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"In dieser randomisierten klinischen Studie mit 131.276 Erwachsenen (Probanden nach Zufallsprinzip in zwei gleich großen Vergleichsgruppen; Anm.) ab 60 Jahren war die Häufigkeit von Krankenhausaufenthalten aufgrund von Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen aller Art in der RSVpreF-Gruppe (RSV-Impfung; Anm.) im Vergleich zur Kontrollgruppe (ohne Impfung; Anm.) signifikant niedriger", stellten die Wissenschafter fest. Das habe eine Verringerung des Risikos um 9,9 Prozent bedeutet. Die Studie ist parallel zu dem Kongress auch der Zeitschrift der amerikanischen Ärztegesellschaft (JAMA) erschienen (doi: 10.1001/jama.2025.15405).
Hauptzielrichtung der RSV-Impfung ist sowohl für Säuglinge (Impfung bei Schwangeren oder "passive" Impfung mit monoklonalen Antikörpern der Neugeborenen) als auch für Senioren die Verhinderung schwerer Lungenprobleme. Sie können sogar zu einer notwendigen Betreuung auf Intensivstationen führen.
Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) hat erst vor kurzem eine von einem internationalen Expertenkollegium verfasste Stellungnahme zu Impfungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen herausgegeben. Für ESC stellt damit Impfen die "vierte Säule der Herz-Kreislauf-Prävention" dar - neben dem Einsatz von Medikamenten zur Senkung überhöhter Blutfett- und Blutdruckwerte und zur Behandlung von Diabetes, wie dazu auch die deutsche "ÄrzteZeitung" schrieb.
Bakterielle und virale Infektionserkrankungen können Betagte und speziell bereits an chronischen Herz-Kreislauf-Leiden Erkrankte einer zusätzlich großen Gefahr aussetzen. Sie können den Sauerstoffbedarf des Herzens erhöhen und damit Gefäßverschlüsse (Koronararterien) begünstigen, Entzündungsprozesse auslösen und die Pumpfunktion des Herzens schädigen, was eine Herzinsuffizienz akut herbeiführen oder verschlechtern kann.
Das beste Beispiel ist die Influenza. So hat die sogenannte ARIC-Studie vor etwas mehr als fünf Jahren ergeben, dass mit jedem Anstieg der monatlichen Influenzaaktivität um fünf Prozent die Hospitalisierungsraten aufgrund von Herzinsuffizienz und Herzinfarkt um 24 Prozent steigen. Umgekehrt, so die deutsche "ÄrzteZeitung" in ihrer Übersicht: "Die Impfung gegen Influenza dagegen senkte die Mortalität um relative 45 Prozent." In einer anderen Studie hatten gegen Influenza Geimpfte ein 30 Prozent niedrigeres Risiko für ein akutes schweres Herz-Kreislauf-Ereignis als nicht Geimpfte. Und bei Personen, die wegen eines akuten Herzinfarkts stationär behandelt wurden, ging durch die Impfung die kardiovaskuläre Mortalität um bis zu 41 Prozent zurück."
Beim Kardiologenkongress in Madrid wurde aber auch eine neue Untersuchung aus China zur Influenzaimpfung präsentiert. Die Ergebnisse wurden parallel dazu in der Medizinfachzeitschrift "Lancet" publiziert. Craig Anderson (University of New South Wales/Australien) und die Co-Autoren werteten die Daten von 7.771 Patienten aus, die in 164 chinesischen Spitälern wegen Herzinsuffizienz behandelt worden waren. 3.570 von ihnen erhielten vor der Entlassung aus dem Krankenhaus eine Influenzaimpfung (saisonal für die "Saisonen" 2021/2022 bis 2023/2024). Das Hauptergebnis: In der Gruppe der Immunisierten gab es um 17 Prozent weniger neuerliche Spitalsaufnahmen und Todesfälle aus allen Ursachen als in der Vergleichsgruppe. Laut einer aktuellen dänischen Studie dürfte der in Europa für Senioren empfohlene Hochdosis-Influenza-Impfschutz mehr Zusatznutzen bieten als Influenza-Vakzine mit Standarddosis.
Neben Influenza würden eben auch Herpes Zoster (Gürtelrose), RSV und HPV mit Herz-Kreislauf-Komplikationen in Zusammenhang gebracht. Die Zoster-Impfung war in einer Studie mit einer 50-prozentigen Verringerung der Häufigkeit von solchen akuten Erkrankungen verbunden. Ein Zusammenhang zwischen Virusinfektionen und Herzproblemen wurde sogar bei dem sexuell übertragbaren Human Papilloma Virus (HPV) festgestellt.
Eine Infektion mit HPV war in einer Studie mit einem vierfach erhöhten Risiko für auf Atherosklerose basierenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall verbunden. Die "ÄrzteZeitung" dazu: "Durch die Impfung konnte diese Risikoerhöhung ausgeglichen werden, allerdings ist dieser (...) bisher nur bei Frauen nachgewiesen." In Österreich sollen für Menschen ab 60 bereits in nächster Zeit auch die Impfungen gegen die Gürtelrose (Herpes Zoster) und die Pneumokokken kostenlos erhältlich werden.