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Sport ist nach wie vor eine Männerdomäne

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Sport-Staatssekretärin Michaela Schmidt sieht Handlungsbedarf
©APA, GEORG HOCHMUTH
Der heimische Sport ist nach wie vor eine Männerdomäne. 82 Prozent der Personen, die Leitungsfunktionen bekleiden, sind Männer. Was das Coaching betrifft, sind 83 Prozent Trainer und nur 17 Prozent Trainerinnen. Im Schiedsrichterwesen gibt es gerade einmal acht Prozent Frauen. Diese Zahlen sind am Dienstag bei der Gendertagung 2025 im Haus des Sports in Wien präsentiert worden, die 100% Sport - das Österreichische Zentrum für Genderkompetenz und Safe Sport - organisiert hat.

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Die Tagung widmete sich eingehend dem Thema Geschlechtergerechtigkeit im Sport. Grundlage dafür waren die Daten, die im Rahmen von All In Plus - einem Gemeinschaftsprojekt der EU und des Europarats - für den Zeitraum 2023 bis 2025 in 21 Ländern erhoben wurden. Was die Geschlechtergerechtigkeit im Sport betrifft, steht Österreich nicht als Musterschüler da, wie sich bei der Datenauswertung von 31 nationalen Sportfachverbänden, dem Österreichischen Olympischen Komitee (ÖOC), und dem Österreichischen Paralympischen Committee (ÖPC) zeigte.

"Das Ungleichgewicht ist nach wie vor gegeben. Veränderungen passieren langsam", bilanzierte 100% Sport-Geschäftsführerin Claudia Koller. Von den Athletinnen und Athleten, die mit dem Sport ihren Lebensunterhalt bestreiten können, sind 66 Prozent Männer und nur 34 Prozent Frauen.

Angesichts dieser Zahlen, die von den Aktiven bis zu den Leitungspositionen in den Verbänden ein anhaltend durchgängiges Ungleichgewicht dokumentieren, sieht Sport-Staatssekretärin Michaela Schmidt (SPÖ) dringenden Handlungsbedarf. Es brauche eine Bewusstseinsbildung und Anreize, etwa eine Koppelung von Frauenförderung an die Vergabe von Fördermitteln. "Aber irgendwann müssen wir den nächsten Schritt gehen und werden Vorgaben setzen müssen, was etwa die Besetzung von Gremien betrifft", stellte Schmidt klar.

Die zukünftige gesetzliche Regelung der Sportförderung werde der Gleichstellung der Geschlechter Rechnung tragen, kündigte die Sport-Staatssekretärin an. Ziel müsse es sein, dass bis 2030 zumindest 30 Prozent der Leitungsfunktionen in den Verbänden von Frauen bekleidet werden und 30 Prozent der Trainer weiblich sind. Kämpferischer zeigte sich Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ). Sie sprach sich für "Halbe-Halbe bei Macht und Geld im Sport" aus.

Gut steht Österreich im europäischen Vergleich bei der Gewaltprävention dar, die in den den Sportverbänden geleistet wird. 88 Prozent der Organisationen verfügen inzwischen über entsprechende Richtlinien und Präventionskataloge. Damit sei man "Spitzenreiter", sagte 100 % Sport-Präsidentin Rosa Diketmüller: "Kein anderes Land hat es geschafft, uns da das Wasser zu reichen." "Im Bereich Kinderschutz und Kampf gegen sexuelle Gewalt hat sich etwas getan", konzedierte auch Sport-Staatssekretärin Schmidt.

Was die Beseitigung des Ungleichgewichts zwischen Männern und Frauen und des Machtgefälles zwischen meist männerdominierten Verbandsspitzen und Sportlerinnen betrifft, bemerkte ÖOC-Präsident Horst Nussbaumer, es müsse "ein Umfeld, das von Respekt und Sicherheit geprägt ist" geschaffen werden. Es brauche "Vorbilder". Frauen, die sich als Trainerinnen oder Funktionärinnen engagieren, müsse gezeigt werden, dass es möglich ist, "bis nach oben zu kommen". Man müsse als Frau um Verantwortlichkeit "im Nahkampf" ringen, pflichtete ihm ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat bei.

38 Kaderathleten sind beim österreichischen Triathlonverband (ÖTRV) registriert. Kein einziger von ihnen wird von einer Frau trainiert. Das liegt daran, dass der Verband den Spitzensportlern eine Wahlmöglichkeit einräumt, von wem sie trainiert werden wollen, wie ÖTRV-Geschäftsführer Herwig Grabner darlegte: "Die greifen zu 100 Prozent auf Trainer zurück." Demgegenüber sind 27 Prozent der Schieds- bzw. Kampfrichter weiblich. Dem ÖTRV-Präsidium gehören seit dem heurigen Jahr drei Frauen an, in Klagenfurt und Salzburg amtieren Landesverbandspräsidentinnen.

Als gescheitert bezeichnete Grabner den Versuch, reine Frauentriathlons zu veranstalten. Dieses Angebot hätten die Sportlerinnen schlicht nicht angenommen: "Die Frauen wollen keine reine Frauentriathlons. Sie wollen nicht besonders behandelt werden. Sie wollen gleich behandelt werden." Dem habe man mit eigenen Startwellen für Frauen Rechnung getragen. Frauen erhalten im Triathlon auch das gleiche Preisgeld wie Männer.

Bis 2028 will der ÖTRV ein Veranstalter-Gütesiegel für familienfreundliche Triathlons und gezielt auf Sportlerinnen ausgerichtete Fortbildungsmaßnahmen etablieren. Zeitnahe soll es bei Veranstaltungen auch ein Ladies Special Service - eigene Bereiche in der Wechselzone und ausreichende Umkleidemöglichkeiten - geben. Tendenziell will sich der ÖTRV grundsätzlich "weg vom Leistungssport, hin zum Breitensport entwickeln", sagte Grabner. Anders als etwa in Deutschland sei Triathlon hierzulande "ein sehr, sehr spezifischer Hochleistungssport". Der ÖTRV-Geschäftsführer wünscht sich, dass zukünftig vermehrt Hobby-Sportlerinnen und -Sportler mit Fahrrädern an Bewerben teilnehmen, die man beim Händler ums Eck erwerben kann, ohne dass dabei mehrere Monatsgehälter das Bankkonto verlassen.

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/GEORG HOCHMUTH/GEORG HOCHMUTH

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