Hubert von Goisern: Der Erfinder des Alpenrocks

Mit seiner Mischung aus österreichischer Volksmusik und Rockmusik schuf Hubert von Goisern etwas gänzlich Neues. Hits wie "Koa Hiatamadl" oder "Heast as net" brachten ihm weit über Österreichs Grenzen hinaus Berühmtheit. Auch später noch war der Weltmusiker stets für Überraschungen gut.

von Hubert von Goisern © Bild: Matt Observe

Steckbrief Hubert von Goisern

  • Name: Hubert von Goisern (bürgerlich: Hubert Achleitner)
  • Geboren am: 17.11.1952 in Goisern (Oberösterreich)
  • Beruf: Musiker und Autor
  • Ausbildung: Autodidakt
  • Familienstand: verheiratet mit Hildegard
  • Kinder: Sohn Nick und Tochter Laura
  • Website: www.hubertvongoisern.com
Hubert von Goisern
© Matt Observe

Er ist der Urvater des österreichischen Alpenrocks und wusste sich stets neu zu erfinden: Hubert von Goisern hat in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts gänzlich neue Töne nach Österreich gebracht. Der autodidaktische Musiker entstaubte die Volksmusik und mischte sie mit Rock sowie anderen musikalischen Stilelementen. Dabei entwickelte sich der Goiserer, wie ihn seine Fans nennen, stetig weiter. Er heimste kontinuierlich Erfolge ein, ohne dabei an Bodenständigkeit und Authentizität zu verlieren.

Hubert von Goiserns Jugend im Salzkammergut

Hubert von Goisern, mit bürgerlichem Namen Hubert Achleitner, wuchs in Goisern im Salzkammergut auf. Als Sohn einer sudetendeutschen Mutter, die 1954 mit ihren Eltern als Flüchtling in das Dorf kam, fühlte er sich in Goisern nie so richtig akzeptiert. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule endete seine schulische Karriere am Musischen Gymnasium bereits nach zwei Jahren. "Nach drei Fleck in Deutsch, Englisch und Latein wurde ich in die Freiheit entlassen", sagte er im Gespräch mit den "Salzburger Nachrichten". "Schule war für mich der Ort, wo ich ständig auf meine Defizite und Schwächen hingestoßen wurde. Es war unbestritten die schlimmste Zeit meines Lebens. Das Leben davor war schön und das Leben danach wurde wieder schön."

»Nach drei Fleck in Deutsch, Englisch und Latein wurde ich in die Freiheit entlassen«

Wegen seiner Weigerung, Leistung zu bringen, sich angemessen zu benehmen und einen, wie man so schön sagt, vernünftigen Beruf zu erlernen, blieb er während seiner Jugend ein Außenseiter. Seine Liebe zur Musik zeigte sich dabei schon früh. Im Alter von fünf Jahren fasste er den Wunsch, Dirigent zu werden. Mit zwölf Jahren trat Achleitner in die Blaskapelle von Bad Goisern ein, mit 16 Jahren spielte er im Orchester die erste Trompete. Seine Kritik am Repertoire des Orchesters und seine schulterlangen Haare führten schließlich zum Hinauswurf. Der Leihtrompete beraubt, brachte sich Achleitner selbst das Gitarrespielen bei, gründete seine erste Band und komponierte in Anlehnung an Jimi Hendrix und Miles Davis seine ersten eigenen Songs.

Hubert von Goisern
© Matt Observe

Der Beruf des Musikers war in den Augen seiner Eltern allerdings kein realistisches Ziel, was ihn vor allem mit seinem Vater in Konflikt brachte. Dieser hätte sich für seinen Sohn eine Karriere als Lehrer oder Arzt erhofft. Auf Wunsch des Vaters wurde er immerhin Chemielaborant. Während seiner dreieinhalbjährigen Lehre in einem Labor gab es zwei Brände und eine Überflutung, wie Hubert von Goisern im Interview mit "Brigitte" verrät.

Nach diesem nicht gerade erfolgversprechenden Start ins Berufsleben zog Hubert von Goisern es vor, erst einmal zu verschwinden. Mit seiner damaligen Freundin Ingrid wanderte er nach Südafrika aus, um dort als Chemielaborant zu arbeiten. 1975 ging er zurück nach Österreich, wo er nach der Trennung von Ingrid die Kanadierin Kate heiratete. Er nahm ihren Familiennamen Sullivan an und zog mit ihr nach Toronto.

