Marina Hoermanseder: Die Pläne
der erfolgreichen Designerin

"Ich bin ein fleißiges, mit christlichen Werten erzogenes Mädchen"

Marina Hoermanseder hat den Erfolg scheinbar für sich gepachtet. Stars wie Lady Gaga oder Kylie Jenner tragen die Kreationen der 32-jährigen Designerin aus Österreich. Auch die Arbeitskleidung von der AUA und der Post durfte sie anfertigen. Jetzt startet sie mit einer neuen TV-Show durch. Wir hart sie für ihre Karriere arbeitet, was ihr Vater damit zu tun hat und warum ihr Freund bei der Entscheidung, wo geheiratet wird, nichts zu sagen hat, verrät Sie im Interview.

von Karriere & Liebe - Marina Hoermanseder: Die Pläne
der erfolgreichen Designerin © Bild: Christoph Schlossnikel

News.at: Wie sieht ein klassischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Marina Hoermanseder: Das Spannende bei mir ist, dass ich keinen klassischen Arbeitsalltag habe. Seit ich mich selbstständig gemacht habe, bin ich tatsächlich noch nie dazu gekommen, mich hinzusetzten, um zu planen und alles strategisch durchzudenken.

Wie können wir uns das konkret vorstellen?
Immer muss alles bis übermorgen fertig sein - es passiert alles im letzten Moment. Ich bekomme zum Beispiel um 16.00 Uhr den Auftrag, dass Nicki Minaj für ihr Video - das übermorgen gedreht wird - ein neues Korsett braucht. Da sitzen wir dann die ganze Nacht, um rechtzeitig fertig zu werden.

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So stressig stellen sich das die meisten wahrscheinlich nicht vor ...
Viele glauben, dass ich den ganzen Tag vor meinem Zeichenblock sitze und mit dem Kohlestift Mode designe. Aber tatsächlich geht es um viel administrative Arbeit und Personalmanagement. Es ist mir sehr wichtig, dass es allen Mitarbeitern gut geht. Bei uns herrscht eine klassische Start-up-Kultur.

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Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie derzeit?
Wir sind ein Team von 16 Leuten. Wir waren auch schon mal mehr. Aber jetzt sind wir bei einer Größe, mit der ich gut umgehen kann. Denn Führungsaufgaben fordern einiges ab.

Sie haben schon für die AUA und für die Post Arbeitsbekleidung designt. Wie zieht man so einen Auftrag an Land?
Ich wurde einfach angefragt. Da kommt ein E-Mail - und dann muss man sich einig werden. Bei der Post wurden zwar die Materialien ausgeschrieben, meine Dienstleistung aber nicht.

Was ist wichtiger: Gutes Marketing oder innovative Entwürfe?
Es ist ein Zusammenspiel beider Faktoren. Das ist nicht nur bei der Mode so. Nur gutes Marketing für ein schlechtes Produkt zu haben, geht gar nicht. Auf der anderen Seite: Ein richtig gutes Produkt zu haben, das man nicht zeigen kann, bleibt auch erfolglos. Müsste ich es in Prozent ausdrücken, würde ich sagen: 60 Prozent der Entwurf und 40 Prozent Marketing.

Ihr Vater ist langjähriger Vorstandsvorsitzender von Mayr-Melnhof Karton, einem erfolgreichen börsennotierten österreichischem Unternehmen. Inwieweit hilft Ihnen sein Netzwerk?
Netzwerk hilft immer. Natürlich hat er jetzt nicht die Telefonnummern von allen Star-Stylisten und Kreativdirektoren aus der Modebranche bei sich im Handy. Aber alleine, dass seine Kontakte aus der Wirtschaft meinen Namen kennen und wissen, dass ich seine Tochter bin, kann ein Vorteil für mich sein.

»Meinen Familiennamen verbindet man mit Kompetenz«

Ihr Ruf eilt Ihnen sozusagen voraus.
Mein Familienname gibt mir bei Menschen, die mit der Modebranche normalerweise nicht viel zu tun haben, eine gewisse Kompetenzzuschreibung. Durch diesen Anknüpfungspunkt kann durchaus Interesse an meinen Produkten entstehen.

Müssen Sie sich manchmal Vorwürfen aussetzen, es nur mit Vitamin B zum Erfolg geschafft zu haben?
Für mich ist es kein Vorwurf. Fakt ist: Ich bin wahnsinnig erfolgsorientiert erzogen worden. Hätte mich der Einfluss meines Elternhauses nicht geprägt, würde ich jetzt nicht Tag und Nacht arbeiten, um meine beruflichen Ziele zu erreichen. Natürlich gibt es viele gute Designer, die nicht die Starthilfe von ihrem Vater hatten, so wie ich - aber ich schäme mich nicht dafür. Schlimmer wäre es, wenn man aus den Möglichkeiten, die man vom Leben bekommt, nichts macht.

