brachten. In seinem wortlastigen Drama "Von Löwen und Lämmern" (2007) thematisierte Redford Inkompetenz in Washington, unkritischen Journalismus und Fernsehverdummung.

Als Schauspieler lief er in dem Überlebensdrama "All Is Lost" mit 77 Jahren zur Höchstform auf. Er spielt einen Segler, der alleine auf seiner leckgeschlagenen Jacht im Ozean treibt. Bei den Dreharbeiten ging er an seine körperlichen Grenzen. Die erhoffte Oscar-Nominierung für "All Is Lost" blieb 2014 aber überraschend aus.

Seine einzige Gewinnchance als Schauspieler hatte Redford an der Seite von Paul Newman in der Gaunerkomödie "Der Clou" (1973). In seiner langen Karriere holte der Star nur eine Oscar-Trophäe, 1981 als Regisseur von "Eine ganz normale Familie". Ein Trostpflaster: 2002 ehrte ihn die Filmakademie mit einem Lebenswerk-Ehrenoscar.

Nach eigenen Angaben wollte Redford in seinem Leben rückblickend kaum etwas ändern. Gibt es etwas, was er bereut? "Nein, ich würde alles wieder so machen, auch die Fehler, die gehören dazu, das ist Teil des Lebensprozesses", sagte der Schauspieler und Regisseur einst im dpa-Interview. Er bedauert also nichts? "Im Beruflichen nichts, vielleicht im Privaten, aber das werde ich Ihnen nicht sagen."

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER