Reich wie Queen Elizabeth: Die Besitztümer der Königin

Schlösser, Schmuck und Rennpferde - die märchenhaften Besitztümer von Queen Elizabeth

von Reich wie Queen Elizabeth: Die Besitztümer der Königin © Bild: imago/i Images

Queen Elizabeth ist die längstdienende sowie die älteste aller Monarchinnen und Monarchen der Welt. In Großbritannien wurden die sieben Jahrzehnte von Elizabeth II. im Dienst der Krone ausführlich - samt zusätzlichen Feiertagen für jeden vom 2. bis 5. Juni 2022 - gefeiert. Der traditionellen Militärparade "Trooping the Colour" mit 1.400 Soldaten, 400 Musikern und 200 Pferden folgte ein Dankgottesdienst in der St Paul's Cathedral. Am Samstag fand ein Pferderennen in Epsom Downs statt und die Königin wurde per Popkonzert bejubelt. Am Sonntag feierte die Nation mit Straßenumzügen.

Drei Viertel der Briten lieben die Queen

Die Briten feiern mit Queen Elizabeth II. ihren Fels in der Brandung. Die Vorstellung, dass nunmehr drei Generationen keine andere Königin als diese erlebt haben, scheint surreal. Selbst bei der monarchiekritischen jungen Generation genießt Elizabeth II. eine Zustimmungsrate von 76 Prozent.

Als Wirtschaftsfaktor bringt das Familienunternehmen Windsor dem Staat jährlich Einnahmen von bis zu 2,3 Milliarden Euro. Als stärkste weltweite Botschafterin ihres Landes gilt ohnehin die Queen höchstselbst. Branchenexperten der "Financial Times" schätzten den Wert ihrer "Marke" im Vorjahr auf 30 Milliarden Euro.

Die Queen ist reich, aber nicht die Reichste

Am früher geläufigen Sprichwort "reich wie die englische Königin" nagt indes der Zahn der freien Marktwirtschaft. So wird das private Nettovermögen der Queen von der "Sunday Times" auf lediglich 435 Millionen Euro geschätzt, während an der Spitze der aktuellen "Sunday Times Rich List" die britisch-indische Familie von Sri und Gopi Hinduja rangiert, die dank des transnationalen Firmenkonglomerats Hinduja Group mit einem Vermögen von 34 Milliarden Euro gelistet ist.

© 2022 The Royal Windsor Horse Show/Getty Images GEBURTSTAGSFOTO mit den zwei liebsten ihrer weißen Bybeck-Fell-Ponys, Katie und Nightingale: die Queen zum 96er im vergangenen April

Relativieren lässt sich dieser - für königliche Verhältnisse - enttäuschende Vermögensstand auf großzügige Art, wenn man die Besitztümer der Krone hinzurechnet. Dann liegt der Crown Estate mit Vermögenswerten in der Höhe von 45 Milliarden Euro noch immer klar vor allen Mitbewerbern.

Wobei angemerkt werden muss, dass dieses Vermögen der Königin im offiziellen "Rich List"-Ranking nicht aufgeführt wird, da die Besitztümer der Krone ihr nicht persönlich, sondern nur von Amts wegen für die Dauer ihrer Regentschaft gehören.

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Der Löwenanteil gehört der Krone

Das Portfolio der Krone, verwaltet von The Crown Estate, kann vom Monarchen weder verkauft werden, noch gehören dessen Einnahmen ihm oder ihr. Auch die britische Regierung ist nicht Eigentümer von The Crown Estate, der vielmehr als eigenständige Gesellschaft eingetragen ist, mit dem Ziel, "dauerhaften und gemeinsamen Wohlstand für die Nation zu schaffen". Er wird von einer unabhängigen Organisation verwaltet, an deren Leitung die königliche Familie nicht beteiligt ist.

Zu diesem Krongut gehören die weltweit bekanntesten Besitztümer in Großbritannien, wie der Buckingham-Palast, Schloss Windsor, der Tower of London, die Regent Street in London und die Hälfte des nobelsten und außerordentlich teuren Stadtteils St James's sowie Wald-und Landwirtschaftsflächen, Fischereirechte und Schätze wie Kunstsammlungen und die Kronjuwelen (Details siehe unten). Zudem ist die Krone viertgrößter Eigentümer von Einkaufszentren und Vergnügungsparks in Großbritannien.

Die Gewinne von The Crown Estate gehen jährlich an die britische Regierung, wobei 25 Prozent davon an die königliche Familie zur Finanzierung von deren Ausgaben abgegeben werden. Im Jahr 2021 waren dies rund hundert Millionen Euro. Das Vermögen der Königin ist demnach direkt mit der Leistung von The Crown Estate verbunden.

Zwei Schlösser im Privatbesitz der Queen

Zum Privateigentum der Queen zählen das geerbte Schloss Balmoral und der Landsitz Sandringham House sowie die Krönungskirche Westminster Abbey, wo auch sämtliche gekrönten Häupter begraben sind. Die Land- und Forstwirtschaft auf diesen Besitztümern trägt zum Privateinkommen der Queen bei, zudem stehen ihr die Einnahmen des Duchy of Lancaster Estate zu. Die Gewinne aus diesem Estate gehen seit 1399 an den jeweiligen Monarchen und werden deshalb streng vom Rest der Krongüter getrennt verwaltet.