Hubert von Goiserns Weg zum Profimusiker

In Kanada entschloss sich Hubert von Goisern 1979 dazu, Musiker zu werden. Eine vergleichsweise späte Berufung, war er zu diesem Zeitpunkt doch schon 27 Jahre alt. Achleitner studierte in Toronto zwei Jahre lang Musik und nahm Flamenco-Gitarrenunterricht.

Nach der Trennung von seiner kanadischen Frau Kate ging Hubert Sullivan, wie er noch einige Jahre heißen sollte, wieder auf Reisen. Bei einem längeren Aufenthalt auf den Philippinen erlernte er unter anderem das Spielen der Nasenflöte. Allmählich fand er den Weg zu seinem eigenen Musikstil: einer Mischung aus traditioneller österreichischer Volksmusik mit fremden Richtungen und Stilen.

1984 kehrte er nach Österreich zurück und studierte an der Wiener Musikhochschule Elektroakustik und experimentelle Musik. Sein Geld verdiente sich der Goiserer als Komponist und freier Musiker. Seine ersten Gigs in Wiener Clubs absolvierte der mittlerweile 34-Jährige unter dem Künstlernamen "von Goisern". Ein Entschluss, der "aus Rache" an den Dörflern resultierte, die ihn wegen der sudetendeutschen Abstammung seiner Mutter ausgegrenzt hatten, wie er im Interview mit "News" bekanntgab.

Gründung der "Alpinkatzen"

In dieser Zeit lernte Hubert von Goisern, kurz "HvG", in Wien den Musiker Wolfgang Staribacher kennen. Mit ihm gründete er die Band "Alpinkatzen", die 1988 mit "Alpine Lawine"* ihre erste Schallplatte veröffentlichte. Nachdem diese floppte, trennte sich das Duo 1991. HvG zog es in die Stadt Salzburg, wo er heute noch lebt. Es dauerte nicht lange, bis die Alpinkatzen in neuer Formation wieder auftraten. Mit dabei war Sabine Kapfinger, auch Zabine genannt, die Hubert das Jodeln beibrachte.

Die CD "Alpine Lawine" gibt es hier.*

Mit der neuen Band kam der Erfolg: Hits wie "Koa Hiatamadl" oder "Heast as net", Plattenverträge und ausgedehnte Tourneen bis nach New York. Obwohl man in Deutschland oft kaum verstand, worüber die Alpinkatzen sangen, heimsten sie dort noch mehr Lorbeeren ein als in Österreich.

Auszeit in Tibet und Afrika

Als es richtig gut lief mit den Alpinkatzen, gab HvG 1994 ihre Auflösung bekannt. Der Musiker machte sich auf nach Tibet und anschließend nach Ostafrika zur Schimpansen-Forscherin Jane Goodall. Nach seiner Rückkehr nach Österreich startete er im Jahr 2000 mit den Alben "Fön" sowie "Trad" und "Trad II"* eine Solokarriere. Dabei begab er sich wieder auf neue Wege der Reinterpretation von Volksmusik. 2003 ging er mit Mohamed Mounir, einem ägyptischen Musiker, auf Tournee und startete 2005 eine Reise nach Mali, die dokumentarisch festgehalten wurde.

Die CD "Trad II" gibt es hier.*

Solo zurück in die Charts

Eine weitere Reise führte ihn in den Jahren 2007 bis 2010 per Schiff mit seiner Band entlang der Donau bis zur Nordsee und zum Schwarzen Meer. Während dieser Zeit erschien "S'Nix"*, ein Album mit Rocksongs und Romantikballaden. Sein zwölftes Studioalbum "EntwederUndOder"* und die Single "Brenna tuat‘s guat" brachten ihn wieder in die österreichischen und deutschen Charts.