»Ich schäme mich nicht für die Starthilfe von meinem Vater«
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Ihren Erfolg haben Sie sich also erarbeitet?
Ich habe sehr hart dafür gearbeitet. Mein Vater hätte mich nicht unterstützt, wenn er nicht gesehen hätte, dass es mir ernst ist. Er hätte keine Liebelei oder Beschäftigungstherapie finanziert. Auch das Wirtschaftsstudium zu machen war das Ultimatum meines Vaters. Im Nachhinein bin ich ihm sehr dankbar dafür. Seine Unterstützung geht weit über das Geld hinaus.

Wie kann man sich das vorstellen?
Mein Vater ist die erste Person, die ich anrufe, wenn ich einen unternehmerischen Rat brauche oder eine große Entscheidung in der Firma ansteht. Es kommt schon vor, dass ich ihn zwölf Mal am Tag anrufe. Er hat einen unglaublichen Erfahrungsschatz aufgrund seiner langjährigen Führungsposition. Er kann mir Dinge erklären, mich beruhigen. Das ist viel mehr wert, als alles Geld der Welt.

»Marina, schüttle dich ab wie ein nasser Hund!«

Welche seiner Tipps haben Sie geprägt?
Ein Leitspruch meines Vaters ist: "Der Meister brilliert in der Knappheit der Ressourcen". Das kommt zur Sprache, wenn mir mal wieder etwas fehlt im jungen Unternehmen. Und dann sagt er gern: "Per aspera ad astra" (wörtlich: "Durch das Raue zu den Sternen") - die lateinische Redewendung bedeutet: "Über raue Pfade gelangt man zu den Sternen". Oder wenn irgendein Vorfall war, sagt er schlicht: "Marina, schüttle dich ab wie ein nasser Hund!". Und weiter geht's.

Und was hat Ihnen Ihre Mutter mit auf den Weg gegeben?
Von meiner Mutter habe ich gelernt, dass eine Frau "Frau" sein und gleichzeitig wahnsinnig produktiv arbeiten kann. Sie würde nicht ohne roten Lippenstift zum Supermarkt gehen. Als Hausschuhe trägt sie High Heels – kein Scherz. Aber gleichzeitig kann sie bei der Arbeit so richtig anpacken. Sie hat keine Scheu davor, sich bei mir im Atelier die Finger schmutzig zu machen. Sie unterstützt mich sehr.

»Es ist mein erster Auftrag fürs Fernsehen, der mit Mode nichts zu tun hat«

An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit?
Ich war jetzt vier Wochen in Österreich, weil ich eine TV-Sendung gedreht habe. Die startet am 3. April auf ProSieben Austria. Und darauf freue ich mich sehr. Es ist das erste Mal, dass ich ohne meine modische Kompetenz einen Auftrag fürs Fernsehen bekommen habe.

Um was geht es in der neuen TV-Show?
Sie heißt "Design Dreams" und ich kümmere mich in der Sendung um Interieurprobleme von Menschen. Dabei fungiere ich als Host und Jury, während die Kandidaten ein Zimmer neu einrichten müssen.

Und was tut sich bei ihrem Label?
Heute in der Früh habe ich ein Foto bekommen, auf dem sich Kylie Jenner, die jüngste Milliardärin der Welt, in einem Komplett-Look von mir zeigt. Ich konzentriere mich derzeit richtig stark auf L.A. und die Stars. Ich habe dort auch eine Agentur.

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Ihr Konzept scheint aufzugehen: Stars wie Kylie Jenner, Lady Gaga und Rihanna zeigten sich öffentlich in Ihren Kreationen. Wie fühlt sich das für Sie an?
Das ist urgeil. Eine Freundin hat mir heute dazu eine Nachricht geschickt: "Marina, wenn du wieder mal glaubst, alles ist ganz furchtbar, dann denk daran, dass die jüngste Milliardärin der Welt deine Sachen trägt". Das ist genau das, was mich antreibt, wofür ich arbeite.

Warum sind Promis, die Ihre Mode tragen, so wichtig?
Weil ich gemerkt habe, dass alles, was mit den Celebrities in Amerika zu tun hat, in meine Heimat Österreich und auch nach Deutschland weitergetragen wird. Das ist ein Multiplikator-Effekt, der meinen Bekanntheitsgrad enorm stärkt. Es geht in meinem Geschäft nicht nur darum, Mode zu verkaufen, sondern auch um Aufmerksamkeit. Neben Auftragsarbeiten bringen wir schnelle und coole Produkte auf den Markt. Jede Kooperation hilft dabei.