© Copyright (c) 2017 Piotr Wawrzyniuk/Shutterstock. KENSINGTON GARDENS neben dem Hyde Park in London war einst der Privatpark des Kensington-Palasts, wo Prinz William mit Familie seine Stadtresidenz hat. Der Park misst 100 Hektar und ist frei zugänglich

Wichtigster städtischer Besitz des Duchy of Lancaster Estate ist das lukrative Savoy Estate im Zentrum Londons, ein Gebiet begrenzt von Strand und Embankment - mit Ausnahme des Savoy-Hotels -, dessen Gebäude hauptsächlich als Geschäfte und Büros vermietet werden. Lancaster Castle in Lancashire ist ebenfalls im Besitz des Estates, wie eine Reihe anderer Schlösser: Bolingbroke in Lincolnshire, Halton in Cheshire, Pontefract in Yorkshire und Ogmore in Südwales. Im Vorjahr beliefen sich die Einnahmen des Estates auf rund 27 Millionen Euro.

Diese Summe dient zur Finanzierung offizieller Ausgaben, die nicht von den Steuerzahlern durch den Sovereign Grant getragen werden, und wird vor allem für Ausgaben der Mitglieder der königlichen Familie wie der Wessexes und Prinzessin Anne verwendet.

Gut informierten Quellen zufolge ist auch ein königlicher Bankomat im Besitz der Queen. Er ist dem Vernehmen nach im Erdgeschoß des Buckingham-Palasts angesiedelt und wurde der königlichen Familie von der Coutts-Bank zur persönlichen Nutzung eingerichtet. Auch steinreiche Monarchen brauchen hin und wieder Kleingeld.

Die Besitztümer der Queen im Überblick

Paläste und Parks: Balmoral bis Buckingham

Geht es ums Wohnen, hat Queen Elizabeth II. reichlich Wahlmöglichkeiten. Zuletzt verbrachte sie viel Zeit auf Schloss Windsor, eine Autostunde vom offiziellen Londoner Amtssitz, dem Buckingham-Palast, entfernt. Dann wäre da noch der Holyrood-Palast, die offizielle Residenz der Königin in Schottland. Diese Schlösser stehen der Königin als Teil des Kronbesitzes zur Verfügung. Dazu kommen märchenhafte Anwesen im Privatbesitz der Monarchin, allen voran Sandringham House in der englischen Grafschaft Norfolk, zweieinhalb Autostunden von London entfernt. Der Landsitz mit 32 Quadratkilometer umliegendem Wald und Wiesen ist der jährliche Treffpunkt der Familie zum Weihnachtsfest. Queen Elizabeth II. erbte das Anwesen, das seit 1862 ihrer Familie gehört, von ihrem Vater, König George VI. Mehr als 200 Menschen leben dort von Landwirtschaft und Forstarbeiten.

© 2019 Getty Images DER BUCKINGHAM-PALAST ist seit 1837 der offizielle Londoner Wohnsitz des königlichen Staatsoberhauptes. Er hat 775 Zimmer, darunter 188 Räume für Angestellte, 92 Büros und 78 Badezimmer

Auch Schloss Balmoral in Schottland zählt zum Privatbesitz der Queen und dient ihr zwischen August und Oktober als Sommerresidenz. Die prachtvolle Westminster Abbey ist ebenfalls im Familienbesitz. Dort werden Krönungszeremonien abgehalten und die Könige Großbritanniens beerdigt. Die Kirche untersteht keiner Diözese, sondern als Eigenkirche direkt dem Monarchen.

Bentleys nach Maß: Automobilsammlung

Kraft ihres königlichen Status braucht die Queen keinen Führerschein. Trotzdem hat sie während des Zweiten Weltkriegs beim Auxiliary Territorial Service (ATS) Auto fahren gelernt und die Ausbildung zur Lkw-Fahrerin und Mechanikerin absolviert. Vielleicht erklärt dies die Automobilleidenschaft der Monarchin. Ihre Sammlung an Edelkarossen wurde 2016 auf einen Wert von zwölf Millionen Euro geschätzt. Ältestes Juwel im Fundus ist ein Daimler Phaeton 1900, das erste königliche Automobil, das auf dem Landsitz Sandringham House ausgestellt ist. Zur Sammlung gehört weiters u. a. das erste SUV der Firma Bentley, Bentley Bentayga. Ein Aston Martin Volante DB6 ist dabei, den sie einst Prinz Charles schenkte. Ländlicher aktueller Favorit der Queen ist der Land Rover Defender, von dem es 30 Stück in Windsor gibt. Für offizielle Anlässe fertigte Bentley zwei idente Staatslimousinen im Wert von jeweils elf Millionen Euro. Deren Basis ist der Bentley Arnage, doch die Modelle der Queen sind länger (6,22 Meter), breiter (zwei Meter) und höher (1,77 Meter), damit sie aufstehen kann, bevor sie den Wagen verlässt.

