Silvia Schneider und ihre Mama:
Ziemlich beste Freundinnen

Was das dynamische Duo zusammenschweißt

Für Moderatorin Silvia Schneider hat ihre Mama Martha die "besondere Gabe, das Unmögliche möglich zu machen - jederzeit und überall". Was das dynamische Duo zusammenschweißt, haben wir ergründet.

von Silvia Schneider am Opernball © Bild: News/Andreas Lepsi
»Alles, wirklich alles wird bei einer Tasse Tee besprochen«

Mit dem gereimten Klassiker "Wir wären nie gewaschen und meistens nicht gekämmt, die Strümpfe hätten Löcher und schmutzig wär das Hemd" beginnen viele Muttertage - egal, ob sie danach im Fiasko oder in allgemeiner Glückseligkeit enden. Im Hause Schneider werden diese Ehrentage mit einem Kinobesuch plus Blumenstrauß gewürdigt oder etwa mit einem Wochenendtrip nach Paris. Wobei nicht so sehr die Attraktion zählt wie die gemeinsam verbrachte Zeit. Polnische Tradition hat dabei nach wie vor ihren Platz im geschäftigen Alltag, denn Silvias Mama Martha ist gebürtige Polin. Seit 1977 arbeitet sie als Zahnärztin in Österreich, aktuell hat sie ihre Praxis in Linz-Urfahr. Womit Mutter und Tochter am liebsten Zeit verbringen, wenn sie sich mindestens einmal in der Woche sehen? Kontemplatives Teetrinken. Dabei teilt Silvia gerne schöne Erlebnisse. "Die schlechten lasse ich gerne unter den Tisch fallen", so die diplomatische 34-Jährige. Der gemeinsame Teeplausch sei ein Ritual und komme aus ihrer polnischen Seele. "Alles, wirklich alles wird bei einer Tasse Tee besprochen." Mit einem Unterschied zum hiesigen Häferl: In Polen serviert man den Tee nicht in der Tasse, sondern im Glas. Silvia genießt das Heißgetränk "ohne alles", Martha, die vitale 64-Jährige, mit Birkenzucker und Zitrone. Dabei wird getratscht, der Kleiderschrank ausgemistet oder in alten Fotoalben nach Mamas Jugendfotos gestöbert -ein wiederkehrender Impuls für kleine Zeitreisen. "Jedes Mal kommen dabei neue Geschichten auf", sagt Silvia. "Über vergangene, große Lieben und wilde Partys in den 60ern." Work hard, party harder. Das gilt für beide Generationen.

Martha ist passionierte Dentistin. "Deswegen musste ich früher jede neue Zahnspange ausprobieren. Damals ein Graus. Heute schulde ich ihr mein Lächeln", ist die Tochter Jahre später dankbar. Mit dem weißesten Zahnpastalächeln steht Silvia nun als Moderatorin vor der Kamera oder auf großen Bühnen diverser Off-air-Events. Nebenbei werkt sie als begeisterte Designerin an ihrer ersten eigenen Kollektion von Retro-Roben. Und wo kommen die Kleider besser zur Geltung als auf glattem Tanzparkett?"Wir tanzen beide sehr gern. Das haben wir im Blut", sind sich die Ladys einig. Wobei: Eine flotte Sohle hinzulegen, ist für die Schneiders nicht zwingend notwendig, um eine Nacht zum Tag zu machen. Das geht wie von selbst. Die TV-Moderatorin erinnert sich: "Als ich mit dem Jus-Studium fertig war, hat mich meine Mama auf eine Reise nach Nizza eingeladen. Es war traumhaft schön. Wir waren in Museen, spazieren und haben einmal eine ganze Nacht lang durchgemacht - und durchgelacht."

Ohne Fleiß kein Preis

Was Silvia abseits von hemmungslosem Halligalli von ihrer Mutter gelernt hat, könnte man wie folgt destillieren: Sei fleißig und bleibe immer unabhängig! Fleiß, Zuverlässigkeit, Aufgaben gleich zu erfüllen, sich ein Ziel zu setzen und diese Strebsamkeit mit Bescheidenheit zu kombinieren, stehen in Silvias Familie hoch im Kurs. Klingt kitschig, aber wenn das geistreiche 163-Zentimeter-Persönchen mit dem großen Willen sagt, es sei der felsenfesten Überzeugung, dass "einfach alles möglich ist, wenn man es nur will", dann kontert man besser nicht. Quod erat demonstrandum. Was sich die Oberösterreicherin nämlich in den Kopf setzt, setzt sie auch um. Nach der Matura zog es die junge Schneider an eine Schauspielschule nach Hamburg, die das Energiebündel abschloss, bevor es beim TV-Sender LT1 zu arbeiten begann. Zwischendurch führten Silvia Bühnenengagements in die Schweiz und nach Liechtenstein. "Nebenbei" absolvierte sie ihr Jus-Studium und eine professionelle Tanzausbildung. Das freut ihre Mutter ganz besonders. Martha Schneider strahlt: "Ich bin auf Silvias Leistung stolz, ihren Mut und ihre Fähigkeit, sich für Dinge mit Haut und Haar zu begeistern -auf ihr Talent in vielen Bereichen." Das haben ihre Eltern auch früh gefördert.