»Lady Gaga bringt alles wieder brav in unseren Show-Room zurück«

Müssen internationale Stars überhaupt für Ihre Mode bezahlen?
Die borgen sich das aus. Lady Gaga zum Beispiel bringt die Mode brav wieder in unseren Show-Room in L.A. zurück. Die Hollywood-Stars ziehen sich am Tag zehn Mal um. Die wollen und können gar nicht alles behalten – was sehr gut für mein Budget ist.

Wie wichtig ist die Social-Media-Plattform Instagram für Ihren Erfolg?
Ich gehe mit Instagram schlafen und wache mit Instagram auf. Ich verbringe täglich sicher vier Stunden damit, neue Trends zu erforschen und meinen Kanal aktuell zu halten. Es geht aber nicht nur um PR, mir gefällt diese Plattform. Ich gehöre halt zu dieser Generation (schmunzelt).

Wir kennen Sie von Instagram, als Jury-Mitglied von Austria’s Next Topmodel und als Designerin bei Fashion Weeks. Wie tickt die private Marina Hoermanseder?
Jeder stellt sich eine Designerin als eine wahnsinnig coole, unnahbare Person vor. So bin ich nicht. Ich bin ein fleißiges, ehrgeiziges mit christlichen Werten erzogenes Mädchen. Ich versuche meinen Job einfach gut zu machen.

Wie kommen Sie am besten zur Ruhe?
Ich gehe mit meinem Hund spazieren. Und sonst bin ich eher eine Trash-Queen. Ich mache es mir gern auf der Couch gemütlich und ziehe mir so etwas wie den "Bachelor" rein. (Anm. d. Red: "Der Bachelor" ist eine Fernsehshow, in der ein attraktiver Junggeselle eine Lebenspartnerin zu finden versucht.)

Sie waren ja gerade mit Ihrem Freund in Thailand auf Urlaub – wie lange sind Sie schon ein Paar?
Wir sind seit circa einem halben Jahr zusammen.

Wie haben Sie sich kennengelernt?
Zusammengefunden haben wir über das moderne Internet-Dating (lacht) ... und nicht auf einer coolen Vernissage. Aber wir kannten uns schon von früher.

Was sind ihre privaten Ziele?
Mit 20 habe ich gesagt, dass ich mit 26 drei Kinder haben werde. Jetzt mit 32 sage ich, ja mit 35 habe ich sicher ein Kind. Man kann so etwas nicht planen, aber ich möchte in den nächsten Jahren Kinder bekommen.

»Ich möchte in den nächsten Jahren Kinder bekommen«

Würde sich das mit Ihrer Karriere vereinbaren lassen?
Inzwischen ja. Meine Firma ist gefestigt genug, mein Team funktioniert auch ohne mich. Und wer weiß, vielleicht gibt es dann eine Marina Hoermanseder Kinder-Kollektion.

Wie wäre es mit einem Hochzeitskleid?
An das habe ich auch schon gedacht, aber das eigene Hochzeitskleid zu designen, ist vielleicht zu stressig. Ich heirate nur einmal im Leben, da will ich einfach Prinzessin sein. Man kocht ja auch nicht für die eigene Hochzeit.

Wo würden Sie denn gerne heiraten?
Im Stephansdom.

Was sagt Ihr Freund dazu?
Ich habe mir von meiner Mutter sagen lassen, dass der Freund dazu gar nichts zu sagen hat. Weil die Heimat der Braut entscheidet, wo man heiratet.

Haben Sie Ihren Freund Ihren Eltern schon vorgestellt?
Ja, die kennen sich. Wir haben schon nette Sachen gemeinsam erlebt. Letzte Woche waren wir im Burgenland. Das ist alles sehr harmonisch. Meine Eltern sind glücklich, wenn ich glücklich bin.

»Er muss anständig sein und geputzte Schuhe haben«

Haben Ihre Eltern strenge Vorgaben für Mann an Ihrer Seite?
Nein, er muss nur anständig sein und geputzte Schuhe haben.

Sie leben in Deutschland, wollen Sie irgendwann wieder zurück nach Österreich?
Mein Freund Paul ist Berliner, also bleibe ich erst mal hier. Aber ich bin für alles offen. Wenn dann mal Enkel da sind, würde mir das meine Mutter wahrscheinlich nicht verzeihen, wenn mein Lebensmittelpunkt nicht in Wien wäre. (schmunzelt)

Zur Person: Die Lederstriemen-Röcke der 32-Jährigen sind das Markenzeichen der Wiener Designerin. Mit ihren Kollektionen, die häufig mit Fetisch-Elementen durchsetzt oder von orthopädischen Produkten inspiriert sind, hat die gebürtige Wienerin, die nach einem Wirtschaftsstudium erst vor knapp fünf Jahren in die Modebranche einstieg, bereits für nationale und internationale Aufmerksamkeit gesorgt.

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