The Crown Estate: Immobilienimperium und Luxushandtaschen

Die rund zwei Kilometer lange Regent Street ist nach dem Prinzregenten (und späteren König) Georg IV. benannt und im Besitz der Krone -wie auch knapp die Hälfte des Stadtteils St. James's nahe dem Buckingham-Palast. Zu den Schmankerln im Immobilienportfolio des Königshauses zählen auch Landwirtschaftsflächen, Wald, Fischereirechte, Freizeitparks und Einkaufszentren. Das Portfolio gilt als Krongut und gehört nicht zum Privatbesitz der Königin. Es wird vom Crown Estate verwaltet, dessen Gewinne an die britische Regierung gehen. Diese gibt ein Viertel davon an die königliche Familie weiter. Das "Forbes"-Magazin schätzte den Wert des Crown Estate 2020 auf 16 Milliarden Euro.

© Copyright (c) 2018 William Barton/Shutterstock. TEURES PFLASTER. Die weltberühmte Regent Street, die jährlich 7,5 Millionen Besucher anlockt, und Piccadilly und Oxford Circus

Ganz im Privatbesitz ist die mehrere Hundert Stück umfassende Handtaschensammlung der Königin. Allein 200 Exemplare besitzt sie von ihrer Lieblingsmarke Launer. Seit Jahrzehnten bevorzugt die Queen den Londoner Designer, der nur wenige Hundert Stück pro Jahr fertigt. Pro Tasche zahlen Kunden nicht unter 2.000 Euro. CEO Gerald Bodmer verriet, dass für die Queen manchmal die Trageriemen verlängert würden. Sonst sind die Launer-Modelle, die Sofia, Diva, Traviata oder Turandot heißen, ident mit jenen, die die Queen trägt.

The Royal Collection: Kunst, Schmuck, Kronjuwelen

Die Sammlung des britischen Königshauses ist mit über einer Million Artefakten eine der größten Kunstsammlungen der Welt. Dazu zählen Gemälde, Zeichnungen, Drucke, Fotografien, Wandteppiche, Möbel, Keramiken, Bücher, Metallarbeiten, Rüstungen und Schmuck. An 15 Standorten wie Windsor Castle, Holyrood Palace, Buckingham Palace sind Teile davon zu besichtigen. Der Schatz gehört dem jeweils regierenden Monarchen, zählt aber nicht zu dessen Privatvermögen, sondern wird vom Royal Collection Trust im Auftrag des Crown Estate treuhänderisch verwaltet. Höhepunkte der Sammlung sind historische Kostbarkeiten wie das Skizzenbuch von Königin Victoria aus dem Jahr 1861 und die Kronjuwelen, die im Tower of London aufbewahrt werden. Die zeremoniellen Insignien umfassen 142 Gegenstände wie Kronen, Schwerter und Roben, besetzt mit insgesamt 23.578 Edelsteinen. Die spektakulärsten Steine entstammen dem größten je gefundenen Diamanten der Welt, dem Cullinan, benannt nach dem Minenbesitzer Thomas Cullinan. Das Rekordjuwel hatte beim Fund nahe Pretoria in Südafrika 3.106,75 Karat. Es ging als Geschenk an Edward VII. und wurde in 105 Teile gespalten, von denen die neun größten in Zepter und Kronen der Kronjuwelen verarbeitet wurden.

Vierbeinige Lieblinge: Rennpferde und Rassehunde

Die Pferdeleidenschaft der Königin begann mit den Reitstunden, die sie ab ihrem dritten Lebensjahr bekam. Sie liebt Vollblüter und ist als Züchterin höchst engagiert, wobei ihr auch der Erhalt und die Zucht traditioneller britischer Rassen wie Shetland-, Highland-und Fell-Ponys am Herzen liegen. Rennpferde zählen seit 70 Jahren zum königlichen Besitz. Zuletzt waren es rund 100 Exemplare, die der Queen über 500 Rennsiege holten und über neun Millionen Euro Preisgeld gewannen. Allein der Hengst Carlton House hat rund 875.000 Euro zusammengaloppiert. Wichtigstes Pferd der Queen war lange die Rappstute Burmese, auf deren Rücken die Monarchin die Militärparade "Trooping the Colour" abnahm.

© 2022 Getty Images EWIGE BEGLEITER der Monarchin sind die Wachhunde aus Wales mit den kurzen Beinen, die Corgis

Zu den vierbeinigen königlichen Begleitern gehören auch die bislang 30 Hunde der Regentin, darunter Corgis, schwarze Labradore und Cockerspaniels. Erst im März 2021 bekam sie zu ihrem Corgi-Dackel-Mischling Candy zwei Corgi-Welpen geschenkt. Zum 70. Thronjubiläum erlebt die Rasse einen Boom: In ganz Großbritannien wurden 2022 bereits 1.223 Corgi-Welpen registriert, so viele wie seit 30 Jahren nicht mehr.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 22/2022 erschienen.