Eat, Pray, Love

Werte, die Silvias Kindheit und auch die ihres jüngeren Bruders Patrick geprägt haben, lassen sich am treffendsten mit Glaube, Liebe und Hoffnung zusammenfassen. Glaube, weil Klein-Silvia die Volksschule der Kreuzschwestern in Linz besucht hat. Bereits mit fünf Jahren offenbarte sie beim Eintritt in die Klosterschule der verdutzten Mutter Oberin, dass sie eines Tages Schauspielerin werden wolle. Liebe haben beide Elternteile ihren Kindern Silvia und Patrick unendlich viel geschenkt, sagt Schneider. Und die Hoffnung stirbt sowieso zuletzt. Damals zitterte man gemeinsam, dass die Matheschularbeit doch irgendwie gut ausgeht und Silvias Rolle im Stück von Ödön von Horváth ohne Hänger über die Bühne geht. Alles gut gegangen, schließlich ist die Blondine nicht einfach schön, sondern schön klug.

Wissen ist Macht

"Der Papa ist für die Bildung zuständig. Immer hat er eine Anekdote aus der Zeitgeschichte parat", erzählt Silvia. "Jahreszahlen sind für ihn kein Problem! Und sonst: Von A wie Abraham bis Z wie Zar Alexander -er kann zu allem etwas erzählen!" Silvias Eltern waren immer berufstätig. Ihr Vater, Walter, Uniprofessor für technische Mathematik und Informatik, geht sogar in der Pension jeden Tag auf die Uni und betreibt seine Forschung. "Als ich zur Schule gegangen bin, haben beide Elternteile mit mir gelernt, aber die Pausenbrote hat ab und zu eine Nanny geschmiert", sagt die Tochter. Die Mutter ergänzt: "Ich bin sehr schnell nach der Karenz wieder zurück in den Berufsalltag. Heute würde ich das anders machen, aber wahrscheinlich würde ich es nicht ganz aushalten." Wie es funktioniert hat? Martha führt aus: "Manchmal mit Hilfe von Oma und Opa, später mit Kindermädchen, aber ich habe immer versucht, für meine Kinder da zu sein. Ich hoffe, es ist mir gelungen."

»Wenn die Mama nach Hause kommt, riecht sie nach Zahnarztpraxis, was ich liebe«

Berufstätig, erfolgreich, mit ausgeprägtem Sinn für Gerechtigkeit, das sind beide Frauen aus dem Hause Schneider. Ob sie auch Feministinnen sind? Unisono kommt es retour: "Im besten Sinne bestimmt. Ja! Wir sind aber auch Dentistinnen, Juristinnen und Humoristinnen." Ein Label reicht nicht. Martha Schneider beschreibt ihre Tochter so: "Liebevoll, fantasievoll, sensibel, sehr sozial, dynamisch, klug und schön.

Auf polnisch sagt man: 'do tańca i do różańca'. Das heißt: zum Tanzen und zum Beten." Ihr Kind streut ebenfalls Rosen. "Wenn die Mama nach Hause kommt, riecht sie nach Zahnarztpraxis, was ich liebe. Keine geht so gerne auf Bälle wie sie und mein Stiefvater Leo, keine hat mehr Kleider als sie, und wenn sie lacht, dann ist die Welt ein großes Stück schöner." Das wunderbarste Geschenk, das Silvia von ihrer Mutter bekommen hat, ist ihre Liebe und Sorge. "Jeden Tag! Egal, was ich mache", freut sich Silvia, berührt von der mütterlichen Fürsorge. Die kann auch nerven, wie jede Tochter weiß. Gelegentlich muss Silvia bei den Worten der Frau Mama -"Setz eine Mütze auf!","Wo ist dein Schal?", "Wann kommst du wieder?", "Leg dein Handy weg!" - dezent mit den Augen rollen. Das Tröstliche für die Senioren: Die Junioren entpuppen sich irgendwann entweder als ähnliches oder erschreckend exaktes Ebenbild. Die Genetik will es so. Was Silvia anders machen will als ihre geschätzte Mama, beantwortet sie kurz und knapp. "Alles!" Nachsatz: "Nichts!" In nicht allzu ferner Zukunft wird sie womöglich vom eigenen Fortpflanz ebenfalls ein deftiges Augenrollen kassieren. Silvia ahnt das. Ob sie schon gehört hat, "darin bist du wie deine Mutter"?"Oh, sehr oft", kommt es wie aus der Pistole geschossen. "Meistens nach dem vierten Glas Prosecco." Ein Gläschen könnte man ruhig öfter auf die Mütter und ihre Töchter heben. Nicht einmal im Jahr, sondern bei jeder Gelegenheit, die sich bietet.

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