Die CD "S'Nix" gibt es hier.*

Die CD "EntwederUndOder" gibt es hier.*

Es folgten Kunstprojekte und 2015 das Album "Federn"* mit Anleihen aus der US-amerikanischen Bluegrass-Musik. Kurze Zeit später ging Hubert von Goisern erneut mit seiner Band auf Tour, die ihn unter anderem in die USA führte. Nach einer Pause vom Tourneeleben gab der vielseitige Künstler 2020 mit "Flüchtig"* sein literarisches Debüt. Der Roman über "Liebe, Sehnsucht und das flüchtige Glück" wurde zum Bestseller. Auch das im selben Jahr erschienene Studioalbum "Zeiten & Zeichen"* kam sehr gut an. 2022 und 2023 gingen HvG und seine Band mit diesem Album auf Tournee quer durch den deutschsprachigen Raum. Diese Tour ist für den Künstler, der 2022 seinen siebzigsten Geburtstag feierte, vielleicht "das letzte Mal, wo ich richtig laut werden will", wie er gegenüber dem "Oberösterreichischen Volksblatt" zu bedenken gab.

Die CD "Federn" gibt es hier.*

Die CD "Zeiten & Zeichen" gibt es hier.*

Hubert von Goisern privat

Hubert von Goisern ist seit über 30 Jahren mit Hildegard, einer Pädagogin, verheiratet. Als er seine Frau mit Anfang 30 kennenlernte, wurde zum ersten Mal der Kinderwunsch in ihm wach. Finanziell war er mit einem Jahreseinkommen von 14.000 Schilling, das war mit umgerechnet 1.000 Euro auch damals sehr mager, nicht für diesen Schritt gerüstet. Die angepeilte Lösung, sich als Hausmann und Teilzeit-Musiker um Haus und Kind zu kümmern, war dann doch nicht dauerhaft nötig. Der Erfolg der Alpinkatzen brachte finanziellen Spielraum für Tochter Laura und Sohn Nick, die inzwischen beide erwachsen sind.

Wenn HvG nicht komponiert, auf Reisen geht oder auf Tour ist, widmet er sich seinem Hobby, dem Tischlern. Sein Wohnsitz ist seit langem eine moderne Villa in Salzburg. Braucht HvG mal Ruhe und Abstand, zieht er sich in sein uriges Häuschen in Bad Goisern zurück. Als begeisterter Skifahrer stürzt er sich auch mal in den Trubel der Gamsstadt Kitzbühel, die ihn nicht als Promi-Zentrum anzieht, sondern als "lässiger Platz mit viel Magie". Der Partykönig ist er hier nicht, denn HvG ist privat, wie er gegenüber "News" gestand, "bei Weitem nicht so lustig und nett, wie die Leute denken".

Das Buch "Flüchtig" gibt es hier.*

Was man von Hubert von Goisern lernen kann

1. Bleibe offen für neue Menschen und neue Kulturen

Die Begegnung mit Menschen, die er noch nie zuvor getroffen hat, das Reisen und das Entdecken neuer Welten sind seit vielen Jahren so etwas wie Hubert von Goiserns Lebenselixier. "Stets war und ist mein Leben Bewegung, Veränderung. Stets hab' ich die Welt bereist, viele Menschen, Völker und neue Landschaften kennengelernt. Das war mir immer sehr wichtig! Denn durch das Reisen bekommt man ein viel objektiveres Bild von seinem innersten Ich, aber auch von der Umgebung, in der man aufgewachsen ist, die man seine Heimat nennt", wie von Goisern auf seiner Homepage berichtet.

Hubert von Goisern
© Matt Observe

2. Alleinsein ist hin und wieder sehr heilsam und wichtig

Hubert von Goisern litt stets unter einem für ihn sehr belastenden "positiven Kontrollbedürfnis" über seine Umwelt, wie er im Gespräch mit dem Magazin "Chrismon" verrät . Er war und ist ein Mensch, der sich laut Eigendefinition sehr intensiv in andere einfühlt, es ihnen "so schön und so spannend wie möglich" machen will und stets das Gefühl hat, helfen oder die Welt erklären zu müssen. Daraus kann er nur flüchten, indem er sich hin und wieder ins Alleinsein zurückzieht.

3. Trete nie auf Partys auf, wenn du als Musiker Erfolg haben willst

Wie wird man ein erfolgreicher Musiker? Auf diese Frage erhoffte sich Hubert und Goisern einst bei einem Treffen mit dem inzwischen verstorbenen Schlagzeuger Jon Hiseman von Colosseum eine Antwort. Hisemans Rat: "Es gibt zwei Regeln. Erstens: Was immer passiert, gib niemals auf! Und zweitens: Spiele niemals auf Partys!" Beides hat sich HvG stets zu Herzen genommen.

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